Lieferdienste

Knuspr soll in Deutschland stark expandieren

Die tschechische Mutter des Lebensmittel-Lieferdienstes will sich im umkämpften deutschen Markt noch breiter machen und hat bereits ein Auge auf Hamburg geworfen. Die Bundesrepublik ist aus Sicht von Experten noch ein "weißer Fleck" in der Branche.

Knuspr soll in Deutschland stark expandieren

Lieferdienst Knuspr soll in Deutschland stark expandieren

Reuters Prag

Der Lebensmittel-Lieferdienst Knuspr soll seinem tschechischem Mutterkonzern Rohlik zufolge im umkämpften deutschen Markt expandieren. Knuspr, derzeit in München, dem Rhein-Main-Gebiet und Berlin vertreten, könnte seine Dienste in 15 weiteren Städten anbieten, sagte Rohlik-Gründer Tomas Cupr der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir haben bereits ein Auge auf Hamburg geworfen“, sagte er. Nach einem Eintritt in der Hansestadt müsse der Online-Supermarkt aber zunächst Geld von Investoren einsammeln, um eine weitere Ausweitung zu stemmen. Cupr wolle binnen zwölf Monaten schwarze Zahlen schreiben und den Markt in Zentraleuropa für sich gewinnen. Das sei auch die Geschichte für einen möglichen Börsengang der 2014 in Tschechien gegründeten Gruppe.

Der deutsche Lebensmittelmarkt mit Discountern wie Aldi und Lidl sowie Supermarktketten wie Edeka und Rewe ist hart umkämpft. Zuletzt hatte sich der Lebensmittel-Lieferant Getir aus der Bundesrepublik zurückgezogen. Schnell-Lieferdienste mussten mit hohen Investitionen und Anlauf-Verlusten kämpfen.

Millionenverlust durch Expansion

Der Knuspr-Mutterkonzern Rohlik hatte 2023 dagegen bereits in seinem tschechischen Heimatmarkt einen kleinen Gewinn eingefahren, sagte Cupr. Auch in Ungarn verdiente der Händler Geld – aber in der Gruppe habe Rohlik angesichts der Expansion in Deutschland zuletzt einen Verlust von rund 20 Mill. Euro geschrieben, fügte er hinzu. Unter anderem habe das Unternehmen in den Ausbau seiner Lieferzentren investiert. Doch die Verluste sollen nicht bleiben: „Auf Ebene der Gruppe werden wir innerhalb der nächsten zwölf Monate die Gewinnschwelle überschreiten – inklusive des Wachstums in Deutschland“, betonte Cupr.

Analysten zufolge nutzen nur rund 2% der Verbraucher in der Bundesrepublik Lebensmittel-Lieferdienste, in Großbritannien sind es dagegen schon 8%. Deutschland sei damit trotz großer Kaufkraft noch ein „weißer Fleck“, sagte Arhi Kivilahti, Analyst beim Handelsexperten ADA Insights. Deutsche Einzelhändler wie Rewe liefern indes längst im Internet bestellte Lebensmittel an die Kunden. Rewe ist auch am Lieferdienst Flink beteiligt. Rivale Edeka hat sich beim Lieferdienst Picnic eingekauft, der Online-Kunden zu festen Zeiten Lebensmittel zustellt und sich damit von anderen Lieferdiensten unterscheidet. Knuspr verspricht, Lebensmittel drei Stunden nach der Online-Bestellung zu liefern.

Günstigere Eigenmarken im Fokus

Essenslieferanten hatten während der Coronavirus-Pandemie einen Höhenflug erlebt. Doch nun leiden sie unter steigenden Kosten und der hohen Inflation. Die Verbraucher achten noch stärker auf den Preis. Auch an Rohlik geht dies nicht vorbei – die Gruppe setze verstärkt auf Eigenmarken, sagte Cupr. Die vom Verbraucher als preiswert empfundenen Eigenmarken sollen binnen zwei Jahren einen Umsatzanteil von 20% erreichen, kündigte der Rohlik-Chef an – aktuell seien es rund 10%. Er wolle keine Kunden an die Discounter verlieren, betonte Cupr.