Kone zieht sich bei Thyssenkrupp zurück

Vorrangige Verhandlungen mit Konsortien rund um Blackstone und Advent - Finnen brüskiert

Kone zieht sich bei Thyssenkrupp zurück

cru Frankfurt – Thyssenkrupp verweist den am meisten bietenden Kaufinteressenten Kone im Bieterrennen um die mit über 16 Mrd. Euro bewertete Aufzugssparte des Konzerns in die zweite Reihe und brüskiert so die Finnen. Das Gleiche gilt für den kanadischen Vermögensverwalter Brookfield. So bleiben nur noch zwei der zuvor vier Bieter übrig.Das Unternehmen habe sich entschieden, mit den zwei Konsortien aus Finanzinvestoren – Blackstone, Carlyle und Canadian Pension Plan Investment Board einerseits sowie Advent und Cinven andererseits – vorrangig weiterzuverhandeln. Ziel sei es, kurzfristig eine Einigung über einen Mehrheits- oder Vollverkauf zu erzielen, teilte Thyssenkrupp am Montag mit.Der Aufsichtsrat berät am 27. Februar über den Deal. Die verbliebenen Bieter haben konkretisierte Angebote eingereicht. Die Angebote liegen laut Thyssenkrupp auf einem “hohen Bewertungsniveau und unterstreichen die Attraktivität des Geschäfts”. Nach Angaben aus Finanzkreisen hat Kone mehr als 17 Mrd. Euro geboten und läge damit um fast 1,5 Mrd. Euro über dem höchsten Finanzinvestoren-Gebot. Offenbar hat sich Thyssenkrupp-Vorstandschefin Martina Merz dennoch gegen die Offerte der Finnen entschieden, weil sie das Risiko eines Vetos der Kartellwächter in Brüssel mit sich brächte.Merz werde nun allerdings eine gute “Fairness Opinion” von einer der großen Kanzleien, voraussichtlich Freshfields, benötigen, um den Schritt zu rechtfertigen, heißt es in Kreisen der nicht berücksichtigten Bieter. Kone-Chef Henrik Ehrnrooth, der telefonisch in Kenntnis gesetzt wurde, soll empört über die Entscheidung sein. “Wir waren zuversichtlich, dass Wettbewerbsfragen kein Hindernis gewesen wären”, sagte Ehrnrooth. Für seinen Konzern sei der Fall aber nun erledigt. Wertmaximierung als ZielThyssenkrupp werde “in dieser entscheidenden Phase die Verhandlungen mit den beiden genannten Bieterkonsortien priorisieren und dabei eine Wertmaximierung anstreben”, hieß es. Falls keine Einigung mit einem Bieter erreicht werden könne, stelle ein Börsengang unverändert eine Option dar. Dieser wäre dann ab dem Frühsommer möglich.Die Finanzlage des Unternehmens ist prekär: Die Ratingagentur Moody’s hat die Bonitätsnote für Thyssenkrupp auf “B1” von “Ba3” gesenkt. Das Rating für die Wahrscheinlichkeit eines Kreditausfalls sinke entsprechend auf “B1-PD” von “Ba3-PD”, teilte Moody’s am Montag mit. Die Rückstufung spiegele die weitere operative Schwächung des Unternehmens und den negativen Cash-flow wider. Die Wahrscheinlichkeit einer deutlichen Erholung in den kommenden Quartalen sei gesunken. Den Ausblick stellte Moody’s auf “developing”, darin zeige sich die Möglichkeit von Mittelzuflüssen aus anstehenden Verkäufen.Der Kurs der Thyssenkrupp-Aktie reagierte mit einem Minus von zeitweise 3 % auf 10,87 Euro. Damit hat sich der Börsenwert des Konzerns nach zwei Jahren mit zwei Chefwechseln, zwei Strategiewechseln und vier Gewinnwarnungen auf knapp 7 Mrd. Euro halbiert. Kone fielen um 5 %.Ein Verhandlungspartner weniger bedeute weniger Konkurrenz um die Sparte, stellte ein Marktbeobachter in einer ersten Reaktion fest. Und da als weitere Option nach wie vor ein Börsengang genannt wurde, lasse dies darauf schließen, dass es Thyssenkrupp schwer habe könnte, ihre Preisvorstellungen durchzusetzen.Mit der Aufzugssparte trennt sich Thyssenkrupp vom Kern des Konzerns. Die Sparte steht mit 50 000 Beschäftigten für ein Drittel der Mitarbeiter, mit 8 Mrd. Euro Umsatz für 20 % der Erlöse und mit einem operativen Ergebnis von 791 Mill. Euro für den gesamten Gewinn des Konzerns. Konzern braucht GeldThyssenkrupp benötigt dringend Geld, weil der Konzern jedes Jahr 500 Mill. Euro an Pensionen auszahlen muss und 8,5 Mrd. Euro weitgehend ungedeckter Pensionsverpflichtungen hat. Außerdem ist der Abbau von 6 000 der insgesamt 160 000 Stellen im Konzern geplant sowie ein teurer Umbau, um die verbliebenen Sparten für Stahl, Werkstoffhandel, Großanlagen, Automobilteile und Kriegsschiffe wieder profitabel zu machen.