Konjunkturbelebung stützt Bergbauindustrie

Preise noch von Überkapazitäten gedrückt - Kostspielige Projekte eingefroren - Starke Einsparungen - Wachsende Eisenerznachfrage

Konjunkturbelebung stützt Bergbauindustrie

Die großen Bergbaukonzerne sind mehrheitlich stark diversifiziert. Dennoch blieb der erhoffte Ausgleich zwischen besser und schwächer laufenden Bereichen zuletzt aus, da die Rohstoffpreise wegen Überkapazitäten auf breiter Front sanken. Das Vorjahr war daher geprägt vom Einfrieren ambitionierter Projekte und sonstigen Einsparungen. Eine globale Konjunkturbelebung könnte aber 2014 die Wende bringen.Von Martin Dunzendorfer, FrankfurtDer Mythos vom “Superzyklus” der Rohstoffe ist zerstört. Fast ein Jahrzehnt hielt die Hausse an den Märkten für Industrie- und Edelmetalle, für Eisenerz und Agrarprodukte an – dann brachte die Weltfinanzkrise das Gebäude aus Schwellenländer-Boom, optimistischen Prognosen und Spekulation zum Einsturz. Für Branchenriesen wie BHP Billiton, Rio Tinto, Vale, Anglo American und Xstrata war das bitter. Sie hatten angesichts des erwarteten dauerhaften Nachfrageanstiegs Milliarden in Übernahmen und Kapazitätsausbau gesteckt, wobei sich viele Projekte nur gerechnet hätten, wenn die Preise mindestens stabil auf hohem Niveau geblieben wären. Das war aber nicht der Fall. Es folgten gigantische Abschreibungen und vielfach der Rutsch in die roten Zahlen. Die neuen Konzernchefs – von 2012 bis Anfang 2013 war praktisch die komplette Riege der CEOs großer Bergbaukonzerne gefeuert worden – fuhren ausnahmslos einen harten Sparkurs. So investierte Rio Tinto unter Sam Walsh, dem Nachfolger des geschassten Tom Albanese, im vergangenen Jahr ein Viertel weniger als 2012. Walsh senkte die Kosten um 2,3 Mrd. Dollar und reduzierte den Schuldenberg seit Ende Juni um 18 % auf rund 18 Mrd. Dollar. Inklusive aller Sonderposten wie Abschreibungen (Aluminium, Kohle) erzielte Rio Tinto einen Überschuss von 3,7 Mrd. Dollar nach einem Verlust von 3 Mrd. Dollar im Vorjahr. Die Zahlen lagen fast durchweg über den Konsensschätzungen.Analysten sind für Rio Tinto inzwischen wieder positiv gestimmt (siehe Kasten). Denn zum einen soll der harte Sparkurs fortgesetzt werden – 2014 werden die Kosten um eine weitere Milliarde gesenkt, und die Investitionen werden bis 2015 um mehr als die Hälfte auf rund 8 Mrd. Dollar gekürzt -, zum anderen profitierte der britisch-australische Konzern in der zweiten Hälfte von 2013 auch vom wieder steigenden Eisenerzpreis. Dieser legte im Vergleich zum ersten Halbjahr um 15 % zu. Der Absatz stieg im Gesamtjahr um 5 %, teilte Rio Tinto mit. China meldet sich zurückZu Jahresbeginn 2013 hatte Rio Tinto die Zurückhaltung der Erzverarbeiter in China noch deutlich zu spüren bekommen (der Konzern liefert einen Großteil seiner Rohstoffe ins Reich der Mitte). Doch seit Juli zogen die Bestellungen wieder an, einerseits weil die Chinesen wieder mehr produzierten – Eisenerz ist der Grundstoff in der Stahlherstellung -, andererseits weil dort die leeren Lager aufgefüllt wurden. Letztlich förderte Rio Tinto 2013 so viel Eisenerz wie noch nie.Diese Meldungen haben die zunehmende Zuversicht geschürt, dass die Rohstoffnachfrage auch in der Breite wachsen wird, da mit einer weltweiten Konjunkturbelebung in diesem Jahr und noch stärker 2015 gerechnet wird. Diese Erwartung hat sich teilweise schon in den Kursen niedergeschlagen; seit Mitte 2013 sind die Notierungen – insbesondere von Rio Tinto – deutlich geklettert. Die Bewertungsmultiplikatoren sind aber nicht nur wegen des Konjunkturoptimismus gestiegen, sondern auch weil die Unternehmen ihre Hausaufgaben gemacht haben. Rio Tinto ist da kein Einzelfall. So stellt auch Mark Cutifani, CEO von Anglo American, den britisch-südafrikanischen Konzern effizienter auf. Erste Erfolge konnte er bereits verbuchen: Die Ebitda-Marge kletterte 2013 um 2 Prozentpunkte auf 29 %.Die wieder wachsende Rohstoffnachfrage, eine verbesserte Produktivität und höhere Margen stützen die Bergbaubranche. Freilich muss heute Branchenführer BHP Billiton diesen Eindruck mit den Halbjahreszahlen untermauern. Es werden auch Details zur Portfolioverschlankung und Kapitalverwendung erwartet.