Konzentration im Müllmarkt

Remondis wird mit DSD handelseinig - Kaufpreis unter Verschluss - Kartellamt hat Wörtchen mitzureden

Konzentration im Müllmarkt

ab Düsseldorf – In der deutschen Entsorgungsbranche setzt sich der Konzentrationsprozess fort. Remondis ist nach langwierigen Verhandlungen endlich am Ziel: Zu einem nicht genannten Preis verleibt sich die zur Rethmann-Gruppe gehörende Gesellschaft den “Grünen Punkt” ein, wie mitgeteilt wird. Damit findet der Branchenprimus unter den dualen Systemen in Deutschland nach mehreren Runden im Besitz von Finanzinvestoren Unterschlupf bei einem strategischen Investor. Rethmann, der mit Abstand größte Entsorgungskonzern Deutschlands, ist in der klassischen Müllabfuhr tätig, entsorgt Gewerbemüll und betreibt große Sortier- und Recyclinganlagen.Auf der Verkäuferseite stehen H.I.G. Capital und Bluebay, die Ende 2010 bei der Duales System Holding GmbH & Co KG (DSD) eingestiegen waren, sowie das Management, das 20 % der Anteile hält. Im Jahr 2004 hatten die Wettbewerbshüter den Verkauf erzwungen, weil sie sich an dem kartellartigen Verbund von Handel und Entsorgern bei der Wiederverwertung von Verpackungsmüll gestoßen hatten. Seinerzeit war der Finanzinvestor KKR für einen Preis von 260 Mill. Euro zum Zuge gekommen. Bis heute zählt die Grüne-Punkt-Gesellschaft zu den lukrativsten Investments von KKR in Deutschland.Ob das auch auf H.I.G. Capital und Bluebay zutrifft, darf bezweifelt werden. Dem Vernehmen nach mussten die Finanzinvestoren im Laufe der fast zweijährigen Verhandlungen erhebliche Abstriche an ihren Preisvorstellungen machen. Stand vor einem Jahr noch eine Bewertung von 300 Mill. Euro im Raum war zuletzt nur noch von der Hälfte dieses Betrags die Rede. Und das aus gutem Grund, hat sich der Marktanteil der Grüne-Punkt-Gesellschaft doch kontinuierlich verringert. Während im Jahr 2004 noch 95 % aller Verpackungen beim DSD lizenziert waren, schmolz der Marktanteil bis 2010 bereits auf unter 60 % zusammen. Bei Leichtverpackungen waren es zuletzt nur noch 28,5 % (siehe Grafik), während sich der Marktanteil bei Papier und Pappe sowie bei für Glas jeweils um die 35 % bewegt.Der Konzernumsatz der Gesellschaft, also inklusive Erlösen aus eigenen Recyclinganlagen, belief sich 2017 auf 574 Mill. Euro. Zum Ergebnis werden keine Angaben gemacht. Für Remondis ist der Kauf der Grüner-Punkt-Gesellschaft gleichbedeutend mit der Rückkehr in den Markt der dualen Systeme. Aus diesem hatte sich die Familiengruppe vor vier Jahren zurückgezogen.Allerdings bedarf die Übernahme noch der kartellrechtlichen Zustimmung und genau an diesem Punkt könnte es Probleme geben. Erst am Montag hatte der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) eindringlich vor der sich abzeichnenden Transaktion gewarnt: “Die Übernahme wird zu weiteren Wettbewerbseinschränkungen führen”, sagte Eric Rohbock, BVSE-Hauptgeschäftsführer. Mit der Übernahme werde der Hauptkonkurrent zugleich Auftraggeber. “Das kann nur zu einer weiteren Marktkonzentration führen. Die Zeche wird der Verbraucher zahlen.”Remondis und DSD verweisen dagegen auf bevorstehende tiefgreifende Veränderungen. Schon heute gehörten einige der größten dualen Systemanbieter zu großen Entsorgungskonzernen. Zudem kauften sich chinesische Gesellschaften in den Markt ein. Die Übernahme wird in Brüssel angemeldet, letztlich dürfte aber das Bundeskartellamt die Prüfung durchführen.