Korea schmiedet Schiffbauriesen
wb Frankfurt – Hyundai Heavy Industries Corporation, schon jetzt der weltgrößte Schiffbauer, erweitert mit politischer Unterstützung ihren Radius. Denn die staatliche Korea Development Bank (KDB) ist bereit, für einen nationalen und globalen Champion aus Asien zu sorgen. Sie prüft die Abgabe ihres Paketes an der kleineren heimischen Daewoo Shipbuilding and Marine Engineering an den Weltmarktführer. Allerdings ist der Deal noch keine beschlossene Sache, denn KDB kündigt an, auch den Rivalen Samsung eventuell ins Boot ziehen zu können.Diese drei Werftengruppen stehen für einen Großteil des weltweiten Orderbuches der Branche, die die vergangenen Jahre durch eine schwere See steuerte. Das Trio hat große Anstrengungen unternommen, um sich zu reorganisieren und die Kosten zu senken. Dazu gehörten der Abbau von Geschäften, Stellen- und Lohnkürzungen. Als Teil der Umstrukturierung gab Hyundai gerade erst bekannt, ein Fünftel ihrer Anteile an der Raffinerie Hyundai Oilbank für 1,6 Mrd. Dollar an Saudi Aramco zu verkaufen.Hyundai Heavy steht für 11,5 % des Weltmarktes, Daewoo Shipbuilding für 6,3 %. Rund 5,8 % steuerte 2018 Shanghai Waigaoqiao Shipbuilding bei; auf Platz 6 steht Samsung Heavy mit einem Anteil von 3,4 %, wie die Marktforscher von Clarksons herausgefunden haben.Die Transaktion wäre die bisher größte Akquisition innerhalb der Schiffbauindustrie. Die südkoreanischen Werften, einst Träger des Wirtschaftswachstums des Landes, litten in den vergangenen Jahren unter zunehmenden Verlusten, die durch den branchenweiten Einbruch und die enorme Konkurrenz vor allem aus China verursacht wurden. Deal über 2 Mrd. DollarDoch 2018 haben sich Koreas Schiffbauer erstmals seit sieben Jahren wieder gemessen an den Auftragseingängen auf den ersten Platz schieben können. Kommt der Deal zustande, würde Hyundai mit dem kleineren Rivalen Daewoo in Zeiten anziehender Nachfrage über deutlich vergrößerte Kapazitäten verfügen. Die Regierung in Seoul setzt darauf, dass die Schiffbauindustrie des Landes derart restrukturiert wird, dass zwei dominierende Akteure mit den chinesischen Rivalen konkurrieren können.Eine Absichtserklärung mit Hyundai Heavy hat die KDB jetzt unterzeichnet. Die Staatsbank ist Hauptgläubiger von Daewoo Shipbuilding und hält einen Anteil von 55,7 %, der nach dem Schlusskurs vom Mittwoch mit 2,2 Mrd. Won (1,9 Mrd. Dollar) bewertet wird. Über eine einen Spin-off von Hyundai Heavy in eine Intermediate Holding und die Einbringung von Daewoo-Aktien in diese soll der Deal strukturiert werden. Die Staatsbank reicht ihr Daewoo-Paket an eine zu bildende Intermediate Holding, an der sie 7 % erhält. Im Gegenzug erhält sie Aktien dieses Konzerns über 1,5 Bill. Won (1,35 Mrd. Dollar). Außerdem ist offenbar eine Finanzspritze über 1 Bill. Won geplant. Intermediate wäre künftig börsennotiert, die neue Hyundai Heavy nicht. Intermediate würde über 68 % an Daewoo Ship verfügen. Investoren sind skeptisch: Die Hyundai-Heavy-Aktie verlor 4,4 %. Samsung Heavy gefragt KDB-Chef Dong-Gull Lee will zuvor aber auch Samsung Heavy kontaktieren, um zu prüfen, ob diese Gruppe auch an Daewoo Shipbuilding interessiert ist. Sollte die Übernahme stattfinden, wird erwartet, dass die südkoreanische Schiffbauindustrie künftig von zwei großen Schiffbauern dominiert wird – Hyundai Heavy und Samsung Heavy Industries. Daewoo Shipbuilding hatte schon 2011 eine Umschuldung abgeschlossen. Die Muttergesellschaft Daewoo Group war im Zuge der Asienkrise 1997 unter der hohen Schuldenlast zusammengebrochen. Rettungsringe geworfenBislang hatten KDB und Regierung laut Reuters bis zu 10 Bill. Won ausgegeben, um Daewoo Shipbuilding zu retten. 2015 erhielt der Konzern demnach 4,2 Bill. Won an Sanierungsdarlehen von staatlichen Kreditgebern. Zwei Jahre später wurden weitere 2,9 Bill. Won in die Werftengruppe gepumpt. Gläubigerbanken führten einen Debt-to-Equity-Swap über 9 Bill. Won durch. Hyundai Heavy soll genügend Kapital vorhalten, um Daewoo Shipbuilding zu übernehmen. Die liquiden Mittel und Vermögenswerte beliefen sich Ende September auf 2,7 Bill. Won.Im abgelaufenen Jahr gewann Daewoo Ship Aufträge für 47 Schiffe im Wert von 6,8 Mrd. Dollar. Die Kombination soll dazu beitragen, Überkapazitäten abzubauen.