DAIMLER ZIEHT BILANZ

Kosten der Vergangenheit drücken Daimler-Ergebnis

Diesel-Skandal, Rückrufe und Einstellung der X-Klasse erfordern Milliarden - Freier Cash-flow dreht im zweiten Halbjahr ins Plus

Kosten der Vergangenheit drücken Daimler-Ergebnis

scd Stuttgart – Das Jahr 2019 soll für Daimler bei der Marge und der Ergebnisentwicklung einen Tiefpunkt markieren. Bei Absatz und Umsatz war das Jahr indes solide. Konzernübergreifend verkaufte Daimler 3,34 Millionen Fahrzeuge und damit fast ebenso viele wie im Vorjahr. Der Umsatz kletterte um 3 % auf 172,7 Mrd. Euro. Vor allem Sonderlasten waren es, die das Ergebnis des Autokonzerns abstürzen ließen. Vor Zinsen und Steuern (Ebit) verdiente Daimler 2019 mit 4,3 Mrd. Euro gut 61 % weniger als 2018. Das Schlussquartal war mit einem Ergebnisabsturz um 85 % auf 388 Mill. Euro und einem Verlust unter dem Strich sogar noch deutlich schwächer als die neun Monate zuvor.Der Ergebnisabsturz ging zum Teil auf erneut gestiegene Aufwendungen für Forschung und Entwicklung zurück, die noch einmal um 6 % auf 9,66 Mrd. Euro anzogen. Allerdings war die Hauptursache ein Anstieg der Sonderaufwendungen. So wurde allein in der Kernsparte Mercedes-Benz Cars eine Sonderbelastung im Ebit von knapp 2,4 Mrd. Euro verbucht. Das Gros davon mit 1,56 Mrd. Euro stand im Zusammenhang mit behördlichen und rechtlichen Auseinandersetzungen in Bezug auf Diesel-Fahrzeuge des Konzerns. Weitere 600 Mill. Euro gingen auf Takata-Airbags und 167 Mill. Euro auf Rückrufe zurück. Hinzu kam eine Wertberichtigung auf eine Beteiligung an Aston Martin Lagonda, die im Vorjahr noch einen dreistelligen Millionenbetrag eingebracht hatte.Im Van-Geschäft, das mehr als 3 Mrd. Euro Verlust vor Zinsen und Steuern anhäufte, fielen die Sonderbelastungen noch höher aus. So kostete der Diesel-Skandal die Sparte knapp 2,2 Mrd. Euro und damit mehr als die Pkw-Sparte. Einer Sprecherin zufolge ging das wohl auf den praktisch 100-prozentigen Diesel-Anteil im Van-Geschäft zurück. Hinzu kamen Kosten in Höhe von 828 Mill. Euro im Zusammenhang mit dem Umbau des Produktportfolios, worunter das Einstellen der Pick-up-Reihe X-Klasse fiel, und gut 340 Mill. Euro für Takata-Airbags.Mit dem Ergebnis schrumpfte auch der freie Cash-flow – allerdings weniger deutlich. Der Mittelzufluss halbierte sich auf 1,37 Mrd. Euro. “Wir haben das Ziel erreicht, den freien Cash-flow im zweiten Halbjahr zu drehen und damit im Gesamtjahr einen positiven Cash-flow zu erreichen”, befand Finanzvorstand Harald Wilhelm. Die Nettoliquidität im Industriegeschäft schrumpfte deutlich von 16,3 Mrd. auf knapp 11 Mrd. Euro. Allerdings wurde damit das Ziel einer Nettoliquidität von mehr als 10 Mrd. Euro erreicht, das Wilhelm ausgegeben hatte, um die bei S&P und Moody’s bereits mit negativem Ausblick versehenen Ratingnoten “A-” bzw. “A3” (siehe Grafik) zu halten.