Kraft tischt schwer Verdauliches auf
Der US-Lebensmittelkonzern Kraft Heinz hat im ersten Halbjahr die Erwartungen enttäuscht und erneut Abschreibungen auf seine Marken vorgenommen. Der neue CEO traut sich derzeit keine Prognose zu. Die Aktie rutscht auf den tiefsten Stand seit dem Zusammenschluss von Kraft und Heinz im Jahre 2015.sp New York – Die US-Lebensmittelikone Kraft Heinz mutet Investoren schwere Kost zu. Sechs Monate nachdem der Konzern für das Schlussquartal 2018 Abschreibungen auf ehemalige Erfolgsmarken von mehr als 15 Mrd. Dollar sowie einen unerwarteten Verlust und eine Dividendenkürzung verkündete, hat das Unternehmen für das erste Halbjahr erneut 1,2 Mrd. Dollar auf Goodwill und immaterielle Werte abgeschrieben. Der Umfang der Wertberichtigung könnte sich noch vergrößern, sollte auch der Umsatz mit Marken wie Velveeta-Käse, Cool-Whip-Sahne oder A1 Steak Sauce rückläufig bleiben. Eine Prognose für die zweite Jahreshälfte traut sich das Management um den neuen CEO Miguel Patricio nach einem enttäuschenden ersten Halbjahr nicht zu. Das alles schlug den Investoren derart auf den Magen, dass die Aktie des 2015 geschmiedeten Konzerns um mehr als 14 % auf ein Allzeittief sank.”Das Level der Rückgänge, die wir in der ersten Jahreshälfte erfahren haben, ist nichts, was wir mit Blick nach vorn akzeptabel finden sollten”, erklärte Patricio, der im Juni das Ruder bei dem für seine Ketchup- und Hotdog-Marken berühmten Konzern übernommen hat. Im zweiten Quartal sank der Umsatz von Kraft Heinz um etwas mehr als 4 % auf 6,4 Mrd. Dollar und unter dem Strich stehen wegen des erhöhten Aufwands für Abschreibungen mit 449 Mill. Dollar zwei Fünftel weniger als im Vergleichszeitraum. Für die ersten sechs Monate sieht die Entwicklung mit einem Umsatzrückgang von 5 % und einem Gewinneinbruch um 50 % noch schwächer aus.Mit Blick nach vorn blieb der CEO allerdings vage. “Wir haben erhebliche Arbeit vor uns, um unsere strategischen Prioritäten festzulegen und die Richtung unseres Geschäfts zu verändern”, sagte Patricio nur. Er kommt vom Bierbrauer Anheuser-Busch, wo 3G Capital den Ton angibt, die die Traditionskonzerne Kraft Foods und H.J. Heinz 2015 unter Mithilfe der von Warren Buffett kontrollierten Berkshire Hathaway zusammengeschlossen hat. Korrekturbedarf für BerkshireDas fusionierte Unternehmen warf zunächst üppige Gewinne ab, da 3G Capital mit ihrem legendären Zero-Base-Budgeting-Ansatz die Marge in die Höhe trieb. Doch die Kostendisziplin hat zu einer Vernachlässigung von langgedienten Erfolgsmarken geführt, die sich außerdem mit verändertem Konsumverhalten und veränderten Bedingungen im Handel konfrontiert sehen.Im zweiten Quartal trug Kraft Heinz dem mit Abschreibungen in der Größenordnung von 600 Mill. Dollar Rechnung, nachdem bereits im ersten Quartal Wertberichtigungen in ähnlicher Größenordnung vorgenommen wurden. Beides wurde erst jetzt bekannt, da der Konzern seine Bücher seit sechs Monaten nicht mehr geöffnet hatte. Eine Untersuchung der SEC zur Buchführung läuft nach Angaben im Zwischenbericht weiter. Der Konzern hat der Börsenaufsicht derweil mitgeteilt, den finalen Abschluss für das zweite Quartal wegen weiterer Impairment-Tests erst mit Verspätung einreichen zu können.Auch Berkshire Hathaway hat nach der jüngsten Enttäuschung bei Kraft Heinz Korrekturbedarf. Das Konglomerat hält 27 % an dem Lebensmittelkonzern und hat den Wert dieser Beteiligung zum Ende des zweiten Quartals auf 13,5 Mrd. Dollar veranschlagt (vgl. BZ vom 6. August). An der Börse waren die Anteile nach dem gestrigen Kursrutsch noch gut 8,5 Mrd. Dollar wert. Im Schlussquartal des vergangenen Jahres hatte Kraft Heinz den Abschluss von Berkshire Hathaway mit 2,7 Mrd. Dollar belastet. – Personen Seite 16