Kretinsky will Kontrolle über Metro

Übernahme angekündigt - Aktien aus Ceconomy-Besitz erworben - Handelskonzern lehnt Offerte ab

Kretinsky will Kontrolle über Metro

Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky will sich den Handelskonzern Metro komplett einverleiben. In Summe bewertet die angekündigte Offerte den Handelskonzern mit 5,8 Mrd. Euro. Metro fühlt sich damit “erheblich unterbewertet”. Aktuell hält Kretinsky 16,3 % am Ziel der Begierde. ab Düsseldorf – Der tschechische Investor Daniel Kretinsky greift nach der Kontrolle beim Handelskonzern Metro. Wie um das am Freitag angekündigte freiwillige Übernahmeangebot zu unterstützen, übte er am Montag die Call-Option auf das bei der Metro-Schwester Ceconomy liegende Aktienpaket von 5,4 % aus. “Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart”, teilte Ceconomy mit. Das freiwillige Angebot, das die EP Global Commerce den Metro-Aktionären unterbreiten will, beläuft sich auf 16 Euro je Stamm- und 13,80 Euro je Vorzugsaktie. In Summe wird Metro damit mit 5,8 Mrd. Euro bewertet.Mit dem Erwerb der bei Ceconomy liegenden Aktien vollendet die EP Global Commerce, das Investitionsvehikel von Kretinsky und seinem Partner Patrik Tkac, den im vorigen Herbst eingeleiteten Kauf eines 9-prozentigen Aktienpakets. Bei der Aufspaltung der Metro Group in einen Elektronikhändler und einen Lebensmittelhändler hatte Ceconomy ein Aktienpaket von 10 % mit auf den Weg bekommen. Aus steuerlichen Gründen muss Ceconomy jedoch bis mindestens 30. September 2023 mit 1 % beteiligt bleiben.Mit dem Übernahmeangebot, das noch im Laufe dieser Woche bei der Finanzaufsicht BaFin eingereicht werden soll, will sich Kretinsky zum Hauptaktionär von Metro aufschwingen. Das Angebot werde einer Mindestannahmeschwelle unterliegen, zu deren Höhe sich Kretinsky derzeit noch ausschweigt. Faktisch zielt Kretinsky auf den Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags, um die volle operative Kontrolle zu erlangen. Über kurz oder lang zeichnet sich auch der Rückzug von der Börse ab. Haniel noch nicht am ZielInklusive der jetzt erworbenen Aktien von Ceconomy hält EP Global Commerce 16,3 % an Metro. Darüber hinaus hat sich der tschechische Milliardär den Zugriff auf weitere 15,2 % gesichert, über die Haniel noch gebietet. Hierfür gebe es eine unwiderrufliche Zusage der Duisburger, die Aktien in das Übernahmeangebot einzureichen. Ob diese Aktien tatsächlich bei Kretinsky landen, ist allerdings vom Erreichen der Mindestannahmeschwelle abhängig. Diese siedeln Kenner der Transaktion bei etwa 60 % an. Eine Schwelle, die auch ohne Zutun der beiden anderen Metro-Großaktionäre – Beisheim Holding (6,56 %) und die Meridian-Stiftung von Schmidt-Ruthenbeck (14,19 %) – erreichbar wäre. Sie sollen der Offerte ablehnend gegenüberstehen. Letztlich werden für einen Beherrschungsvertrag 75 % der Stimmrechte in der Hauptversammlung benötigt.Die in Aussicht gestellte Übernahmeofferte biete eine attraktive Prämie von 34,5% auf Basis des unbeeinflussten Kurses im vorigen Sommer, wirbt Kretinsky für sein Angebot. Am 24. August 2018 hatte EP Global Commerce mit einem ersten Paketkauf von Metro-Aktien aus dem Besitz des Familienkonzerns Haniel Furore gemacht. Seither hat sich die Aktie spürbar erholt und abgesehen von üblichen Auf und Ab auf dem deutlich erhöhten Niveau gehalten.Von daher wundert es auch nicht, dass Metro bei der Bewertung des Angebots eine andere Rechnung aufmacht: Der Angebotspreis liege nur um 3 % über dem Schlusskurs der Stammaktie am vergangenen Freitag. “Der Metro-Vorstand ist fest davon überzeugt, dass das Angebot das Unternehmen erheblich unterbewertet und dessen Wertschöpfungsplan nicht reflektiert”, wird mitgeteilt. Den eigenen Aktionären wird empfohlen, bis zur Veröffentlichung der begründeten Stellungnahme von Vorstand und Aufsichtsrat keine Maßnahmen zu ergreifen.Bis dahin kann allerdings noch einige Zeit verstreichen, hat die Finanzaufsicht BaFin doch zehn Handelstage zur Prüfung der Angebotsunterlagen Zeit, anschließend könnten noch einmal bis zu zwei Wochen vergehen, bevor das Metro-Management seine Stellungnahme abgibt. An der Börse fiel die Einstufung des Angebotspreises recht eindeutig aus: Die im MDax-gelisteten Stämme pendelten sich gestern auf Höhe des Angebotspreises ein.Als M&A-Berater fungieren für EP Global Commerce BNP Paribas, Credit Suisse und Goetzpartners. Zusammen mit Société Générale stellen die beiden Banken auch die Finanzierung dar. Die rechtliche Beratung liegt bei Kirkland & Ellis International. Metro vertraut auf Hengeler Mueller.Strategisch will EP Global Commerce den Angaben zufolge Metro bei der notwendigen Anpassung an das sich entwickelnde Marktumfeld und auf dem Wachstumskurs unterstützen. Zwischen den Zeilen wird auch Kritik an den bisherigen Großaktionären laut. Als Hauptaktionär wolle EP Global Commerce “dem Management den erforderlichen Handelsauftrag” geben, um die notwendigen Veränderungen im besten Interesse aller Stakeholder durchzuführen. “Wir freuen uns auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem Vorstand und Aufsichtsrat der Metro”, lässt sich Kretinsky zitieren.Nicht ganz so günstig fällt die Beurteilung des Verkaufsprozesses für die SB-Warenhäuser Real aus. Der Verkaufsprozess sei strategisch positiv, sofern er zu fairen Konditionen für Metro durchgeführt werde. Daran gibt es offenbar Zweifel. Aktuell befindet sich Metro in Exklusivverhandlungen mit einem Konsortium um Redos. In diesem Zusammenhang gab es schon eine saftige Buchwertkorrektur.