Kriselnde T-Systems setzt auf M&A

Geschäftskundensparte der Telekom gibt zunächst 2 Mrd. Euro Umsatz ab - Portfolioumbau geht weiter

Kriselnde T-Systems setzt auf M&A

Die Telekom verordnet ihrer Krisensparte T-Systems eine Schrumpfkur, indem das Telekommunikationsgeschäft komplett in das Segment Deutschland eingegliedert wird. Zugleich sollen Wachstumsträger wie das Geschäft mit dem Internet der Dinge auf M&A vorbereitet werden. hei Bonn – Mit dem Übergang des gesamten Telekommunikationsgeschäfts, also der “Bereitstellung von Konnektivität für die Kunden” an die Telekom Deutschland sollen 3 000 bis 5 000 Mitarbeiter von T-Systems ihre Einheit wechseln. Zugleich gibt die Krisensparte, die seit Anfang 2018 von dem Ex-IBM-Manager Adel Al-Saleh saniert wird, gut 2 Mrd. Euro an Umsatz ab, ein Geschäft, das der Manager zuvor als “stabil bis leicht wachsend” und profitabel bezeichnet hatte. Die verbleibende T-Systems umfasst neben den Hoffnungsträgern IoT und Security, die in selbständige rechtliche Einheiten überführt werden sollen, noch eine Reihe von weiteren Geschäftsfeldern, auf die die Telekom-Tochter künftig ihre “integrierten Komplettangebote” an die Kunden stützt, darunter insbesondere die SAP-Systemintegration, die Public Cloud oder Managed Infrastructure, die derzeit zusammen auf rund 4 Mrd. Euro Umsatz kommen.Obwohl ein Großteil der Geschäfte noch deutliche Verluste macht, ist Al-Saleh zuversichtlich, das Versprechen eines positiven Cashbeitrags per 2020 einzuhalten. Dann will der Manager auch auf einen moderaten Wachstumspfad zurückgekehrt sein und eine operative Marge vor Abschreibungen (Ebitda) von 8 bis 10 % erzielen. Der Auftragseingang, der “naturgemäß” von Quartal zu Quartal schwanke, werde 2019 insgesamt über Vorjahr liegen und auch bei dem Sparziel von 600 Mill. Euro bis Ende 2020 sei T-Systems zum Jahresende “auf halber Höhe” angelangt. Umsatzwachstum bleibe indes “eine Herausforderung”, weil sich das Unternehmen von bestimmten IT-Geschäftsfeldern trenne und somit Umsatz abgebe, etwa im “Desktop-Geschäft”, das nur Einnahmen, aber keinen Ertrag bringe. Im vergangenen Jahr hatte der IT-Dienstleister knapp 7 Mrd. Euro umgesetzt.Al-Saleh betonte, dass die Zielgröße des geplanten Stellenabbaus von 5 600 Arbeitsplätzen bis Ende 2022 unverändert bleibe. Geschäftsfelder oder Teilbereiche, die sich in der gegebenen Aufstellung als nicht sanierungsfähig erweisen, stehen damit weiterhin zur Disposition. Umgekehrt sollen die künftig selbständigen Tochtergesellschaften IoT und Security durch M&A-Aktivitäten gestärkt werden. “Es geht um Wachstum. Beide sind integraler Bestandteil der Deutschen Telekom”, betonte der Manager, um Verkaufsspekulationen den Boden zu entziehen. Allerdings bezeichnete er die “Bildung von Joint Ventures” als Option, um die nötige kritische Größe zu erreichen. Für den geplanten Übergang der Telekommunikationsgeschäfte an die Telekom Deutschland sind noch weitere Gremienbeschlüsse erforderlich, nachdem der Aufsichtsrat bereits zugestimmt hat. Zeit in Anspruch nehmen dürften noch die Gespräche mit den Sozialpartnern. Um die Restrukturierung zu beschleunigen, plant Al-Saleh daher, in neuer Aufstellung bereits zu Beginn kommenden Jahres an den Start zu gehen. Formal startet die neue Einheit in der zweiten Jahreshälfte 2020.Der Manager verspricht sich von der Neuorganisation eine “verringerte Komplexität, intern wie nach außen” und damit “mehr Schnelligkeit” am Markt und eine verbesserte preisliche Wettbewerbsfähigkeit. Obwohl mit der Neuaufstellung zunächst keine weiteren konkreten Sparziele oder ein Stellenabbau verbunden sein sollen, räumte der Telekom-Vorstand ein, dass “später, im Zuge der Integration in Telekom Deutschland” gegebenenfalls noch Effizienzmaßnahmen greifen müssten.T-Systems, die seit vielen Jahren Geld verbrennt und bisher mit allen Sanierungsanläufen gescheitert ist, hat aus der Sicht von Al-Saleh aufgrund des geänderten “geopolitischen Umfelds” neue Wachstumschancen, die das Unternehmen nutzen werde. “Datenhoheit” sei zu einer brennenden Frage und einem sehr wesentlichen Entscheidungskriterium geworden in jüngster Zeit, sowohl bei öffentlichen Aufträgen also auch in der Industrie, betonte er.