Wohnungsbau

Krisenstimmung im Immobiliensektor

Der Auftragsmangel im deutschen Wohnungsbau hat laut einer Umfrage des Ifo-Instituts weiter zugenommen. Die Deutsche Bundesbank hält Wohnimmobilien in Deutschland nach wie vor für überbewertet.

Krisenstimmung im Immobiliensektor

Krisenstimmung im Immobiliensektor

Bundesbank: Wohnungen überbewertet – Ifo: Auftragsmangel verschärft sich

hek Frankfurt
Nebenstehender Kommentar Leitartikel Seite 2 Berichte Seiten 5, 8 und 9

In der Immobilienwirtschaft häufen sich Krisensignale. Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts hat sich die Auftragslage im deutschen Wohnungsbau verschärft. 40,3% der Unternehmen hätten im Juli über Auftragsmangel geklagt, nach 34,5% im Juni. Neben dem schwachen Neugeschäft machen den Firmen "auffallend viele" Stornierungen zu schaffen. "Es braut sich ein Sturm zusammen", warnt das Ifo-Institut. Britische Hausbaugesellschaften stehen ebenfalls unter Druck. So hat Crest Nicholson ihr Gewinnziel drastisch gekürzt.

Ungemach droht auch von der Preisseite. Da Wohnimmobilien in Deutschland nach wie vor überbewertet seien, ergebe sich Potenzial für weitere – möglicherweise spürbare – Preiskorrekturen, schreibt die Deutsche Bundesbank im Monatsbericht. Das Risiko abrupter Korrekturen bestehe insbesondere bei rein spekulativen Überbewertungen. Im Jahresmittel 2022 seien Wohnimmobilien in Deutschland wie im Jahr zuvor zwischen 20 und 30% überbewertet gewesen. In mehr als 90% der 400 Landkreise und kreisfreien Städte seien sie losgelöst von fundamentalen Einflussfaktoren gewesen. Signifikant verändert haben sich allerdings die Erwartungen zur Bewertung. Laut Befragung vom Mai 2023 rechnen jetzt 80% der Haushalte in überbewerteten Regionen mit einem Rückgang des Verhältnisses von Preis zu Miete.

Der schwache Wohnungsmarkt schlägt sich in der Darlehensvergabe der Banken nieder. Das vom Wohnungsbau dominierte Kreditgeschäft mit inländischen privaten Haushalten habe sich im zweiten Quartal "nahezu ohne Impuls" entwickelt, stellt die Bundesbank fest. Wohnungsbaukredite seien nur noch in geringem Umfang nachgefragt worden. Hohe Inflationsraten und Baupreise sowie weiter gestiegene Finanzierungskosten dämpften die Nachfrage nach Bauleistungen und Bankkrediten.

In China bleibt der Eckzins für fünfjährige Hypothekenkredite völlig überraschend bei 4,2%. Damit haben die Großbanken den Zinsimpuls der Zentralbank ungeachtet der alarmierenden Schwäche des Immobilienmarkts der Volksrepublik nicht weitergegeben.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.