Wagniskapitalgeber bleiben in der Defensive
Wagniskapitalgeber bleiben
in der Defensive
Investitionen brechen im ersten Quartal weltweit ein
kro Frankfurt
Der Rückgang der weltweiten Risikokapitalinvestitionen hat sich im ersten Quartal 2023 fortgesetzt. Laut einem Bericht des Informationsdienstes Crunchbase sammelten Start-ups von Januar bis März 76 Mrd. Dollar ein – das waren 53% weniger als im Vorjahr, wo 162 Mrd. Dollar an Venture Capital flossen. Damit haben sich die globalen Finanzierungsvolumina noch stärker reduziert als ohnehin schon im gesamten Jahr 2022, in dem sich der Rückgang auf 35% belief.
Der Einbruch, der über sämtliche Finanzierungsphasen hinweg zu beobachten war, ist umso bemerkenswerter, als dass es im Startquartal 2023 in den USA zu zwei besonders großvolumigen Finanzierungsrunden kam. So war gleich zu Beginn des Jahres bekanntgeworden, dass Microsoft 10 Mrd. Dollar in den ChatGPT-Entwickler OpenAI stecken und sich damit knapp die Hälfte an der Forschungsfirma sichern wollte. Medienberichten zufolge soll sich die Bewertung von OpenAI dabei von 14 Mrd. auf 29 Mrd. Dollar verdoppelt haben. Im März sammelte zudem der Zahlungsabwickler Stripe 6,5 Mrd. Dollar ein, halbierte dabei jedoch seine Bewertung auf 50 Mrd. Dollar.
Ohne diese beiden Transaktionen wären die weltweiten VC-Investitionen im ersten Quartal noch viel dramatischer, nämlich um mehr als 60% eingebrochen. Der Rückgang traf vor allem E-Commerce-, Blockchain- und Kryptowährungs-Start-ups. Auch im Bereich Climate Tech, der 2022 noch zu den beliebtesten Investitionsfeldern von Wagniskapitalgebern zählte, verringerten sich die eingeworbenen Mittel laut dem Datenanbieter Pitchbook um 36%.
Dabei sitzen die Geldgeber weiter auf rekordhohen Summen an noch nicht investiertem Kapital (“Dry Powder”). Allein in den USA werden die für Start-up-Investitionen vorgesehenen Mittel derzeit auf 290 Mrd. Dollar geschätzt, global sollen es etwa 580 Mrd. Dollar sein.
Neben dem allgemeinen wirtschaftlichen Abschwung und dem Zinsanstieg dürfte im ersten Quartal auch der Zusammenbruch der auf die Start-up-Finanzierung spezialisierten Silicon-Valley-Bank im März die Unsicherheit der Investoren befeuert haben.