Kursstürze belasten Rocket Internet
Kursverluste bei börsennotierten Beteiligungen haben dem Start-up-Finanzierer Rocket Internet das dritte Quartal verhagelt. Aus den Angaben im Zwischenbericht ergibt sich, dass der Verlust bei 263 Mill. Euro lag. Mit 2,6 Mrd. Euro verfügt die Beteiligungsgesellschaft nach wie vor über reichlich Nettoliquidität.hek Frankfurt – Der Start-up-Finanzierer Rocket Internet hat im dritten Quartal unter dem Strich 263 Mill. Euro Verlust verzeichnet. Stand nach dem ersten Halbjahr 2019 noch ein Periodengewinn von 548 Mill. Euro in den Büchern, schrumpfte er nach neun Monaten auf 285 Mill. Euro, teilte das Berliner Unternehmen am Dienstag mit. Der Rückgang sei vor allem auf rückläufige Börsenbewertungen von Jumia und Global Fashion Group zurückzuführen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gab der Nachsteuergewinn in den drei Quartalen um 4 % nach.Der Jumia-Kurs kollabierte von Ende Juni bis Ende September um 70 % auf 7,93 Dollar und bewegt sich derzeit bei 5,60 Dollar. Die seit 2. Juli dieses Jahres börsennotierte Global-Fashion-Aktie sackte bis Quartalsende im Vergleich zum Ausgabepreis von 4,50 Euro um 53 % ab. Beide Unternehmen wachsen zwar kräftig, arbeiten aber mit hohen Verlusten (vgl. BZ vom 14. und vom 16. November).Gründer und CEO Oliver Samwer verweist darauf, dass die ausgewählten Beteiligungen, also die reiferen Unternehmen, inzwischen alle börsennotiert seien. Daher unterlägen ihre Marktwerte den Schwankungen der Aktienmärkte. An dem InternetKaufhaus für Afrika Jumia hält Rocket jetzt 11 %, nachdem es Ende August noch 17 % waren. Bei Global Fashion sind die Berliner weiter mit 18 % involviert. Auch der Online-Möbelhändler Home 24 zählt zu den ausgewählten Beteiligungen. Hier ist Rocket noch mit 11 % engagiert (siehe Bericht auf dieser Seite).Seit Januar 2018 hat die Beteiligungsgesellschaft nach eigenen Angaben 20 neue internetbasierte Geschäftsmodelle gegründet. Damit sind seit dem Halbjahresbericht fünf Projekte hinzugekommen. Die Geschäftsmodelle würden operativ unterstützt, heißt es. Über die Entwicklung der Unternehmen werde man erst berichten, wenn sie eine relevante Größe erreicht hätten, sagte Finanzchefin Bettina Curtze in der Telefonkonferenz. Einige Unternehmen seien in Europa tätig, andere in Asien oder in Lateinamerika. Insgesamt ist Rocket in gut 200 Privatunternehmen investiert. Den fairen Wert dieser Beteiligungen, in die rund 400 Mill. Euro gesteckt wurden, gibt das Management mit 1,2 Mrd. Euro an. Schwächeres FinanzergebnisDie liquiden Mittel gingen aufgrund diverser Investments im Vergleich zu Ende August um 0,4 Mrd. auf 2,6 Mrd. Euro per 8. November zurück. Hinzu kommen börsennotierte Aktien im Wert von 0,6 Mrd. Euro und garantierte Kredite von 0,3 Mrd. Euro. Zuletzt hat Rocket Internet in etablierte Unternehmen wie den Telekommunikations- und Internetdienstleister United Internet und den Kabelkonzern Tele Columbus investiert. United Internet habe interessante Perspektiven, da die Tochter 1&1 Drillisch eine 5G-Lizenz ersteigert hat, begründet Curtze den Erwerb eines Pakets von 5,5 %. Sie rechnet damit, dass viele interessante Dienstleistungen angeboten werden. Bei Tele Columbus hat Rocket eine Beteiligung von 12,3 % gemeldet. Beim Online-Verkäufer von Einrichtungsgegenständen Westwing ist das Unternehmen nach dem zwischenzeitlichen Anteilsverkauf wieder größer eingestiegen und verfügt über gut ein Viertel der Aktien.Der Anteil am Ergebnis assoziierter Firmen und Gemeinschaftsunternehmen legte in den ersten neun Monaten um 65 Mill. auf 190 Mill. Euro zu, was vor allem auf Gewinne aus dem Verkauf von Hellofresh- und Westwing-Aktien zurückgeführt wird. Das Finanzergebnis gab dagegen im Vergleich zu den ersten drei Quartalen 2018 um 86 Mill. Euro auf 112 Mill. Euro nach. Dafür werden geringere Nettogewinne aus der Bewertung von Beteiligungen verantwortlich gemacht. Die im MDax vertretene Rocket-Aktie zeigte am Dienstag keine großen Reaktionen und ging mit einem Kursabschlag von 0,3 % aus dem Handel.