Kuwait hält sich raus
Von Gerhard Bläske, StuttgartAls der kuwaitische Staatsfonds vor 40 Jahren bei Daimler einstieg, sorgte das für Schlagzeilen. Das hat sich längst geändert. Die Kuwaitis, die heute mit einem Anteil von 6,8 % größter Einzelaktionär sind, verhalten sich unauffällig. Anders als etwa die Familie Quandt, die allerdings knapp 47 % der BMW-Anteile kontrolliert, hat der größte Daimler-Anteilseigner auch keinen Vertreter im Aufsichtsrat.Über die Haltung der Kuwaitis zu wichtigen strategischen Entscheidungen bei Daimler, wo es ja in den letzten Jahrzehnten mehrere Strategiewechsel gab, verbunden mit Übernahmen, Verkäufen und Krisen, ist wenig bekannt. Die Kuwait Investment Authority (KIA) betrachtet nach eigenen Angaben Beteiligungen als langfristige Engagements, mache dem Management der Unternehmen keine Vorgaben und denke eher in Dekaden als in Jahren. Man strebe langfristige Returns an und treffe Investitionsentscheidungen unabhängig von politischen und außenpolitischen Interessen des Landes. Mehrheitsbeteiligungen peile man nicht an.Die KIA, deren Ursprünge im Jahr 1953 liegen, bezeichnet sich selbst als ältesten unabhängigen Staatsfonds der Welt. Jährlich 10 % der Nettoerlöse aus dem Ölgeschäft werden nach eigenen Angaben angelegt, um die Zukunft des Landes auch nach dem Versiegen der Ölquellen sicherzustellen. Bei Daimler hielten die Kuwaitis zwischenzeitlich auch schon mal eine etwas höhere, aber zeitweise auch eine geringere Beteiligung. Gelegentlich gab es auch Berichte, man wolle weiter aufstocken. Doch anders als der abu-dhabische Fonds Aabar, der im Oktober 2012 nur dreieinhalb Jahre nach dem Erwerb von 9 % wieder ausstieg, sind von KIA nie Verkaufsabsichten bekannt geworden. Langfristig zähltDa Daimler jedoch, anders als VW, die von den Familien Piëch und Porsche sowie dem Land Niedersachsen kontrolliert wird, oder BMW über keinen großen Einzelaktionär verfügt, sehen einige Analysten Daimler zwar nicht unmittelbar, aber doch auf längere Sicht als mögliches Übernahmeziel an.Vorstandschef Dieter Zetsche hat nach dem Ausstieg von Aabar betont, dass man langfristig orientierte Investoren gewinnen wolle und dabei speziell auch Investoren aus China willkommen heiße. Finanzvorstand Bodo Uebber ist regelmäßig im Reich der Mitte und sondiert dort den Einstieg von Investoren. Doch obwohl es vor einiger Zeit Gerüchte gab, der Staatsfonds CIC könnte einsteigen, ist bis heute kein chinesischer Investor mit nennenswerten Anteilen aufgetreten.Die KIA soll Vermögenswerte in Höhe von einigen 100 Mrd. Dollar halten. Bekannt ist neben dem Daimler-Engagement vor allem eine Beteiligung an BP und seit kurzem an Royal Mail. Ein Engagement der Citigroup wurde verkauft.Andere Staatsfonds vom Persischen Golf sind teilweise stärker engagiert. Das gilt besonders für Katar. Der Fonds hält nennenswerte Anteile an Unternehmen wie VW, Credit Suisse, dem Kaufhaus Harrods, der Kaufhauskette Sainsbury, dem französischen Medienkonzern Lagardère, an Barclays, Royal Mail und Shell und war auch am VW-Großaktionär Porsche SE beteiligt. Abu Dhabi ist an HypoVereinsbank-Eigner Unicredit und am Rohstoffriesen Glencore beteiligt. Einige dieser Staaten haben in den vergangenen Jahren auch Kapazitäten in der Luftfahrt- und Rüstungsbranche aufgebaut, doch auch diesbezüglich ist über Kuwait eher wenig bekannt geworden.