Airbus

Langstreckenflug in die deutsche Börsenoberliga

Für Airbus wächst mit dem Dax-Aufsteig die Wahrnehmung des Unternehmens. Der Flugzeughersteller erhofft sich dadurch einen engeren Dialog mit deutschen Anlegern.

Langstreckenflug in die deutsche Börsenoberliga

Von Stefan Kroneck, München

Mit dem Aufstieg in den Dax hat sich ein langer Wunsch von Airbus erfüllt. Bereits mit Gründung und dem Börsengang der Vorgängerholding EADS (Juli 2000) hegte die damalige Konzernführung des europäischen Flugzeugherstellers Ambitionen, in die deutsche Börsenoberliga aufgenommen zu werden. Der frühere Finanzchef Hans Peter Ring hatte dies seinerzeit auch gegenüber der Börsen-Zeitung geäußert.

Airbus blieb aber dies lange verwehrt, da der Handelsumsatz nach den alten Aufnahmekriterien an der Frankfurter Börse zu gering war. Mit der Reform des Leitindex ist das nun hinfällig. Das Unternehmen rangiert mit einer Marktkapitalisierung von 86 Mrd. Euro in dem auf 40 Mitglieder erweiterten Dax auf Platz 5.

Breitere Aktionärsbasis

Der seit April 2019 amtierende CFO Dominik Asam betrachtet das Aufrücken in der Indexfamilie als Chance für den Dax-Neuling, insbesondere in Deutschland von Share- und Stakeholdern stärker wahrgenommen zu werden. Im größten EU-Land sei das Unternehmen „unterrepräsentiert“. Für ihn steht daher das Thema Wahrnehmung „im Vordergrund“, wie er in einem Gespräch mit Journalisten sagte. Airbus könne ihre Aktionärsbasis in Deutschland verbreiten. Der Dialog mit deutschen Anlegern wird seiner Einschätzung nach „enger werden.“ Als kurzfristigen positiven Effekt für die Aktie bezeichnet er die Tatsache, dass unter anderem am Dax orientierte Indexfonds das Papier nun stärker berücksichtigen müssten. „Wir würden uns freuen, wenn wir von der Liquidität her in Frankfurt weiter nach vorne kommen könnten.“ Der CFO beklagte, dass Airbus in Deutschland als einstiges MDax-Mitglied bisher wenig Gehör gefunden habe. Mit dem Aufstieg werde der Konzern mehr Anerkennung erhalten.

Übergewicht bleibt in Paris

„Erdrutschartige Änderungen“ er­wartet Asam allerdings nicht. Das gilt insbesondere für das Handelsvolumen in Relation zu anderen Börsenplätzen. Die Pariser Börse werde weiterhin ein Übergewicht haben, so der Manager. 90% der frei verfügbaren Anteilscheine würden derzeit in der Hauptstadt Frankreichs gehandelt, nur rund 10% in Frankfurt. Das hängt damit zusammen, dass Airbus auch dem CAC 40 und dem Euro Stoxx 50 angehört. Seit dem Börsengang vor 21 Jahren ist Airbus Mitglied im französischen Leitindex.

In Bezug auf das operative Geschäft räumte Asam ein, dass sich der Konzern nach wie vor „im Krisenmodus“ befinde. Zwar verbessere sich das Umfeld vor allem im Kurz- und Mittelstreckensegment, das Geschäft im Langstreckenbereich stehe aber weiterhin unter Druck. In diesem Segment werde es noch dauern, bis man das Niveau von 2019 wieder erreicht habe.

Airbus kämpft also weiter mit den Folgen der Covid-19-Pandemie, die fast monatelang den weltweiten Verkehr von Passagierflugzeugen zum Erliegen brachte. Vor diesem Hintergrund feilt Airbus an ihrer Equity Story, um ihre Aktionäre bei Laune zu halten. Das sukzessive Hochlaufen der Produktionsraten im Kerngeschäft hat für Asam Priorität. Zuvor kündigte Airbus an, die monatliche Fertigung schrittweise heraufzusetzen. Auf längere Sicht rechnet er mit zusätzlichen Wachstumschancen infolge der Dekarbonisierung: Airlines müssten verstärkt ältere Flugzeuge durch moderne Maschinen ersetzen. Der Aktie, die sich vom Kurseinbruch im Frühjahr 2020 deutlich erholt hat, half das zum Wochenauftakt wenig. Das Papier des Dax-Neulings büßte zeitweise 3,8% an Wert ein.

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