Lanxess zieht die Spendierhosen an

Aktienrückkauf und mehr Dividende - Ergebnisrückgang durch Coronakrise erwartet - Umbau geht weiter

Lanxess zieht die Spendierhosen an

Das Wechselbad der Gefühle geht auch für die Aktionäre von Lanxess weiter. Einerseits werden sie mit einer leicht erhöhten Dividende gelockt. Andererseits drohen im Zusammenhang mit der Viruskrise im neuen Turnus deutliche Ergebnisbelastungen. Gestern hielt sich der MDax-Wert gerade noch im Plus. ab Düsseldorf – Mit Aktienrückkäufen und einer höheren Dividende versucht Lanxess dem durch die Coronakrise nochmals verschärften Kursverfall der Aktie Einhalt zu gebieten. Allerdings wird sich die Virusepidemie im laufenden Turnus auch im Ergebnis des Chemiekonzerns niederschlagen. Aus heutiger Sicht werde die Krise im neuen Geschäftsjahr zu Belastungen von 50 bis 100 Mill. Euro führen, sagte Vorstandschef Matthias Zachert in der Bilanzpressekonferenz, die krisenbedingt telefonisch stattfand. Allein im ersten Quartal werde mit Belastungen von 20 Mill. Euro gerechnet.Wenngleich die Produktionsanlagen in China wieder liefen, “wird sich die Logistiksituation zunächst noch weiter verschärfen”, glaubt Zachert. “Dort müssen wir Stand heute 5 % der Produktion vergessen.” Aber auch in Europa, das für die Hälfte des Konzernumsatzes steht, rechnet Lanxess mit “gravierenden Auswirkungen” im zweiten Quartal. Allein Italien, das inzwischen als Sperrzone ausgerufen ist, steht für einen Jahresumsatz von 500 Mill. Euro. “Wir wollen nicht blauäugig sein, sondern preisen das ein.”Konkret rechnet der Chemiekonzern 2020 mit einem Rückgang in dem um Sondereinflüsse bereinigten operativen Ergebnis (Ebitda) auf 900 Mill. bis 1 Mrd. Euro. Den abgelaufenen Turnus hatten die Kölner bei weitgehend stabilem Umsatz (6,8 Mrd. Euro) noch mit einem Zuwachs im bereinigten Ebitda um 3,3 % auf gut 1 Mrd. Euro abgeschlossen. Das Gesamtbild beeinträchtigten hohe Sonderfaktoren. Sie summierten sich auf 150 Mill. Euro. Allein 41 Mill. Euro entfielen auf außerplanmäßige Abschreibungen im Zusammenhang mit dem Verkauf des Geschäfts mit Organometallen auf Zinn-Basis. “Die Neuausrichtung des Portfolios hat ihren Preis”, kommentierte Zachert. Daneben fielen Sonderlasten für strategische IT-Projekte, Projekte zur Digitalisierung, Maßnahmen zur weiteren Realisierung von Synergien im Zusammenhang mit der Integration von Chemtura sowie für M&A-Aktivitäten an.Das Konzernergebnis brach letztlich um mehr als die Hälfte auf 205 Mill. Euro ein, wobei der Vorjahreswert auch durch den Verkauf der 50 %-Beteiligung am Joint Venture Arlanxeo verzerrt war. Im Ledergeschäft, das auf dem Verkaufsblock steht und daher als nicht fortzuführend bilanziert wird, schrieb Lanxess im abgelaufenen Turnus dagegen rote Zahlen. Das fortzuführende Geschäft war mit einem Ergebnisrückgang um 15 % konfrontiert.Trotz des Ergebniseinbruchs sollen die Aktionäre eine auf 0,95 (i. V. 0,90) Euro erhöhte Dividende erhalten. Finanziell leisten kann sich Lanxess die kursstützenden Maßnahmen, winkt mit dem für April erwarteten Abschluss des Verkaufs der 40 %-Beteiligung am Chemieparkbetreiber Currenta doch ein Mittelzufluss von knapp 800 Mill. Euro.Daraus sollen auch weitere Akquisitionen finanziert werden, wie Zachert ausführte. Diese sieht Lanxess insbesondere im neu geschaffenen Geschäftsfeld Consumer Protection, unter dessen Dach neben der Feinchemie Saltigo auch die Geschäfte mit Wasseraufbereitung (Liquid Purification Technologies) und Bioziden (Material Protection Products) angesiedelt sind. Im Gegenzug wird das Segment Performance Chemicals aufgelöst. Die Geschäftseinheit Inorganic Pigments wird dazu in das Segment Advanced Intermediates überführt.In der bisherigen Aufstellung haben im abgelaufenen Turnus drei der vier Segmente höhere operative Ergebnisse erwirtschaftet. Mit einem Zuwachs im bereinigten Ebitda um 23 % auf 192 Mill. Euro schoss das Segment Performance Chemicals – ohne das Ledergeschäft – den Vogel ab. Advanced Intermediates baute das operative Ergebnis um 8 % auf 389 Mill. Euro aus. Selbst die Division Specialty Additives verbesserte das bereinigte Ebitda um 3 % auf 353 Mill. Euro, obwohl sich die Rheinchemie schwach präsentierte. Einzig im Segment Engineering Materials, das am stärksten von der Automobilindustrie abhängig ist, gab das operative Ergebnis um 11 % auf 238 Mill. Euro nach. Die Automobilindustrie, schätzt Zachert, wird auch im laufenden Turnus weiter rückläufig sein.