Legoland-Betreiber verlässt die Börse

Familie des Lego-Gründers, Blackstone und kanadischer Pensionsfonds bieten 4,8 Mrd. Pfund für Merlin

Legoland-Betreiber verlässt die Börse

Blackstone hat Merlin Entertainments einst zusammen mit der Familie des Lego-Gründers an die Börse gebracht. Nun holen sie sich den Legoland-Betreiber mit einem kanadischen Pensionsfonds für 4,8 Mrd. Pfund wieder zurück. Ein Aktionärsaktivist gab den Anstoß.hip London – Der Shareholder-Aktivist Valueact hat beim Haupteigentümer von Merlin Entertainments Gehör gefunden: Kirkbi Invest, das Investmentvehikel der Familie von Lego-Gründer Kirk Kristiansen, will den Legoland-Betreiber zusammen mit Blackstone und dem kanadischen Pensionsfonds CPPIB von der Börse nehmen. Damit bahnt sich einer der größten Buy-outs der letzten Zeit in Europa an. Der 4,8 Mrd. Pfund schwere Deal zeigt, dass Finanzinvestoren über reichlich Liquidität für Transaktionen dieser Art verfügen. Man wolle sicherstellen, dass Legoland und die anderen Aktivitäten von Merlin ihr “volles Potenzial entfalten”, und glaube, dass dies am besten in privater Führung erfolgen könne, sagte Kirkbi-Chef Søren Thorup Sørensen. Merlin ist mit 1,2 Mrd. Pfund verschuldet. Alles in allem wird der Freizeitbetreiber durch das Angebot also mit knapp 6 Mrd. Pfund bewertet. Mit dem Abschluss der Transaktion wird für das Schlussquartal gerechnet. Board stimmt einstimmig zuDer Board der FTSE-250-Gesellschaft empfahl den Aktionären einstimmig, die Offerte des Konsortiums in Höhe von 455 Pence in bar je Aktie anzunehmen. Das entspricht in etwa dem von Valueact im vergangenen Monat genannten möglichen Preis von um die 450 Pence (vgl. BZ vom 24. Mai). Der gebotene Preis liegt um 37 % höher als der Schlusskurs vor Bekanntwerden des Schreibens von Valueact an den Board, in dem der Rückzug von der Börse gefordert wurde. Der Shareholder-Aktivist hat seine Aktien (9,30 %) bereits angedient.Merlin lässt sich von Goldman Sachs sowie Barclays und Citi beraten; rechtlich Slaughter & May. Dem Konsortium steht in Finanzdingen Lazard zur Seite. Blackstone wird zudem von BoA Merrill Lynch bedient. Einzelnen oder mehreren seiner Mitglieder gehen die Kanzleien Clifford Chance, Kirkland & Ellis sowie Latham & Watkins zur Hand.Der nach Walt Disney weltweit größte Themenparkbetreiber, zu dem auch Warwick Castle, das italienische Gardaland und Madame Tussauds gehören, wurde von Kirkbi und Blackstone 2013 in London an die Börse gebracht. Drei Jahre zuvor hatte Merlin Pläne für ein Initial Public Offering (IPO) noch wegen der Marktvolatilität gestoppt. Damals zielte Blackstone auf 2,2 Mrd. Pfund und verkaufte ein Paket an den europäischen Finanzinvestor CVC. Als der Börsengang schließlich stattfand, wurde Merlin mit 3,5 Mrd. Pfund bewertet. Blackstone stieg 2015 komplett aus. Kirkbi blieb mit knapp 30 % größter Anteilseigner. Dieses Vehikel der Familie hält zudem 75 % an Lego. Langfristige InvestitionenDas Problem von Merlin mit der Börse lässt sich wie folgt zusammenfassen: Die rückläufige Rendite auf das eingesetzte Kapital sorgte für eine schwache Kursentwicklung. Der Rückgang ließ sich zwar mit einer Serie von islamistischen Terroranschlägen in Großbritannien und einem Unfall im Vergnügungspark Alton Towers erklären. Wenn die ausgewiesenen Ergebnisse sinken, ist die Bereitschaft von Aktionären aber meist nicht groß, steigende Summen in das künftige Wachstum zu investieren. Aus Sicht von Valueact und einigen Analysten lag das Management mit den meisten seiner Investitionsvorhaben richtig. Wenn aber wachsende Beträge investiert werden, die erst nach einiger Zeit eine Rendite abwerfen, kommt das an der Börse nicht gut an.Man sei bereit, “substanzielle Ressourcen” zur Verfügung zu stellen, die für die Erreichung der langfristigen Ziele von Merlin benötigt würden, sagt Joe Baratta, Global Head of Private Equity von Blackstone. Finanziert werden soll die Übernahme durch Eigenkapital von Blackstone, CPPIB und Kirkbi sowie Schulden. BoA Merrill Lynch und Deutsche Bank stellen die nötigen Fazilitäten zur Verfügung. “Die Motivation der neuen Eigentümer für ihren Schritt ist der Wunsch, das Unternehmen der täglichen genauen Überprüfung an den öffentlichen Märkten zu entziehen und sich auf langfristige Investitionen zu konzentrieren”, meint George Salmon, Analyst bei Hargreaves Lansdown. “Sie haben mit Sicherheit das Geld, um ihre Pläne umzusetzen. Und wer weiß, vielleicht geht es ja einmal wieder zurück an die Börse, wenn die Ausgaben abgeschlossen sind.”