PC-Hersteller

Lenovo federt Chipkrise ab

Der weltgrößte PC-Hersteller hat in seinem zweiten Geschäftsquartal dank einer anziehenden Nachfrage aus dem Firmenkunden-Bereich deutlich mehr Gewinn eingefahren als im Vorjahr. Trotz des Rückziehers vom geplanten Zweitlisting in Schanghai will der Konzern weiter viel Geld in die Forschung stecken.

Lenovo federt Chipkrise ab

nh Schanghai

Trotz der globalen Lieferklemme beim Bezug von Chipelementen laufen die Geschäfte des weltmarktführenden PC-Geräte- und Laptop-Herstellers Lenovo auf hohen Touren. Im Ende September abgeschlossenen zweiten Geschäftsquartal steigerte die im chinesischen wie auch im amerikanischen Markt be­sonders stark vertretene Lenovo die Erlöse kräftiger als erwartet um 23% auf 17,9 Mrd. Dollar (15,4 Mrd. Dollar) und legte bei weiter verbesserten Margen ein hohes Gewinntempo vor. Lenovo betont, dass man sich im Vergleich zur Konkurrenz reichlicher mit Computerchips eindecken konnte, konzediert aber auch, dass die Halbleiter-Knappheit zu Verzögerungen bei der Ordererfüllung und entsprechenden Rückstaus führt.

Der Gewinn nach Steuern kletterte um 65% von 310 auf 512 Mill. Dollar. Dabei wurde die Ertragsrechnung vor allem auch von der Sparte für Unternehmenskundenlösungen und IT-Dienste weiter angefüttert. Lenovo hat sich hier dem ehrgeizigen Ziel verschrieben, mit Softwareentwicklung gegen Branchenriesen wie Google und Tencent anzutreten, was allerdings mit kräftigen Investitionen einhergeht. Langfristig geht es vor allem darum, angesichts der weiterhin dünnen Margen im Hardwaregeschäft neue zukunftsträchtige Wachstumsfelder mit höheren Ge­winnbeiträgen zu besetzen.

Freude machte indes zuletzt auch das mittlerweile wieder kräftig an­ziehende Geschäft mit PCs für Firmenkunden. In diesem Segment war es im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie und verstärkter Homeoffice-Tätigkeiten der Beschäftigten zu einer kräftigen Delle ge­kommen. In geografischer Hinsicht ist Lenovo vor allem im US-Geschäft und im chinesischen Heimatmarkt weiter gut vorangekommen, während der Absatz in anderen bevölkerungsreichen asiatischen Ländern wegen der Pandemiefolgen schleppender verlief.

Marktanteil ausgebaut

Lenovo konnte ihre Position im globalen PC-Markt mit einer Steigerung des Marktanteils zuletzt von 21,9% auf 23,7% weiter festigen, geht aus der jüngsten Aufstellung des Researchinstituts Gartner hervor. Im Septemberquartal wurden insgesamt 24,4 Millionen Computergeräte ausgeliefert, während der zur Nummer 2 aufgerückte Konkurrent Apple auf 23 Millionen Stück kam. Im Segment der kommerziell genutzten PCs sah man für das dritte Quartal eine weltweite Absatzsteigerung von 18%, wobei die Experten mit der anstehenden Einführung des Microsoft-Betriebssystems Windows 11 mit einer anhaltend hohen Nachfrage rechnen. Bei Lenovo rechnet man damit, dass sich der weltweite PC-Absatz in den kommenden Jahren bei rund 350 Millionen Geräten jährlich einpendelt, was im Rahmen anderer einschlägiger Branchenprognosen liegt, und hofft auf zusätzliche Wachstumschancen mit der Bedienung des sogenannten IoT-Marktes (Internet of Things).

Wie Chairman Yang Yuanqing am Donnerstag betonte, sind die Forschungs- und Entwicklungsausgaben (F&E) im zurückliegenden Quartal um 60% angewachsen. Lenovo werde weiterhin am Ziel festhalten, den F&E-Aufwand über einen Dreijahreszeitraum zu verdoppeln. Zuletzt waren einige Zweifel an der Erfüllung der Zielmarke aufgekommen, nachdem die Gesellschaft im Oktober einen überraschenden Rückzieher von einem geplanten Zweitlisting auf dem chinesischen Festland an der Schanghaier Technologiebörse Star Market verkündet hatte. Mit dem Börsengang in Schanghai war eine Kapitalaufnahme von 1,8 Mrd. Dollar anvisiert worden, die vor allem dem F&E-Budget zugutekommen sollte. Der Rückzieher beim Börsengang hatte der Lenovo-Aktie zur Oktobermitte einen schweren Einbruch beschert, von dem sich die Titel noch nicht wieder erholt haben (siehe Chart). Auch am Donnerstag gaben die Titel um 2,4% nach.