Lenzing zieht in den USA die Reißleine

Faserhersteller reagiert auf Zölle und Arbeitskosten

Lenzing zieht in den USA die Reißleine

swa Frankfurt – Der österreichische Faserhersteller Lenzing legt den Ausbau der Kapazitäten am US-Standort Mobile in Alabama vorerst auf Eis. Auslöser für diese Entscheidung sei die steigende Wahrscheinlichkeit höherer Handelszölle, gepaart mit einer möglichen Überschreitung der Baukosten aufgrund des boomenden US-Arbeitsmarktes. Diese Entwicklung habe das Risikoprofil des Projekts erhöht, teilt Lenzing mit. Aktienkurs bricht einDer vorübergehende Stopp des Großprojekts zum Ausbau der Produktion von Lyocell-Fasern ein halbes Jahr vor der geplanten Fertigstellung ist ein schwerer Rückschlag für den weltgrößten Cellulosefaser-Hersteller. Die Aktie rauschte zeitweise um 15 % in den Keller. Lenzing hat einen Marktwert von 2,4 Mrd. Euro.Um die “starke Nachfrage” nach Lyocell-Fasern bestmöglich bedienen zu können, konzentriere sich Lenzing nun auf die Erweiterung der entsprechenden Kapazitäten in Thailand am Standort Prachinburi. Dort ist nach früheren Angaben der Aufbau einer Lyocellfaser-Produktion bis Ende 2020 geplant. Das Projekt in den USA solle nicht aufgegeben, sondern regelmäßig überprüft werden. Allerdings werde Lenzing nun neben der 25 000-Tonnen-Erweiterung in Heiligenkreuz im Burgenland in den Jahren 2019 und 2020 “keine wesentlichen zusätzlichen Lyocellfaser-Mengen auf den Markt bringen”, teilt das Unternehmen mit. Die Umsetzung des Expansionsplans bei Lyocell-Spezialstapelfasern werde sich durch diese Entscheidung verlangsamen. Die Erweiterung der Kapazitäten von anderen Spezialprodukten bleibe jedoch im Plan.Lenzing hatte im Dezember 2016 die Erweiterung der Lyocell-Kapazitäten in Alabama eingeläutet. Der US-Standort wurde einem neuerlichen Großprojekt in Österreich vorgezogen. Begründet wurde die Entscheidung damals mit der guten Infrastruktur in den USA und dem US-Dollar. Die Gesamtinvestition wurde auf 275 Mill. Euro beziffert. Das neue Werk sollte im ersten Quartal 2019 in Betrieb gehen.Von Alabama aus beliefert Lenzing den globalen Markt. Aus den produzierten Fasern werden Stoffe für die Bekleidungs- und Textilindustrie hergestellt sowie Vliesstoff für Kosmetik- und Hygieneprodukte.