Linde kauft Aktien in großem Stil

Mit zweitem Programm steigen Ausgaben für eigene Anteile auf maximal 7 Mrd. Dollar

Linde kauft Aktien in großem Stil

Sechs Wochen nach dem Start des Aktienrückkaufs gibt es von der neuen Linde plc gleich das zweite Begrüßungsgeschenk für die Aktionäre: ein weiteres Programm mit dem sechsfachen Volumen. Die Anteilseigner des Industriegasekonzerns reagieren aber wie schon im Dezember ziemlich zurückhaltend. jh München – Das zweite Aktienrückkaufprogramm des Industriegasekonzerns Linde plc begeistert die Aktionäre nur mäßig. Am Dienstag stieg der Kurs in Frankfurt in einem leicht nachgebenden Markt um 1,3 % auf 141,85 Euro. In der Spitze betrug der Tagesgewinn 2,4 %. Seit Beginn dieses Jahres legte er ebenfalls um 2,4 % zu.Am Abend zuvor hatte die Linde plc, die aus der Fusion der Linde AG und Praxair entstanden ist, ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von maximal 6 Mrd. Dollar angekündigt (vgl. BZ vom 22. Januar). Es soll spätestens am 1. Mai beginnen und bis 1. Februar 2021 dauern. Ziel des Programms ist, das Aktienkapital herabzusetzen oder als Boni an das Management zu verteilen. Zurückgekauft würden bis zu 15 % der rund 547 Millionen Aktien. Zum Schlusskurs vom Dienstag bekäme Linde für 6 Mrd. Dollar gut 37 Millionen Aktien oder 6,8 % des Grundkapitals.Vor sechs Wochen hatte die Linde plc ihr erstes Aktienrückkaufprogramm begonnen. Es hat ein Volumen von 1 Mrd. Dollar und soll spätestens Ende April abgeschlossen sein. Darauf hatte der Aktienkurs neutral reagiert und war in den Tagen danach gesunken.Linde verteilt mit den Programmen das Geld, das die von Kartellbehörden geforderten Verkäufe von Konzernteilen einbringen. Das “ist für uns eine Gelegenheit, diesen Überschuss mit unseren Eigentümern zu teilen”, sagte Steve Angel, der Chief Executive Officer (CEO) der Linde plc. Das Europageschäft von Praxair wurde für 5 Mrd. Euro abgegeben. In den USA muss sich die Linde AG für umgerechnet 3,3 Mrd. Euro von einem großen Teil trennen. Hinzu kommen Verkäufe in Südamerika und Asien. Das Investmenthaus Bernstein rechnet mit einem Erlös von insgesamt mehr als 10 Mrd. Dollar. Netto blieben davon gut 7 Mrd. Dollar. Auf mehr gehofftBernstein nannte auch einen möglichen Grund für die verhaltene Reaktion der Börse: Der Markt habe mit diesem Schritt gerechnet. Die Bestätigung sei dennoch “leicht positiv”. Allerdings hätten manche Investoren auf einen Rückkauf im Umfang von 10 bis 15 Mrd. Dollar gehofft. Das Analysehaus Jefferies rechnet damit, dass Linde bis 2022 insgesamt 35 Mrd. Dollar für Rückkäufe und Dividenden ausgeben wird. Am Tag zuvor hatte die Schweizer Bank UBS in einer Studie die Vorsicht der Aktionäre mit den Integrationsrisiken der Fusion erklärt sowie mit einem möglichen Konjunkturabschwung.Die Bilanz des Linde-Konzerns sollte nach Ansicht des Investmenthauses Bernstein Aktienrückkäufe für 6 Mrd. Dollar ohne einen Anstieg der Schuldenquote ermöglichen. Würde der fusionierte Konzern eine höhere Schuldenquote akzeptieren, könne er auch für bis zu 15 Mrd. Dollar Aktien zurückkaufen. Bis auf weiteres dürfte das Management jedoch konservativ agieren.CEO Angel bestätigt diese Einschätzung mit seiner Aussage in einer Pressemitteilung: “Linde verpflichtet sich, in zukünftiges Wachstum zu investieren, eine wettbewerbsfähige Dividende zu zahlen und ein A/A2-Rating beizubehalten.” Mehr Informationen von Angel zur Kapitalverwendung werden für Anfang März erwartet, wenn die Linde plc die Jahreszahlen veröffentlicht.Ihre Geschäfte dürfen der deutsche und der amerikanische Fusionspartner erst zusammenlegen, wenn die geforderten Verkäufe in den USA erledigt sind. Ende dieses Monats soll es so weit sein.—– Kommentar Seite 1