Elektronikhandel

Lockdown bremst Ceconomy aus

Die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung haben den Elektronikhändler Ceconomy im zweiten Quartal vor allem im Heimatmarkt spürbar belastet. Die Filialschließungen zogen zwar steigende Online-Bestellungen nach sich. Doch wird damit deutlich weniger verdient. Die Investoren reagierten verschnupft.

Lockdown bremst Ceconomy aus

ab Köln

Der Elektronikhändler Ceconomy, zu dem die Handelsketten Media Markt und Saturn gehören, leidet unter den behördlich angeordneten Filialschließungen. Zwar rühmt sich der Vorstand, mit einem Umsatzrückgang im zweiten Quartal um 6,7% auf 4,3 Mrd. Euro und einem bereinigten operativen Ergebnis von –146 (i.V. –131) Mill. Euro mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Von einer Prognose wird jedoch abgesehen. „Nach wie vor sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Geschäftsentwicklung schwer vorherzusehen. Die derzeitigen Rahmenbedingungen erlauben keine konkrete Prognose“, beschied der seit 1. Mai amtierende Finanzchef Florian Wieser bei der Vorlage des Zwischenberichts.

CEO Bernhard Düttmann, der Ende Juli für Eon-Vorstand Karsten Wildberger Platz macht, sieht in der bisherigen Entwicklung einen „Beleg für die Resilienz des Geschäftsmodells“. Anders als im Vorjahr, als im März nur zwei Wochen mit geschlossenen Läden zu verkraften gewesen seien, sei das Berichtsquartal komplett von Schließungen betroffen gewesen – allen voran im wichtigen Heimatmarkt Deutschland und in den Niederlanden. Zugleich zeigte Düttmann wenig Verständnis für das Vorgehen der Politik. Sogar das Robert-Koch-Institut (RKI) stufe das Ansteckungsrisiko im Einzelhandel als gering ein. Die hiesigen Einschränkungen seien unverhältnismäßig, folgerte Düttmann. „Es wird Zeit, dass wir den Handel wieder öffnen – jeder Tag zählt.“ Während hierzulande im März noch immer die Hälfte der Märkte geschlossen war, lief es in Ländern mit weniger rigiden Lockdown-Maßnahmen deutlich besser. In Österreich oder Polen profitierte die Handelskette nach der Wiedereröffnung von Nachholeffekten. Zwar sorgten staatliche Unterstützungsleistungen für etwas Entspannung auf der Kostenseite. Zur Kompensation reichte das gleichwohl nicht.

Erheblicher Mittelabfluss

Aufgrund der Schließungen kam es zu einer weiteren Umsatzverschiebung in den Onlinekanal – dieser Vertriebsweg stand im zweiten Quartal für 49% der Erlöse. Dort kämpft Ceconomy jedoch mit suboptimalen Logistikstrukturen. Entsprechend verringerte sich die Bruttomarge um 2,3 Prozentpunkte auf 14,9%. Zum Margenrückgang trugen nach den Angaben auch temporäre schließungsbedingte Bestandsabwertungen und rückläufige Umsätze im Dienstleistungsgeschäft bei. Einen Lichtblick gab es an der Beteiligungsfront. Nachdem das Anteilspaket an Fnac Darty vor Jahresfrist im Wert um 268 Mill. Euro korrigiert worden war, schrieb Ceconomy im Berichtsquartal wieder 150 Mill. Euro zu. Dadurch verbesserte sich das Ebit auf –2 (–368) Mill. Euro. Wenngleich sich der Umsatzrückgang angesichts der Rahmenbedingungen in Grenzen hielt, zeigt die Kapitalflussrechnung ein trauriges Bild. Der freie Cash-flow belief sich im ersten Halbjahr auf –425 Mill. Euro, allein im operativen Geschäft flossen den Angaben zufolge 346 Mill. Euro ab.

Trotz Verzichts auf eine Prognose gibt sich der Vorstand zuversichtlich, nach dem Ende der Lockdown-Maßnahmen auch hierzulande von Aufholeffekten zu profitieren. Diese vage Aussage reichte den Investoren jedoch nicht. In einem schwächeren Gesamtmarkt stürzte die im SDax gelistete Aktie in der Spitze um 16% ab. Damit sind die im Dezember mit der Beilegung des Gesellschafterstreits erzielten Kursgewinne so gut wie aufgezehrt.

Ceconomy
Konzernzahlen* nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Euro2020/212019/20
Umsatz11 78611 453
Bereinigtes Ergebnis199159
Finanzergebnis– 6– 15
Nettoergebnis247– 125
Free Cash-flow – 425286
Nettoverschuldung1 4621 304
*) Geschäftsjahr zum 30.9.Börsen-Zeitung