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Logistikimmobilien zeigen sich robust

Die Wirtschaftskrise hinterlässt bei Gewerbeimmobilien ihre Spuren. Relativ robust zeigt sich jedoch der Logistiksektor. Das Gros der Nutzer in Deutschland hält laut einer Studie langfristig an seinen Expansionsplänen fest.

Logistikimmobilien zeigen sich robust

Der Boom der Industrie- und Logistikimmobilien hat sich abgekühlt. Die schwierige Wirtschaftslage hinterlässt Spuren im starken Rückgang des Flächenumsatzes in Europa, doch die Nachfrage bleibt rege. Eine Studie des Beratungsunternehmens Analytiqa macht deutlich, dass viele Nutzer expandieren wollen.

Logistikimmobilien zeigen sich robust

Flächenumsatz in Europa im ersten Halbjahr eingebrochen – Berater erwarten Belebung – Knappes Angebot stützt

hek Frankfurt

Logistik- und Industrie-Immobilien sind ungeachtet der schwierigen Wirtschaftslage in Europa rege gefragt. 39% der Nutzer erwarten, dass ihr Flächenumsatz im laufenden Jahr zunehmen wird, geht aus einer Analyse des Lieferketten-Beratungsunternehmens Analytiqa hervor. Vor einem Jahr seien es erst 25% gewesen. Lediglich 11% rechneten mit einem Rückgang gegenüber 30% im Jahr 2022.

Die wichtigsten Märkte für eine Expansion in den nächsten drei Jahren seien Deutschland und Spanien. Automatisierung und Rückverlagerung von Lieferketten hätten nach wie vor Priorität, der Aufbau von Lagerbeständen sei weniger bedeutsam als in der Pandemiezeit.

Angebot begrenzt

Der Logistiksektor habe sich trotz des makroökonomischen Gegenwinds als widerstandsfähig erwiesen, meint Marcus de Minckwitz vom Immobiliendienstleister Savills, der die Analyse zusammen mit dem Investor Tritax Eurobox in Auftrag gegeben hat: „Mit der verbesserten Stimmung sehen wir ein Licht am Ende des Tunnels.“ Das werde die Aktivitäten auf den Vermietungs- und Investmentmärkten fördern.

Allerdings ist der Flächenumsatz in Europa der Mitteilung zufolge im ersten Halbjahr auf 13,2 Millionen Quadratmeter geschrumpft, nachdem in der Pandemiezeit ein Rekordwert von 21 Millionen Quadratmetern erreicht wurde. Der Flächenumsatz liege aber deutlich über den Jahren 2018 und 2019 mit 11,7 Millionen Quadratmetern. Die Leerstandsquoten seien in der ersten Jahreshälfte europaweit auf 4,7% gestiegen. Dennoch bleibe das Angebot begrenzt, was dazu führte, dass die Mieten im vergangenen Jahr um durchschnittlich 10% geklettert seien.

Überkonjunktur zu Ende

In den vergangenen Jahren erlebte der Sektor einen immensen Aufschwung. Das hatte vor allem mit der Expansion des Onlinehandels und dem Umbau von Lieferketten infolge ausbleibender Zulieferungen und geopolitischer Risiken zu tun. Industriebetriebe holen die Produktion nach Deutschland oder Europa zurück oder verlagern sie von instabilen in stabile Regionen. Börsennotierte Gesellschaften wie DIC Asset und CTP habe ihr Exposure ausgebaut: DIC kaufte den Logistikimmobilienspezialisten VIB Vermögen, während sich die niederländische CTP die Deutsche Industrie Reit-AG einverleibte.

Inzwischen ist Beruhigung eingekehrt: „Die Logistik-Überkonjunktur, die während der Pandemie durch E-Commerce und Pufferlager entstand, ist zu Ende“, konstatierte unlängst der Immobiliendienstleister und Investor CBRE in seiner Halbjahresanalyse des deutschen Marktes. Das Repricing, also die Preiskorrektur, sei schneller erfolgt als in anderen Assetklassen und größtenteils abgeschlossen. Trotz gesunkener Multiples seien die Kaufpreise für Logistikobjekte nicht zwingend niedriger als vor der Zinswende, konstatiert der Spezialfondsanbieter LIP Invest. Denn höhere Mieten glichen die niedrigeren Ankaufsfaktoren tendenziell aus.

Deutschland wichtigster Markt für Expansion

Deutschland bleibt der Analytiqa-Studie zufolge mit 45 (2022: 43)% der wichtigste Markt für die Expansion in den nächsten drei Jahren. Besonders optimistisch seien Logistikunternehmen hinsichtlich der Wachstumsaussichten in den nächsten drei Jahren für den spanischen Markt. Vor allem Einzelhändler planten kurzfristig eine Flächenerweiterung, angetrieben vom E-Commerce-Wachstum und der Einführung von Omni-Channel-Modellen. Den Angaben zufolge wollen 46% innerhalb der nächsten zwölf Monate expandieren. Hersteller hätten einen längerfristigen Zeithorizont für Expansionspläne, was auf Belastungen wie hohe Inflationsraten zurückgeführt wird.

Verkürzung von Lieferketten

Automatisierung und Verkürzung von Lieferketten seien auch nach der Pandemie im Trend. Je ein Drittel der Nutzer greife auf eine stärkere Automatisierung zurück und habe die IT-Systeme verbessert, 22% hätten Lieferketten verkürzt und 19% hielten mehr Lagerbestände. Elektrofahrzeuge dürften der Studie zufolge in den nächsten drei Jahren die Technologie mit den größten Auswirkungen auf die Lieferkette sein.

In Deutschland erwarten 34% der Nutzer in den nächsten zwölf Monaten einen Anstieg des Flächenumsatzes. Das sind fünf Prozentpunkte weniger als in Europa. 16% rechnen mit einem Rückgang. 44% der Nutzer in Deutschland hätten angegeben, Expansionspläne zu reduzieren oder um ein bis zwei Jahre zu verschieben. Das Gros halte langfristig an Plänen fest.

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