Lonza setzt zum Sprung in die USA an

Spezialchemieanbieter verhandelt mit KKR über Pharmazulieferer Capsugel - 5 Mrd. Dollar im Gespräch

Lonza setzt zum Sprung in die USA an

swa Frankfurt – Der Schweizer Spezialchemiekonzern Lonza steht vor einer Milliardenübernahme in den USA. Das Management befinde sich in abschließenden Verhandlungen zur Übernahme des Pharmazulieferers Capsugel, teilte Lonza mit. Als Kaufpreis sind nach Marktinformationen mehr als 5 Mrd. Dollar aufgerufen. Damit wäre Capsugel, die Kapseln und andere Produkte zur Verabreichung von Arznei herstellt, der größte Zukauf in der Unternehmensgeschichte. IPO als AlternativeDie Firma aus dem US-Bundesstaat New Jersey würde perfekt zu Lonza passen und die Position als Pharmazulieferer stärken, betonte das Baseler Unternehmen. Es bestehe allerdings keine Gewissheit, dass die Gespräche mit dem derzeitigen Eigner, dem Finanzinvestor KKR zu einer Einigung führten und die Transaktion auch vollzogen werde.Der Finanzinvestor hatte Capsugel im Jahr 2011 für 2,4 Mrd. Dollar vom US-Konzern Pfizer erworben. Der amerikanische Medikamentenanbieter gilt selber als wichtiger Kunde von Capsugel und war durch den Kauf von Warner-Lambert im Jahr 2000 in den Besitz des Zulieferers gekommen. KKR soll neben einem Verkauf auch einen Börsengang für Capsugel durchgespielt haben. Das Unternehmen beliefert über 4 000 Firmenkunden in gut 100 Ländern.Lonza versucht seit längerem, das Geschäft mit Kunden aus der Pharma- und Biotech-Branche durch Zukäufe auszubauen. Nach mehreren kleineren Übernahmen war der Konzern im April dieses Jahres mit einer Kaufofferte an den US-Pharmazulieferer Catalent mit einem Börsenwert von damals gut 3,6 Mrd. Dollar herangetreten. Zu einer Transaktion kam es dann aber nicht. Das zweite Standbein von Lonza sind industrielle Chemieprodukte wie Desinfektions-, Konservierungs- oder Holzschutzmittel.Über die Verhandlungen zur Übernahme von Capsugel senkten die Anleger den Daumen. An der Börse sackten die Lonza-Aktien um 5,3 % auf 168,60 sfr ab. Die Akquisition wäre zwar sinnvoll, wird Vontobel-Analystin Carla Bänziger zitiert. Doch bei einem Kaufpreis von 5 Mrd. Dollar wäre Lonza zu einer Kapitalerhöhung von 2,3 Mrd. sfr gezwungen, warnte die Expertin. Lonza bringt an der Börse derzeit gut 9 Mrd. sfr auf die Waage. Das Lonza-Management soll in der Vergangenheit mehrmals betont haben, dass die Nettoverschuldung nicht mehr als das Dreifache des operativen Ergebnisses Ebitda betragen solle. Im Halbjahresbericht per Ende Juni lag die Nettoverschuldung der Lonza mit 1,51 Mrd. sfr bei 1,77-mal Ebitda. Die letzte große Transaktion war der Kauf von Arch Chemicals für 1,4 Mrd. Dollar im Jahr 2011. FusionsreigenDie Transaktion reiht sich an eine Serie größerer Übernahmen in der Chemie, die im vergangenen Jahr im Schatten der M & A-Rekorde in der Pharmabranche stand, aber im laufenden Turnus stärker ins Licht getreten ist. Die größten Deals laufen derzeit im Agrarchemiemarkt, wo der chinesische Staatskonzern Chemchina 44,2 Mrd. Dollar für den Schweizer Pflanzenschutzkonzern Syngenta offeriert. Bayer wiederum legt 66 Mrd. Dollar auf den Tisch, um sich den amerikanischen Gentechnikkonzern Monsanto einzuverleiben.