Lufthansa fliegt Milliardenverlust ein
Dank einer leichten Erholung des Flugverkehrs im Juli und August hat die Lufthansa ihre Verluste im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal etwas eingedämmt. Die Börse reagierte mit einem Kurssprung. Der Vorstand geht aber von einer sehr schwachen Flugnachfrage in den kommenden Monaten aus.hei Frankfurt – Der Zusammenbruch des globalen Luftverkehrs infolge der Coronakrise hat bei der Deutschen Lufthansa auch im dritten Quartal zu einem Milliardenverlust geführt. In den üblicherweise umsatz- und ertragsstärksten Sommermonaten konnte der Betriebsverlust (Adjusted Ebit) mit 1,26 (i. V. + 1,3) Mrd. Euro gegenüber den 1,7 Mrd. Euro im Vorquartal etwas eingedämmt werden. Grund war vor allem eine leichte Erholung des Reiseverkehrs im Juli und August. Darüber hinaus verweist der Konzern auf “erhebliche Kostensenkungen” und auch “ein striktes Working-Capital-Management”.Die in den vergangenen Monaten sehr volatile Aktie kletterte in der Spitze um mehr als 8 %. Analysten gehen jedoch davon aus, dass der Kurssprung kaum nachhaltig sein dürfte. Die Lufthansa befinde sich weiterhin in einer “grundsätzlich prekären Situation”, kommentierte Marktexperte Andreas Lipkow von der Comdirect Bank. Es sei weiter ein enormer Kraftakt für die Fluggesellschaft, das auf Massentransport mit geringen Margen ausgelegte Geschäftsmodell an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Die Gesellschaft hatte ebenso wie die Konkurrenz ihr Angebot über den Sommer wieder sukzessive ausgeweitet; allerdings bleibt die Auslastung der Flüge insgesamt weit hinter dem Normalniveau zurück.In den kommenden Monaten rechnet der Vorstand mit einer schwachen Verkehrsentwicklung. Die global deutlich anziehenden Infektionen und zahlreiche Reisebeschränkungen dürften die Nachfrage empfindlich dämpfen. Die Konzern-Airlines sollen nach aktueller Planung im vierten Quartal nur maximal 25 % der Vorjahreskapazität anbieten, um sicherzustellen, dass der Flugbetrieb auch weiterhin einen positiven Cashbeitrag leistet, heißt es in einer Mitteilung der Lufthansa. Der Mittelabfluss (Adjusted Free Cash-flow) wird für das dritte Quartal mit rund 2,1 Mrd. Euro angegeben. Allein für die Erstattung von ausgefallenen Flügen wurden indes 2 Mrd. Euro aufgewendet.Dank Staatshilfen von insgesamt rund 9 Mrd. Euro sieht sich der Konzern für den weiteren Verlauf der epochalen Krise der Luftfahrt gerüstet. Die liquiden Mittel werden per Ende September mit 10,1 Mrd. Euro angegeben. Darin enthalten seien noch nicht abgerufene Mittel aus dem Rettungspaket von insgesamt 6,3 Mrd. Euro.Nach neun Monaten lag der operative Verlust der Lufthansa bei 4,16 Mrd. Euro, nachdem in der Vorjahresperiode noch ein satter Gewinn von 1,72 Mrd. Euro angefallen war. Die Nettokreditverschuldung belief sich Ende September den Angaben zufolge auf 8,93 Mrd. Euro nach 6,66 Mrd. Euro Ende Dezember 2019. Die Gruppe hatte ihre Investitionen stark gekürzt, als das Ausmaß der Krise offenbar wurde.Jedoch hatte Konzernchef Carsten Spohr in den vergangenen Wochen wiederholt auf eine insgesamt noch hohe monatliche Mittelverbrennung hingewiesen, so dass weitere umfassende Sparmaßnahmen nötig seien, um durch die Krise zu kommen und die Staatshilfe danach so schnell wie möglich zurückzuzahlen. Die Lufthansa arbeite “intensiv an Restrukturierungsmaßnahmen in allen Geschäftsbereichen, um kurz- und mittelfristige Kosteneinsparungen zu erzielen”, heißt es in der Mitteilung. Vor kurzem war bereits beschlossen worden, die Flotte dauerhaft stärker als zunächst geplant um 150 statt 100 Flugzeuge zu verkleinern. Dies bedeutet auch eine Ausweitung des Stellenabbaus. Die Verhandlungen mit den einzelnen Tarifpartnern gestalten sich zäh. Mit der Gewerkschaft Verdi, die das Bodenpersonal vertritt, gibt es noch keine Vereinbarung über einen Sanierungsbeitrag, auch mit den Piloten gibt es noch Streitpunkte.