Lufthansa forciert Konzernumbau
Entscheidung zu Lufthansa Technik steht bevor
Mutterkonzern forciert Umbauarbeiten – Ergebnis im Quartal nahe Rekordniveau
lis Frankfurt
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Die Lufthansa wird noch in diesem Jahr über die Abgabe eines Minderheitenanteils an der Wartungstochter Lufthansa Technik entscheiden. Das kündigte Konzernchef Carsten Spohr bei Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal an. Damit setzt die Fluggesellschaft den Umbau des Unternehmens, der der Fokussierung auf die Flugaktivitäten dient, fort. Zuletzt war der Vollzug der Veräußerung des außereuropäischen Geschäfts der Cateringgesellschaft LSG Sky Chefs an den Finanzinvestor Aurelius verkündet worden. Käufer gesucht werden dem Vernehmen nach auch für die Versicherungsmaklereinheit Albatros und die Versicherungssparte Delvag.

Lufthansa Technik soll mehrheitlich bei der Mutter verbleiben, rund 20% sollen abgegeben werden. Mögliche Käufer sind vor allem Finanzinvestoren, zuletzt sollen noch Bain und Advent im Rennen gewesen sein. Nicht mehr in diesem Jahr vollzogen werden dürfte dagegen der Einstieg bei der italienischen ITA. Dort rechnet Spohr erst im kommenden Jahr mit einer Freigabe durch die EU-Kommission, obwohl beim Abschluss der Transaktion „Dringlichkeit geboten ist“, weil ITA dem Vernehmen nach weiter Verluste einfliegt. Das Unternehmen sei täglich im Gespräch mit der Wettbewerbsbehörde, um die offizielle Anmeldung vorzubereiten, sagte Spohr am Donnerstag in einer Konferenz mit Analysten. Die Lufthansa will mit 41% bei der staatlichen Airline einsteigen und sie später möglichst ganz übernehmen.
Kerosinausgaben steigen
Wirtschaftlich läuft es für Lufthansa rund. Die Rückkehr der Reiselust und teure Tickets haben dem Unternehmen zwischen Juli und September mit knapp 1,5 Mrd. Euro das zweithöchste operative Ergebnis in einem Sommerquartal beschert – nur das dritte Quartal 2017 war besser, damals angetrieben durch die Pleite des Wettbewerbers Air Berlin. Das Ergebnis stammte nahezu komplett aus dem Fluggeschäft (1,36 Mrd. Euro), wogegen Lufthansa Cargo sich nach den Rekordwerten aus der Pandemie mit einem Ergebnis von nur 1 Mill. Euro in dem saisonal schwachen Vierteljahr begnügen musste. Lufthansa Technik erwirtschaftete 168 (i.V. 188) Mill. Euro. Vorstandschef Spohr sieht die Lufthansa nun weiter auf Kurs zu einem operativen Jahresgewinn von mindestens 2,6 Mrd. Euro – eine Anhebung der Prognose wagt das Unternehmen allerdings nicht und verweist auf den gestiegenen Ölpreis und die eingestellten Flüge Richtung Israel. Bei den Ausgaben für Kerosin rechnet der Vorstand nun 2023 mit 8 Mrd. Euro, rund eine halbe Milliarde mehr als noch im August prognostiziert. Apropos Kerosin: Lufthansa hat sich weitere Kontingente an nachhaltigem Flugbenzin (SAF) gesichert, kann damit nun aber trotzdem insgesamt nur 0,2% des Jetfuel-Bedarfs abdecken und „damit doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt“, wie Spohr betont. Die Vorgaben der EU sehen allerdings schon ab 1. Januar 2025 eine Beimischung von 2% SAF vor – „mir konnte bisher noch keiner erklären, wie wir da zu einer vernünftigen Lösung kommen sollen“, sagt der Lufthansa-Chef. „Das bleibt spannend.“
An der Börse kamen die Neuigkeiten vom Donnerstagmorgen gut an. Die Lufthansa-Aktie legte um gut 7% auf 7,036 Euro zu und war damit Spitzenreiter im MDax. Dennoch wurde das Papier noch rund 10% billiger gehandelt als zum Jahreswechsel. Zuletzt hatte es Anfang der Woche Einbußen hinnehmen müssen, weil einige Airlines, vor allem aus den USA, sich pessimistischer geäußert hatten mit Blick auf die kommenden Monate.

Der Quartalsumsatz der Lufthansa kletterte im Jahresvergleich um 8% auf den Rekordwert von knapp 10,3 Mrd. Euro. Angetrieben wird der Absatz dadurch, dass das weltweite Flugangebot nach wie vor eingeschränkt ist, sei es wegen der schleppend verlaufenden Auslieferung neuer Flieger, außerplanmäßiger Wartungsarbeiten wie denen an den Triebwerken von Pratt & Whitney oder Personalengpässen.
Knappes Angebot
Dass es wie in vielen Jahren vor der Pandemie die Renditen belastende Überkapazitäten am Markt geben wird, sei unter diesen Rahmenbedingungen in den nächsten Jahren „nicht denkbar“, so Spohr. Lufthansa hatte im dritten Quartal 88% der Sitzplätze von 2019 im Angebot. Für das Gesamtjahr peilt der Vorstand wie bisher 85% an. 2024 sollen es 95% werden.
Entscheidung zu Lufthansa Technik steht bevor
Mutterkonzern forciert Umbauarbeiten – Ergebnis im Quartal nahe Rekordniveau
lis Frankfurt
Lufthansa will schon bald über den Verkauf einer Minderheitsbeteiligung an der Wartungstochter Lufthansa Technik entscheiden. Bei der ITA-Übernahme müssen sich die Frankfurter dagegen in Geduld üben. Wirtschaftlich läuft es für die Fluglinie derzeit rund.
Wertberichtigt Seite 2