Lufthansa schafft Vorstandsressort für Billigtochter Eurowings
Von Lisa Schmelzer, FrankfurtDie Lufthansa schafft ein eigenes Vorstandsressort für die Billigtochter Eurowings. Dieses soll von Karl Ulrich Garnadt geleitet werden, der bisher im Konzernvorstand für das gesamte Passagierfluggeschäft der Lufthansa zuständig war. Das nach wie vor wichtigste, weil umsatzstärkste Geschäft, das der Netzwerk-Airlines Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines, fällt vom 1. Januar 2016 an in die Zuständigkeit von Harry Hohmeister. Die Servicegesellschaften wie das Fracht- oder Technikgeschäft werden weiter “unabhängig gesteuert”, also von den jeweiligen Vorständen der Töchter.Dem Vernehmen nach sollte Hohmeister zunächst die Zuständigkeit für Eurowings erhalten, mit dieser noch umsatzschwachen Sparte wollte sich der ehrgeizige Manager aber angeblich nicht zufriedengeben. Bisher hatte der 51-Jährige die Verantwortung für Verbund-Airlines, also vor allem Swiss und Austrian. Im Zuge der Umbauten gibt Hohmeister seinen Posten als Chef der Swiss auf, den er bisher in Personalunion hatte. Ihm folgt Thomas Klühr. Die Verträge von Hohmeister und seiner für Personal und Recht zuständigen Vorstandskollegin Bettina Volkens wurden um fünf Jahre verlängert, sie laufen jetzt bis Sommer 2021. “Neues Blut”Dank der Reorganisation, zu der auch der Wegfall von einer der vier Führungsebenen im Konzern gehört, will Lufthansa “bei vollständiger Umsetzung” – nach schätzungsweise vier Jahren – einen Ergebnisbeitrag von 500 Mill. Euro jährlich erwirtschaften. Dazu beitragen soll auch die Vereinheitlichung von Prozessen bei den Fluglinien Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines etwa bei der Netzplanung. An den Drehkreuzen Frankfurt, München, Wien und Zürich werden dafür bestimmte Zuständigkeiten angesiedelt, die sich auf all diese Fluggesellschaften beziehen. So trägt der bisherige Vertriebsvorstand des Passagiergeschäfts, Jens Bischof, dann vom Standort Frankfurt aus die Verantwortung für den Vertrieb aller Netz-Airlines. Der Chief Commercial Officer der Austrian, Andreas Otto, kümmert sich von Wien aus um das Produktmanagement aller Airlines.Alles in allem altbekannte Lufthansa-Manager mit nun neuen Zuständigkeiten, doch Konzernchef Carsten Spohr setzt auch auf “neues Blut, das tut dem Unternehmen gut”, wie er in einer Telefonpressekonferenz betonte. Neu im Lufthansa-Team ist Detlef Kayser, bisher Partner der Unternehmensberatung McKinsey, die mit dem Management zusammen die neuen Konzernstrukturen entwickelt hat. Kayser wird im Ressort des Vorstandschefs angesiedelt und für Strategie und Flotte zuständig sein. Vom australischen Billigflieger Jetstar stößt Max Kownatzki zu der deutschen Airline, der bei der Eurowings-Entwicklung helfen soll.An der Börse sorgte die Neuordnung für wenig Furore. Die Aktien lagen am Abend bei 11,98 Euro nur minimal im Plus. Dabei hatte Spohr während der Telefonkonferenz auch Zuversicht für das aktuelle Geschäftsjahr verbreitet. Das Geschäft sei im Juli und August sehr gut gelaufen, es wurden Rekordauslastungen verbucht. Deshalb geht er davon aus, dass das angestrebte Ergebnisziel von “mindestens 1,5 Mrd. Euro” nun auch inklusive der bisher aufgelaufenen Streikkosten erreicht werden kann. Bisher war von dieser Ergebnisgröße vor Streikkosten ausgegangen worden, die auf 150 Mill. Euro beziffert werden. Dank der derzeitigen Entwicklung “schaffen wir es, diese Belastungen zu kompensieren”, sagte Spohr. Neue VerhandlungenLufthansa und Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit werden heute zu Verhandlungen zum Thema Übergangsversorgung zusammenkommen. Obwohl das Landesarbeitsgericht Hessen den jüngsten Streik gestoppt hatte, sind weitere Arbeitsniederlegungen nicht auszuschließen.