Lufthansa setzt verstärkt auf Privatreisende

Billigangebot wird mit der Plattform Wings auch auf die Langstrecke ausgeweitet - Catering und Technik blicken nach Asien

Lufthansa setzt verstärkt auf Privatreisende

Der neue Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr verliert keine Zeit. Kaum zwei Monate im Amt, hat er jetzt den Führungskräften der Airline und der Öffentlichkeit das Konzept vorgestellt, wie er die Lufthansa als Premiumangebot wieder attraktiv machen will und wie er mit einem ausgeweiteten Billigangebot der “Wings”-Gruppe im stärker wachsenden Segment der Privatreisenden reüssieren will.po Seeheim-Jugenheim – Die Spar- und Effizienzgewinne von 1,5 Mrd. Euro bis 2015 aus dem Score-Programm werden nicht ausreichen, die Deutsche Lufthansa wettbewerbsfähig zu halten. “Kostensenkung allein reicht nicht”, stellte der neue Vorstandsvorsitzende Carsten Spohr bei der Präsentation seiner Strategie fest. “Die hinter Score stehende Idee der kontinuierlichen Stückkostensenkung muss auch nach dem geplanten Programmende 2015 gültig bleiben und wird daher dauerhaft im Konzern verankert.” An der Börse kam Spohrs Konzept positiv an. Anfangs legte die Aktie um 3 % zu und ging bei Xetra-Schluss mit + 1,4 % aus dem Handel.Die Airline muss über höhere Produktivität ohnehin inflationsbedingte Kostensteigerungen sowie anhaltende Rückgänge bei den Ticketpreisen (Yields) regelmäßig auffangen. Darüber hinaus müsse sich die Airline konsequenter und schneller auf die sich verändernde Wettbewerbslage einstellen: Die asiatischen Märkte werden wichtiger, Demografie und höhere Kaufkraft lassen den Markt der Privatreisen schneller wachsen als den mit Geschäftskunden, und die globale Digitalisierung macht neue Angebote nötig. Dem Kosten- und Wettbewerbsdruck tritt Spohr in Europa mit einem schon 2015 noch aggressiveren Billigangebot unter der Plattform “Wings”, die ihren Sitz nicht in Deutschland, sondern in Österreich, der Schweiz oder Belgien haben dürfte, entgegen. Zugleich will der Vorstandschef das Profil der Kernmarke Lufthansa als Premiumangebot schärfen. Swiss gibt Basel aufSeit einem Jahr hat der Konzern die innerdeutschen und europäischen Punkt-zu-Punkt-Verkehre außerhalb der Hubs Frankfurt und München an Germanwings übertragen. Die Tochter soll dereinst bis zu 60 Maschinen betreiben. Diese Wings-Familie soll Anfang 2015 durch die noch günstigere Eurowings (siehe Kasten) ergänzt werden. Außerhalb Deutschlands soll Eurowings zunächst von Basel aus mit zwei bis vier A320 vor allem Easyjet Konkurrenz machen. Die Premiummarke Swiss zieht sich auf Genf und Zürich zurück. Man rücke mit diesem Konzept hinter Ryanair und Easyjet bei den europäischen Direktverkehren zur Nummer 3 auf.Aber auch auf die Langstrecke will Spohr das Billigkonzept ausrollen, um unter dem Wings-Dach für das preissensible Segment der Privatreisenden ein attraktives Angebot zu schnüren. Gespräche mit Turkish Airlines über ein Joint Venture würden geführt. Lufthansa will das Interkont-Angebot mit anfangs sieben Maschinen der Größe Boeing 767 oder Airbus A330 von München, Düsseldorf und Köln/Bonn aus starten. Unabhängig davon wird für die noch 13 Langstreckenjets Airbus A340 ein Umrüsten auf wenig Business und viel Economy für die Bedienung neuer Strecken, die man mit herkömmlichen Konzepten nicht bedienen könnte, geprüft. Für fünf der Maschinen gibt es schon eine positive Entscheidung.Wesentliche Wachstumsträger sollen auch die Töchter Technik (Marktanteil 10 %) und das Catering (30 %), vor allem mit Blick Richtung Fernost, werden (siehe Grafik). Bei den Billigfliegern sollen die kostenpflichtigen Zusatzleistungen ausgebaut werden. Die Verantwortung für die geplante Innovations- und Qualitätsoffensive übernimmt Spohr selbst. Bis 2020 sollen 500 Mill. Euro in Innovationen gesteckt und im Start-up-Zentrum Berlin eine Innovation Hub GmbH eröffnet werden.Um die gesenkten finanziellen Ziele für 2014 und 2015 zu erreichen, nimmt Lufthansa aus dem geplanten Kapazitätswachstum im Winter Tempo heraus. Statt um 4 % soll das Angebot nur um 2 % wachsen. Acht Passagiermaschinen und zwei Frachter werden dann aus dem Betrieb genommen.—– Wertberichtigt Seite 6