Lyft weckt kurz nach Börsendebüt erste Zweifel

Analysten bewerten Aussichten für US-Fahrdienstvermittler vorsichtig - Aktie rutscht unter Ausgabepreis

Lyft weckt kurz nach Börsendebüt erste Zweifel

sp New York – Die Euphorie um den US-Fahrdienstvermittler Lyft ist 72 Stunden nach dem IPO bereits ersten Zweifeln an der Validität des Geschäftsmodells gewichen. Am Montag rutschte die Aktie zeitweise um 12 % ab und notierte damit schon am zweiten Handelstag unter dem Angebotspreis von 72 Dollar. Die Erstnotiz hatte am Freitag noch 21 % oberhalb des Emissionspreises gelegen, womit die Marktkapitalisierung von Lyft auf vollständig verwässerter Basis für kurze Zeit nahe an 30 Mrd. Dollar heranreichte, bevor der Kurs im Laufe des Tages abbaute.”Wir müssen ganz einfach zu weit nach vorn blicken und dabei zu viele Annahmen treffen, um für die Aktie sprechen zu können”, fassen Jake Fuller und Ali Faghri von Guggenheim ihre Bedenken zusammen. Die Analysten gehen davon aus, dass Lyft in diesem Jahr 1,2 Mrd. Dollar Verlust schreibt und 2022 den Break-even schafft. Im darauffolgenden Jahr soll Lyft erstmals Gewinn erzielen, wie die Experten vorrechnen.Nach Einschätzung vieler Marktbeobachter reicht dafür allerdings nicht allein aus, das rasante Wachstum der vergangenen Jahre einfach fortzusetzen. Lyft, die ihren Umsatz im vergangenen Jahr auf rund 2,2 Mrd. Dollar verdoppelt hat, während sich der Verlust um ein Drittel auf 911 Mill. Dollar erhöhte, muss auch an der Kostenschraube drehen.Das ist leichter gesagt als getan. Denn der größte Kostenblock sind die Fahrer, die die von Lyft per Smartphone vermittelten Dienste leisten. Will der Konzern kurzfristig profitabel werden, muss die Firma nach Einschätzung von Analysten entweder bei der Bezahlung, bei zusätzlichen Anreizen oder Versicherungsleistungen für ihre Fahrer zurückstecken. Damit würde die Firma allerdings riskieren, Fahrer bzw. von ihnen geleistete Fahrten an Wettbewerber wie den größeren Rivalen Uber zu verlieren, was das Wachstum begrenzen würde. Das räumen auch die Experten von Guggenheim ein, weshalb sie die Aussicht auf Gewinne von Lyft langfristig an eine Zukunft ohne Fahrer knüpfen.”Der Weg von Lyft zu Profitabilität und damit ihre Bewertung ist wahrscheinlich stark abhängig von der Realisierung einer Zukunft mit selbstgesteuerten Autos”, schreiben die Analysten. Mit General Motors verfügt Lyft über einen Großaktionär, der Milliarden in die Entwicklung von Robotaxis investiert. Der Rivale Uber, der demnächst zu einer Bewertung von 120 Mrd. Dollar an die Börse folgen dürfte, sucht derzeit nach externen Investoren, um die Entwicklungskosten für selbstgesteuerte Autos gemeinsam zu tragen.