Mærsk vergrätzt Anleger mit düsterem Ausblick
Mærsk vergrätzt Anleger mit düsterem Ausblick
Überkapazitäten in der Branche könnten 2024 zu roten Zahlen führen – Transportkonzern stoppt Aktienrückkäufe – Schleppergeschäft wird abgespalten
A. P. Møller-Mærsk hat mit einer enttäuschenden Prognose sowie der Aussetzung von Aktienrückkäufen Anleger brüskiert. Der Transportriese sieht das Reedereigeschäft wegen Überkapazitäten in der Branche in diesem Jahr und danach unter Druck. Höhere Frachtraten infolge der Krise am Roten Meer sind nur temporär.
ste Hamburg
Der dänische Transport- und Logistikkonzern A. P. Møller-Mærsk hat nach einem Gewinneinbruch 2023 Anleger mit einem düsteren Ausblick für das laufende Geschäftsjahr, mit der Ankündigung einer im Vorjahresvergleich deutlich geringeren Dividende von 515 (i.V. 4.300) dkr je Aktie sowie der Aussetzung des im November angekündigten fünften Teils eines Aktienrückkaufprogramms über 1,6 Mrd. Dollar in die Flucht geschlagen. Die Mærsk-B-Aktie sackte am Donnerstag an der Börse in Kopenhagen um bis zu 18% auf 10.545 dkr ab. Damit gingen Zugewinne seit der Eskalation der Angriffe jemenitischer Huthi-Rebellen auf Frachter im Roten Meer Mitte Dezember und dem damit einhergegangenen Anstieg der Transportpreise verloren. Infolge der Prognose fiel auch die Aktie der Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd um bis zu 12,6%.
Erwartungen enttäuscht
Mærsk geht davon aus, dass das nach dem Ende der pandemiebedingten Sonderkonjunktur für die Containerschifffahrt im vorigen Jahr um fast drei Viertel auf 9,6 Mrd. Dollar gesunkene bereinigte operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) 2024 weiter – und stärker als am Aktienmarkt erwartet – auf 1 Mrd. und 6 Mrd. Dollar schrumpfen wird. Der Analystenkonsens war von einem Rückgang auf 6,6 Mrd. Dollar ausgegangen. Beim bereinigten operativen Ergebnis nach Abschreibungen (Ebit) könnte der Konzern, der die weltweit zweitgrößte Containerreederei betreibt, im laufenden Turnus rote Zahlen schreiben: Avisiert wird ein Ergebnis zwischen −5 Mrd. Dollar und der Nulllinie. Im vierten Quartal 2023 lief mit −537 Mill. (i.V. +5,1 Mrd.) Dollar bereits ein operativer Verlust auf.
Die Prognose basiert auf der Annahme, dass das weltweite Containervolumen 2024 um 2,5 bis 4,5% und Mærsk im Einklang mit dem Markt wachsen wird. Derzeit sei der Markt nach wie vor von robusten Ladungsmengen geprägt, so Vincent Clerc. Der Mærsk-Konzernchef unterstrich, dass die Krise am Roten Meer, die die großen Reedereien auf den Fernost-Europa-Routen zum Umweg um die Südspitze Afrikas zwingt, zwar zu unmittelbaren Kapazitätsengpässen geführt habe. Der damit verbundene Anstieg der Frachtraten sei aber vorübergehend. In Kopenhagen geht man davon aus, dass die große Anzahl an neuen Schiffen, die in diesem und im kommenden Jahr an Reedereien ausgeliefert werden, für Überkapazitäten in der Branche und damit für Preisdruck und Ergebnisbelastungen sorgen wird.
Erosion der Frachtraten
Der Konzern verbuchte im vergangenen Jahr in seinem Geschäftsfeld "Ocean" eine Halbierung der durchschnittlichen Frachtrate auf 2.313 (i.V. 4.628) Dollar je 40-Fuß-Container (FFE). Die im vierten Quartal auf 1.925 (3.869) Dollar/FFE gesunkene Frachtrate lag nahezu auf dem Niveau des Schlussabschnitts 2019 (1.862 Dollar/FFE) kurz vor Beginn der Pandemie. Eine ab dem Frühjahr 2020 stark gestiegene Nachfrage nach Seetransporten bei zugleich knappen Transportkapazitäten und gestörten Lieferketten hatte bei Reedereien die Frachtraten in die Höhe schnellen lassen und bis 2022 für außerordentlich hohe Gewinne gesorgt. Das Abflauen der Sonderkonjunktur führte zu Sparmaßnahmen und bei Mærsk im vergangenen Jahr zur Ankündigung eines Abbaus von rund 10.000 auf unter 100.000 Stellen bis 2024, verbunden mit erwarteten Einsparungen von 600 Mill. Dollar.
Der Konzern rechnet nun damit, dass sich "erhebliche Herausforderungen durch das Überangebot im Ocean-Bereich" im Laufe dieses Jahres vollständig zeigen werden. Dauer und Ausmaß der Störungen im Roten Meer seien aber "nach wie vor sehr ungewiss". In der aktuellen Prognosespanne spiegele sich die Dauer von einem Quartal bis zum ganzen Jahr wider. Die ersten drei bis sechs Monate des Geschäftsjahres dürften dabei besser verlaufen als die zweite Jahreshälfte. Eine Beruhigung der Marktbedingungen im Ocean-Bereich nennt Mærsk als Voraussetzung für eine mögliche Wiederaufnahme der nun mit sofortiger Wirkung ausgesetzten Aktienrückkäufe.
Konzernchef Clerc betonte, die Störungen und die Marktvolatilität würden die Notwendigkeit von widerstandsfähigen Lieferketten unterstreichen und erneut bestätigen, dass der Weg von Mærsk hin zu einer integrierten Logistik "die richtige Wahl für unsere Kunden ist", um die Herausforderungen effektiv zu bewältigen. Zugleich gab Mærsk am Donnerstag die Abspaltung der Schleppergeschäfts Svitzer bekannt. Die Aktivitäten, die den Angaben zufolge 2023 auf Umsatzerlöse von 839 Mill. Dollar und ein Ebitda von 246 Mill. Dollar kamen, sollen in ein neues Unternehmen mit dem Namen Svitzer Group eingebracht werden, dessen Aktien anteilig an die Mærsk-Aktionäre verteilt werden. Vorgesehen ist vorbehaltlich der Zustimmung der Mærsk-Aktionäre eine Börsennotierung von Svitzer an der Nasdaq Kopenhagen ab Ende April.
Kooperation mit Hapag-Lloyd
Die größte deutsche Containerreederei Hapag-Lloyd, weltweit die Nummer 5, hatte Ende Januar auf Basis vorläufiger Zahlen über einen Rückgang der Frachtrate im vergangenen Jahr um 48% sowie des operativen Ergebnisses um mehr als 85% berichtet. Von Februar 2025 an wollen Mærsk und Hapag-Lloyd miteinander kooperieren, unter anderem um bei der Einhaltung von Fahrplänen zuverlässiger zu werden.