NOTIERT IN MAILAND

Männermode und Milliardäre

Die Mailänder Herrenmodewoche zeigte dieser Tage: die Frühjahr-Sommersaison 2018 wird alles andere als traditionsbewusst. Die Designer warteten für den kommenden Sommer mit Jaguar-Prints, roten Rosen und farbigen Einteilern auf, und statt Krawatten...

Männermode und Milliardäre

Die Mailänder Herrenmodewoche zeigte dieser Tage: die Frühjahr-Sommersaison 2018 wird alles andere als traditionsbewusst. Die Designer warteten für den kommenden Sommer mit Jaguar-Prints, roten Rosen und farbigen Einteilern auf, und statt Krawatten gab es lose geknotete Seidentücher um die Hälse: Designer Francesco Risso verordnete in seiner Show den Models (Nach)lässigkeit – vom Kragen über Patchwork-Oberteile bis zum freigelegten Knöchel.An den Wänden der Fondazione Prada prangten Comics, über den Laufsteg liefen bei Prada Hosen und Hemden mit Comic-Print, Stutzen, knappe Shorts und Männer-Overalls in Rot, Blau, Khaki. Bei Dolce & Gabbana modelten vorwiegend prominente Millenials wie Dylan Brosnan (Sohn des einstigen James Bond), Brandon Lee (Sohn von Tommy Lee und Pamela Anderson), Roberto Rossellini (Sohn von Isabella Rosselini) oder Braison Cyrus (Bruder von Musikerin Miley Cyrus). Doch hier gab es auch Protestparolen. Denn Dolce & Gabbana entwirft Klamotten für die First Lady in den USA, Melanie Trump.Der eigentliche Rebell der Mailänder Modewoche, Philipp Pleins, der erst kürzlich nach New York umgezogen ist, setzt auf Flammen, Nieten, Jaguar-Prints – und verteilte all dies großzügig auf seinen Jeans, Sneakern und Lederjacken. Bei Fendi hingegen gab es jede Menge Krawatten-Männer: Wenn der Spießer ins Schwitzen gerät, werden Hemd und Schlips gelockert, die Hosen von zwei Hosenträgern gehalten und der beige Blouson (mit Fendi-Label) ausgepackt.Humor zeigte Giorgio Armani in seiner Emporio-Kollektion. Auch er ließ sich vom Hype um die Jungstars anstecken. Der kanadische Sänger Shawn Mendes präsentierte sich im schwarzen Hemd, bedruckt mit einer roten Rose. Die Kollektion: japanisch angehauchte Prints, reduzierte Armani-Schnitte. *Kaschmirkönig Brunello Cucinelli, Modemacher und einer der reichsten Männer Italiens, punktete diesmal nicht mit Mode. Er wurde überraschend mit dem Preis des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) ausgezeichnet. Weitere Preisträger waren der frühere deutsche Bundespräsident Horst Köhler, die indische Bankmanagerin Arundhati Bhattacharya und der schwedische Ökonomen Assar Lindbeck.Begründet wurde die Preisvergabe an Cucinelli mit seiner “idealen Verkörperung des ehrbaren Kaufmanns”. Der Kaschmirspezialist, hierzulande auch als Philosoph des Luxus bekannt, hat 1978 eine Modefirma gegründet, die auf kunterbunte Kaschmirpullis fokussierte.Es ist aber nicht der wirtschaftliche Erfolg, sondern seine vorbildliche Unternehmensführung, die ihm die Auszeichnung einbrachte. IfW-Präsident Dennis Snower sagte, Cucinellis Firma zahle ordentlich, seine Mitarbeiter seien am Gewinn beteiligt, berufliche E-Mails außerhalb der Arbeitszeiten seien verpönt, die Mittagspause dauere anderthalb Stunden und um halb sechs sei bei Cucinelli Feierabend. Trotz dieser Bedingungen gelingt es Cucinelli, an der Börse zu punkten. Nach seiner Auszeichnung kletterte der Aktienkurs am Dienstag um knapp 3 % bis auf 23,50 Euro. *Nicht Mailand, sondern Nardò in Süditalien hat sich nun zur Oase für Mode- und andere Milliardäre entwickelt. Ein Top-Manager von Hermès, der nicht genannt werden will, der CEO des Möbelkonzerns Baxter, Paolo Bestetti, oder aber Motorradrennfahrer Guy Martin haben sich in dem 13 000 Seelen zählenden Barockstädtchen in Apulien angesiedelt.Auch wenn sie es nicht direkt zugeben wollen, war das Lockangebot des italienischen Fiskus ausschlaggebend. Denn Finanzminister Pier Carlo Padoan hat seit Jahresbeginn eine Pauschalbesteuerung von 100 000 Euro eingeführt. Diese gilt für reiche Ausländer, die ihren Wohnsitz nach Italien transferieren – oder aber für reiche Italiener, die infolge der Steuern ihr Geld ins Ausland transferierten. Mehrere Milliardäre investieren inzwischen in Nardò. Nicht nur in den Luxussektor, sondern auch in Olivenöl und Wein. Und vor allem in Immobilien, um mittelalterliche Klöster oder Barockvillen in Luxusgebäude für den Tourismus zu wandeln.