Marlboro macht in Elektro
Der US-Tabakkonzern Altria muss den schrumpfenden Absatz mit Zigarettenmarken wie Marlboro durch Elektro-Zigaretten und andere Alternativen ausgleichen. Das Start-up Juul ist in den USA Marktführer und war Investoren zuletzt 15 Mrd. Dollar wert. Jetzt denkt Altria wohl über eine Minderheitsbeteiligung nach. sp New York – Der US-Tabakkonzern Altria, der Zigarettenmarken wie Marlboro, Parliament und Skoal vertreibt, will sich laut US-Medienberichten an dem Start-up Juul beteiligen, das sich in den vergangenen drei Jahren zum führenden Anbieter von Elektro-Zigaretten in den USA aufgeschwungen hat. Noch zeichnet sich kein Deal ab und ein Scheitern der Gespräche sei nicht ausgeschlossen, schreibt das “Wall Street Journal” unter Berufung auf Insider. Altria hat bereits eigene Alternativen zur konventionellen Zigarette wie Markten und Green Smoke im Portfolio, kommt mit ihren E-Zigaretten im Markt aber kaum voran.Zu den Bewertungsvorstellungen in einem möglichen Deal ist bisher nichts nach außen gedrungen. Selbst die angepeilte Minderheitsbeteiligung an Juul würde Altria aber eine ordentliche Stange Geld kosten. Als Richtschnur kann die Bewertung bei der jüngsten Finanzierungsrunde im Sommer dienen, als das Unternehmen aus San Francisco bei Investoren unter der Führung von Tiger Global Management zu einer Bewertung von 15 Mrd. Dollar mehr als 1 Mrd. Dollar eingesammelt hat.Diese Bewertung erschien schon damals ambitioniert und ist es umso mehr, als Juul in den vergangenen Monaten zunehmend unter den Druck der Öffentlichkeit und der zuständigen Aufsichtsbehörden geraten ist. Sie werfen Juul vor, mit dem hippen Design und den verführerischen Geschmacksrichtungen ihrer E-Zigaretten vor allem auf Jugendliche zu zielen, die bisher gar keinen Tabak konsumieren. Die Firma steht dagegen auf dem Standpunkt, Rauchern eine gesündere Alternative zu bieten, wie sie auch die Firmengründer James Monsees und Adam Bowen suchten, als sie sich an der Stanford-Universität in einer Raucherpause hinter dem Vorlesungsgebäude trafen. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Seit dem Frühjahr 2017 ist die Zahl der Highschool-Schüler, die an E-Zigaretten ziehen, in einem Jahr um knapp vier Fünftel auf mehr als 3 Millionen gestiegen (siehe Grafik).Die Food and Drug Administration (FDA) hat deshalb angekündigt, den Vertrieb von E-Zigaretten mit fruchtig-süßen Geschmacksrichtungen einzuschränken. Juul will entsprechende Produkte künftig nur noch über ihren Online-Shop verkaufen, wo das Start-up die Möglichkeit hat, das Alter der Kunden zu überprüfen. Das dürfte die weiteren Wachstumsaussichten zwar einschränken, an der Beliebtheit der Marke aber wenig ändern. Der Marktforscher Nielsen veranschlagte den Marktanteil von Juul zuletzt auf rund drei Viertel, während es Altria mit ihren E-Zigaretten nur auf gut 4 % bringt. Mentholstängel und KautabakDer Marlboro-Hersteller hat seine eigenen Probleme mit den Aufsichtsbehörden. Denn zusammen mit den Beschränkungen für E-Zigaretten kündigte die FDA einen Bann für Menthol-Zigaretten an, die bei Altria zuletzt ein Fünftel des branchenweit schrumpfenden Zigarettenabsatzes ausmachen. Die Aktie ist seither fast um ein Fünftel abgerutscht. Nach der Nachricht über einen möglichen Einstieg bei Juul hat sie 3 % zugelegt.Zu den Investoren der 2007 als Ploom gegründeten, später in Pax Labs umfirmierten und als Juul ausgegliederten Firma gehört auch das Family Office des US-Milliardärs und Hyatt-Erben Nicholas Pritzker, dessen Familie früher den Kautabak-Anbieter Conwood kontrollierte.—– Personen Seite 16