Marseille-Kliniken nimmt Aktie von der Börse

Papiere werden über eigene Plattform vermittelt

Marseille-Kliniken nimmt Aktie von der Börse

ge Berlin – Wie so häufig bei dem Pflegeheimbetreiber Marseille-Kliniken sind die anderen schuld. Mit den “wenig verlässlichen, perspektivlosen und intransparenten politischen Rahmenbedingungen” begründet Vorstand Dieter Wopen in einem Schreiben an die Aktionäre den vom Vorstand und Aufsichtsrat beschlossenen Rückzug von der Börse. “Es macht für das Unternehmen bei dem anhaltenden Geschäftsumfeld und der politischen Gemengelage auf absehbare Zeit keinen Sinn mehr, die Aktie an der Börse öffentlich zu handeln.” Tatsächlich dümpelte der Titel in den vergangenen drei Jahren um die 4 Euro – nachdem er zuvor gut 17 Euro erreicht hatte. Politisches Handeln der jüngeren Zeit für den Rückzug von der Börse verantwortlich zu machen ist also gewagt.Unabhängig von der ganz eigenen Begründung schließt sich Marseille mit der Entscheidung, den Börsenhandel einzustellen, einem allgemeinen Trend an. Nachdem der Bundesgerichtshof (BGH) die Möglichkeit eines Delisting ohne Pflichtangebot für den Streubesitz und ohne Beschluss der Hauptversammlung im vergangenen Herbst frei gemacht hatte, verabschieden sich immer mehr Unternehmen von der Börse. Während sich andere Firmen aber nur still vom Parkett schleichen, will Marseille hausintern eine Plattform einrichten, bei der sich Käufer und Verkäufer von Aktien melden können, wenn der Börsenhandel mit dem 11. August eingestellt wird. Über diese Plattform werde zwischen den Interessenten der Kontakt vermittelt, so dass die Aktionäre direkt mit dem (Ver-)Käufer verhandeln könnten. Ein Konzept dazu soll in den nächsten Wochen ausgearbeitet werden.Mehrheitsaktionär mit rund 60 % der Anteile ist die Familie von Ulrich Marseille, der nach seinem durch ein Gerichtsurteil erzwungenen Rücktritt als Vorstandschef keine offizielle Funktion mehr in dem Unternehmen ausübt. Seine Ehefrau Estella-Maria führt den Aufsichtsrat, nachdem Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff diese Funktion niedergelegt hatte. AWD-Gründer Carsten Maschmeyer ist ebenfalls nennenswert investiert. Erst im Vorjahr war Marseille aus dem geregelten Markt in den Freiverkehr gewechselt.—– Wertberichtigt Seite 6