KommentarPleitewelle

E-Auto-Start-ups hilft nur die Flucht in Luxus

Europäische Start-ups wie Sono Motors und E.Go, die bezahlbare Elektroautos auf den Markt bringen wollten, gehen pleite. Fisker steht vor dem Aus. Im übersättigten Markt hilft scheinbar nur die Flucht in Luxus – wie Lucid zeigt.

E-Auto-Start-ups hilft nur die Flucht in Luxus

E-Auto-Start-ups

Nur der Luxus überlebt

Von Sebastian Schmid

Sono Motors, Electric Brands, E.Go – europäischen Start-ups, die sich in den vergangenen Jahren auf die Fahnen geschrieben hatten, bezahlbare Elektroautos auf den Markt zu bringen, wurde zuletzt reihenweise der Stecker gezogen. Selbst Firmen, die in die bezahlbare Mittelklasse drängen, wie der US-Hersteller Fisker, kämpfen auf verlorenem Posten. Nach einer gescheiterten Partnersuche steht das Unternehmen vor dem Aus. Die Aktie war binnen sechs Monaten von knapp 7 Dollar auf 9 Cent gefallen. Infolge einer Pflichtmitteilung, in der über das Scheitern von Verhandlungen mit einem möglichen Partner (angeblich Nissan) informiert wurde, ist die Aktie vom Handel ausgesetzt worden. Mit dem Ocean, der einen Startpreis von knapp 44.000 Euro hat, fischt Fisker ausgerechnet in den Gewässern, in denen der Konkurrenzkampf besonders groß ist: Volkswagen ID.4, Tesla Model Y, BMW ix1, Kia EV6, Hyundai Ioniq 5 und Peugeot e-2008 zielen alle auf dieselbe Kundengruppe. Hinzu kommen die zahlreichen Chinesen wie Nio, Xpeng oder BYD, die in dasselbe Preissegment drängen. Als kleines Start-up stehen die Chancen, in diesem übersättigten Markt eine ausreichende Skalierung zu erreichen, nahezu bei null. Entsprechend flüchten alle verbliebenen Marktteilnehmer in die Oberklasse, wo der Preiskampf weniger intensiv und die Marge pro Fahrzeug höher ist. Der Polestar 2 spielt als Bestseller des Unternehmens zwar ebenfalls in diesem Segment. Die neueren Modelle 3 und 4 starten indes bei 85.000 bzw. 62.000 Euro. Dass auch die Investoren eher an die Luxus-Strategie glauben, zeigt ein anderes Start-up. Beim US-Hersteller Lucid ist unter 85.000 Euro gar kein Fahrzeug zu haben. Insgesamt wurden 2023 gerade mal 6.001 Autos an Kunden übergeben. Das klingt nach wenig, war aber noch immer deutlich mehr als die rund 4.700 Fisker Ocean, die im selben Jahr einen Erstkäufer fanden. Für den saudischen Staat war die Leistung von Lucid offenbar vielversprechend genug. Der Staatsfonds Ayar Third hat kurz vor Ostern 1 Mrd. Dollar in das Unternehmen investiert. Derzeit gilt für E-Auto-Start-ups: Go big or go broke.

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