Meituan Dianping enttäuscht

Chinesischer Online-Dienst bezahlt rasche Expansion mit operativem Verlust

Meituan Dianping enttäuscht

nh Schanghai – Der chinesische Online-Dienste-Riese Meituan Dianping hält die Anleger an der Hongkonger Börse mit kräftigen Umsatzfortschritten, aber gleichzeitig stark erhöhten operativen Verlusten in Atem. Der zu Chinas führenden Technologie-Unternehmen zählende Betreiber von Online-Diensten in für Tickets, Hotelbuchungen, Essenslieferungen, Restaurantsuche und Fahrdienstvermittlung weist für das vierte Geschäftsquartal einen Anstieg der Konzernerlöse um 89 % auf 19,8 Mrd. Yuan (gut 2,6 Mrd. Euro) aus. Damit wurden die Erwartungen der Analysten übertroffen. Mit Super-AppMeituan ist mit einer sogenannten Super-App unterwegs, die es mittlerweile auf fast 400 Millionen regelmäßige Nutzer bringt. Der stramme Expansionskurs ist allerdings mit einem erhöhten Verbrennen von Cash verbunden, der die im September 2018 an die Hongkonger Börse gekommene Gesellschaft zu immer höheren Anlaufverlusten führt. Im Dezemberquartal hat sich der operative Verlust auf 11,1 Mrd. Yuan verdreifacht. Der Nettoverlust für die Periode stieg um 55 % auf 3,4 Mrd. Yuan.An der Hongkonger Börse wurde das Ergebnis mit heftigen Kursabschlägen quittiert. Am Dienstag verloren die Titel in der Spitze 15 % und gingen bei 52,35 HK-Dollar mit einem Tagesverlust von 11 % aus dem Handel. Meituan hatte mit einem der weltweit größten Initial Public Offering im Technologiesektor 4,2 Mrd. Dollar an Kapital aufgenommen, machte den Anlegern seitdem aber wenig Freude. Die Titel liegen mittlerweile rund 24 % unter dem Emissionspreis.Bei den Anlegern wachsen die Sorgen, dass sich Meituan vor allem im heiß umkämpften Geschäftsfeld der Essenslieferungen im erbitterten Konkurrenzkampf mit dem finanzkräftigen E-Commerce-Riesen Alibaba verhebt. Alibaba war im vergangenen Jahr mit der Übernahme des heimischen Essensliefer-Start-ups Ele.me für rund 4 Mrd. Dollar breiter in das Geschäft mit sogenannten Online-to-Offline-Diensten eingestiegen und hatte dabei die Rabattschlacht unter den Anbietern weiter angeheizt. Meituan zählt dabei den chinesischen Internetkonzern Alibaba-Erzrivalen Tencent zu seinen Kapitalgebern.Meituan verbucht zwar kräftige Kundenzuwächse im Essensliefergeschäft, leidet aber auch unter steigenden Lohn- und Logistikkosten. Etwas Entlastung aber gibt es bei den Marketingkosten für das Essensliefergeschäft, deren Verhältnis zu den Umsätzen von 32 auf 23 % signifikant gedrückt werden konnte. Teurer Fahrradausflug In einem besonders defizitären Geschäft, nämlich dem im vergangenen Jahr stark aus dem Tritt gekommenen Leihfahrrädern (Bike Sharing) will Meituan einen Bereinigungsschritt machen. Meituan hatte im Frühjahr letzten Jahres Chins führenden Leihfahrradbetreiber Mobike für umgerechnet rund 2 Mrd. Euro übernommen und damit nach dem Urteil von Analysten einen stark überhöhten Preis gezahlt.Seit der Übernahme hat Mobike nur etwa 1,5 Mrd. Yuan an Umsätzen beigesteuert aber Verluste von 4,6 Mrd. Yuan verursacht. Meituan hat sich nun dazu durchgerungen, das Mobike-Geschäft drastisch zurückzufahren, und verarbeitet dies bilanziell mit Wertabschreibungen von 1,3 Mrd. Yuan sowie einem Restrukturierungsaufwand über 359 Mill. Yuan.