Meituan tiefer in den roten Zahlen

Chinesischer Börsenneuling spürt die Kostenschlacht bei Essenslieferungen - Aktie unter Druck

Meituan tiefer in den roten Zahlen

Der chinesische Riese für Online-Bestelldienste Meituan Dianping sorgt mit der ersten Zahlenvorlage nach dem Gang an die Hongkonger Börse eher für eine Enttäuschung. Zwar konnten die Umsätze des Alibaba-Rivalen im Bereich der Essenslieferdienste fast verdoppelt werden, doch findet man sich tiefer in den roten Zahlen wieder.nh Schanghai – Bei der frisch an die Börse gekommenen Meituna Dianping müssen sich die Anleger auf eine längere Durststrecke einrichten, bis die Gewinnschwelle erreicht werden kann. Wie die Gesellschaft am Donnerstag nach Börsenschluss in Hongkong berichtete, sind die operativen Verluste im dritten Quartal auf 3,45 Mrd. Yuan (430 Mill. Euro) in die Höhe geschnellt und haben sich damit im Vergleich zur Vorjahresperiode rund verdreifacht. Unter dem Strich weist Meituan einen gewaltigen Nettoverlust von 83,3 Mrd. nach zuvor 4,4 Mrd. Yuan aus. Dabei spielen allerdings Sonderfaktoren im Zusammenhang mit der Fair-Value-Bewertung von Wandelvorzugsaktien eine Rolle. Meituan Dianping, die mit einer sogenannten Super-App in Bereichen wie Essenslieferungen, Ticketverkäufen Fahrdienstvermittlung, E-Commerce, Hotel- und Reisebuchungen und zahlreichen anderen Online-Diensten unterwegs ist, hatte im September ein mit Spannung erwartetes Initial Public Offering (IPO) an der Hongkonger Börse durchgezogen, mit dem 4,2 Mrd. Dollar eingespielt worden waren. Obwohl Meituan Dianping letztlich deutliche Abstriche bei Bewertungsrelationen und Kapitalzielen machen musste, handelt es sich um das weltweit fünftgrößte IPO in diesem Jahr. Essensdienste boomenBei den Anlegern ist Meituan Dianping allerdings auf einige Vorbehalte gestoßen, nachdem sich immer deutlicher zeigt, dass insbesondere der Wettbewerb bei Essenslieferungen, wo Meituan mit dem E-Commerce-Riesen Alibaba Group um die Marktführerschaft kämpft, eine ausufernde Kostenbelastung mit sich bringt und einen Break-even noch um Jahre verzögern könnte. Gleichzeitig machen die allgemein schwierigen Marktbedingungen für Technologiewerte der Aktie zu schaffen. Seit dem Handelsstart in September haben die Titel rund 13 % eingebüßt. Damit kommt Meituan gegenwärtig auf eine Marktkapitalisierung von 37 Mrd. Euro.Die vom chinesischen Internetriesen Tencent als einem führenden Investor unterstützte Meituan Dianping macht allerdings rasche Fortschritte mit der Verbreitung von Online-Diensten und App-Nutzung. Die Zahl der regelmäßigen Nutzer im Reich der Mitte ist auf über 350 Millionen angeschwollen.Im dritten Quartal schnellten die Erlöse der Gesellschaft um 97 % auf 19,1 Mrd. Yuan in die Höhe. Dabei ist das Gros der Umsätze auf Essenslieferungen entfallen. Meituan betont, dass sich die Nutzungsfrequenz von Essenslieferungen deutlich erhöht hat, allerdings fressen höhere Kosten für die elektronische Zahlungsabwicklung und Kurierdienste zur Auslieferung in die Ertragsrechnung.Besonders erbittert ist das Gefecht im Boom-Markt mit Essens- und Getränkelieferungen in Chinas führenden Großstädten. Hier hat sich Alibaba mit der Übernahme des Start-up-Unternehmens Eleme und der Zusammenlegung mit ihrem hauseigenen Essenslieferdienst Koubei ein weiteres großes Standbein neben dem E-Commerce-Geschäft mit sogenannten Online-to-offline-Diensten (O21O) zugelegt und ist bereit, sich auf eine Ressourcenschlacht mit Meituan einzulassen.Als Belastung erweist sich auch das Geschäft mit Fahrradvermittlung, nachdem Meituan zu Jahresbeginn mit der rund 2,4 Mrd. Euro schweren Übernahme des führenden Anbieters Mobike in das Geschäft eingestiegen war.Mobike und der von Alibaba unterstützte Hauptkonkurrent Ofo liefern sich einen heftigen Kampf um Marktanteile, der auf beiden Seiten einen hohen “Cashburn” verursacht. Die Geschäftsmodelle beim sogenannten Bike-Sharing weisen zwar geringe Chancen auf Profitabilität auf, bringen den Betreibern aber einen starken App-Nutzungs-Zulauf.