Autoindustrie

Dämpfer für Mercedes-Benz

Der Vorstand von Mercedes-Benz schwächt die Prognose für die Profitabilität des Pkw-Geschäfts in diesem Jahr ab. Das schreckt die Aktionäre auf.

Dämpfer für Mercedes-Benz

Dämpfer für Mercedes-Benz

Autobauer schwächt Prognose für Profitabilität des Pkw-Geschäfts ab – Verschärfter Wettbewerb und fehlende Batterien

jh München

Der verschärfte Wettbewerb, zu wenige Batterien für Mild-Hybrid-Antriebe und weiter steigende Preise für Zulieferteile machen Mercedes-Benz zu schaffen. Im dritten Quartal sanken Absatz, Umsatz und Ergebnis des Stuttgarter Autoherstellers. Mit der Prognose für eine wichtige Ertragskennziffer ruderte der Vorstand zurück: für die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) im Segment Cars (Pkw und Vans für Privatkunden). Der Aktienkurs von Mercedes-Benz reagierte am Donnerstag mit einem kräftigen Abschlag und sank in der Spitze um fast 7%.

Zwar wird das Segment Cars laut Finanzvorstand Harald Wilhelm in diesem Jahr die angepeilte Spanne von 12 bis 14% erreichen. Doch erwartet er einen Wert in der unteren Hälfte. Nach dem ersten Halbjahr hatten Wilhelm und Vorstandschef Ola Källenius das Erreichen der oberen Hälfte in Aussicht gestellt. In den ersten sechs Monaten hatte das Unternehmen 14,1 (i.V. 15,3)% erzielt.

Engpass wegen Bosch

Wilhelm begründete die veränderten Aussichten unter anderem mit dem Engpass in der Versorgung mit 48-Volt-Batterien. Wie berichtet, hat der Zulieferer Bosch Probleme in der eigenen Lieferkette und mit Produktionsabläufen. Die 48-Volt-Batterie speichert Bremsenergie und wird in Autos mit Mild-Hybrid-Systemen eingesetzt, die mit einem Elektromotor den Verbrennungsantrieb unterstützen. Mercedes-Benz benötigt diese Komponente für den stark nachgefragten SUV GLC und für die neue E-Klasse. Dieser Engpass habe den Pkw-Absatz im dritten Quartal um 5% geschmälert, so Wilhelm.

Auch im gesamten Jahr werde der Nachteil in dieser Größenordnung liegen. Bezogen auf den Absatz von gut 2 Millionen Pkw im vergangenen Jahr ergibt dies rund 100.000 Autos, die Mercedes-Benz wegen der fehlenden Batterie 2023 weniger verkaufen kann. Wilhelm sagte, Källenius habe das Thema mit dem Zulieferer – ohne Bosch zu nennen – zur Chefsache gemacht, um eine ausreichende Verfügbarkeit der Batterie so schnell wie möglich zu erreichen.

"Wir haben rote Linien"

In seinen Aussagen über den verschärften Wettbewerb, vor allem im Segment Elektrofahrzeuge, spielte Wilhelm auf Tesla, den Weltmarktführer für E-Autos, an: Manche Konkurrenten senkten ihre Preise um mehr als 30%. Zudem gebe es traditionelle Hersteller, die Elektromobile trotz der höheren variablen Kosten zu günstigeren Preisen anböten als die Varianten mit einem Verbrennungsmotor.

Wilhelm betonte, Mercedes-Benz halte sich damit zurück: "Wir haben unsere roten Linien." Das Unternehmen beschränke sich auf einige Aktionen zur Verkaufsförderung, zum Beispiel mit der Ausstattung von Fahrzeugen oder der Finanzierung. "Wir denken aber auch an die Restwerte", fügte der Finanzchef hinzu Generell halte das Unternehmen trotz der zunehmenden Konkurrenz an seiner Devise fest: Klasse statt Masse.

Erwartungen an Zulieferer

Zu steigenden Preisen von Komponenten sagte Wilhelm, er rechne im laufenden Quartal mit einer weiteren Erhöhung. Jedoch erwarte er, dass es mit der Zeit eine Normalisierung gebe, da sich etwa die Energiekosten mittlerweile verringert hätten. Zudem erwarte er, dass jeder – also auch die Zulieferer – seinen Beitrag für mehr Effizienz und Kostensparen leiste. Mercedes-Benz halte trotz der hohen Inflation am Ziel fest, die Fixkosten bis 2025 verglichen mit 2019 um ein Fünftel zu senken.

Mit Aussagen über das kommende Jahr hielt sich Wilhelm zurück. Zum Absatz sagte er, es gebe keinen Grund anzunehmen, dass das Niveau 2024 unter dem von 2023 liegen könnte. Für Cars rechnet der Vorstand in diesem Jahr weiterhin mit einer stabilen Entwicklung, für die Vans mit einem deutlichen Anstieg.