Merck gewinnt an Zuversicht

Dax-Konzern legt die Latte etwas höher und erwartet nun Ergebnisanstieg im Jahr - Dynamisches Halbleitergeschäft

Merck gewinnt an Zuversicht

swa Frankfurt – Die Corona-Effekte sind sichtbar, doch Merck kommt relativ stabil durch die Zeiten der Pandemie. Seit Juni ist eine deutliche Erholung in der Umsatzentwicklung zu erkennen, was die Zuversicht im Management unterstützt. Der Pharma- und Spezialchemiekonzern legt in der Prognose die Latte etwas höher und rechnet nun mit einem bereinigten operativen Ergebnis (Ebitda) von 4,45 bis 4,85 Mrd. Euro. Damit wird anders als in der Vorhersage nach dem ersten Quartal im Mai nun ein Ergebnisrückgang ausgeschlossen. 2019 hatte der Konzern ein bereinigtes Ebitda von 4,39 Mrd. Euro gezeigt. Auch für die Umsatzentwicklung zeigt man sich am unteren Ende einen Hauch optimistischer, korrigiert aber auch leicht am oberen Ende. So wird nun ein Intervall von 16,9 bis 17,7 Mrd. Euro angepeilt, zuvor lautete die Prognose auf 16,8 bis 17,8 Mrd. Euro – im Vorjahr waren es 16,2 Mrd. Euro.”Merck ist auf Kurs”, fasst es Konzernchef Stefan Oschmann zusammen. Die Pandemie werde noch lange nicht vorbei sein, die im Mai getroffenen Annahmen für die Formulierung der Prognose seien aber noch weitgehend gültig. Man rechne weiterhin mit lokalen Anstiegen der Infektionszahlen. Der Konzern hat im organischen Wachstum nach dem Einbruch in April und Mai im Monat Juni wieder ein deutliches Wachstum erzielt. Aus der ermutigenden Entwicklung am Ende des zweiten Quartals könne man noch nicht schließen, “dass schon wieder alles gut ist”, warnt Oschmann. So gebe es noch keine Aufhellung in der Automobilindustrie, aber der überwiegende Teil des Geschäfts von Merck sei krisenfest.Zur Eindämmung der Pandemie engagiert sich der Konzern an verschiedenen Stellen. In mehr als 45 Impfstoffprojekten helfe Merck den Herstellern dabei, den Produktionsprozess aufzubauen, und liefere Materialien zu. “Unsere Teams arbeiten teilweise Tag und Nacht, um diese Projekte voranzubringen”, sagt Oschmann. Der Manager hat als Ratgeber nach eigenen Worten derzeit viele Kontakt in die Politik hinein, um den Aufbau einer Infrastruktur für Impfstoffe und Antikörper zu unterstützen. Nationale Alleingänge in der Pharmaproduktion hält er indes nicht für zielführend: “Wir können nicht die gesamte Wertschöpfungskette nach Deutschland holen, das Geschäft ist global.”Im zweiten Quartal wurde Merck in allen Unternehmensbereichen von Pandemie-Effekten getroffen. Im Pharmageschäft gab es Erlösausfälle im Zusammenhang mit der Verschiebung von Behandlungen, die Sparte Life Science bekam es zu spüren, dass zahlreiche akademische Forschungseinrichtungen ihre Arbeit unterbrochen haben. Deutlich nach oben ging es dagegen im Geschäft mit der Halbleiterindustrie – “das zyklische Tief liegt hinter uns”, sagt Finanzchef Marcus Kuhnert. Für Merck zahlt sich die Übernahme von Versum aus.Die Akquisition von Versum sorgte auch für den Umsatzanstieg des Konzerns im zweiten Quartal von 3,7 % auf 4,1 Mrd. Euro. Organisch sanken die Erlöse um 2,5 %. Auch das Ergebnis ist vom Erwerb des US-Halbleiterzulieferers gestützt. Das bereinigte Ebitda ist gleichwohl um 5,7 % auf 1,1 Mrd. Euro geschrumpft und damit deutlich stärker gefallen, als organisch der Umsatz zurückgegangen ist. Das begründet CFO Kuhnert mit höheren Meilensteinzahlungen in der Pharmasparte im zweiten Quartal des Vorjahres – er nennt einen Nettobetrag von 165 Mill. Euro. Das führte zu einem organischen Ebitda-Rückgang um 11,5 %. Der Rückgang an Meilensteinzahlungen spiegelt sich auch im operativen Cash-flow, der zudem vom Vorratsaufbau zum Erhalt der Lieferfähigkeit geprägt ist. – Personen Seite 16