Merck nimmt sich mehr vor
Einstand nach Maß: Stefan Oschmann, der Chef des Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns Merck, hat anlässlich der Präsentation der ersten Quartalszahlen seiner Amtszeit die Prognose erhöht. Denn das Healthcare-Geschäft läuft besser als vor wenigen Monaten erwartet. Vorrang haben die Integration von Sigma-Aldrich und der Schuldenabbau.wb Frankfurt – Der Pharma- und Chemiekonzern Merck kommt mit der Integration des für 17 Mrd. Dollar gekauften US-Laborspezialisten Sigma-Aldrich voran. “Sowohl bei der Integration der Geschäfte als auch der Hebung der Synergien sehen wir uns voll im Plan”, sagte Finanzvorstand Marcus Kuhnert in einer Telefonkonferenz. In diesem Jahr hat sich Merck zum Ziel gesetzt, 90 Mill. Euro Kostensynergien zu erreichen. Bis 2018 sollen es 260 Mill. Euro werden.Integration, Wachstumsmöglichkeiten mit dem Zukauf nutzen und Schuldenabbau haben für Merck Priorität. Akquisitionen über 500 Mill. Euro soll es zunächst nicht geben. Die Nettoschulden, die infolge des Sigma-Aldrich-Erwerbs stark gestiegen waren, hat Merck gegenüber dem Ultimo 2015 um 200 Mill. Euro auf 12,5 Mrd Euro reduziert.Doch nicht die Sparte Life Science, zu der Sigma-Aldrich seit Mitte November 2015 voll und ganz gehört, sondern Healthcare ist dafür verantwortlich, dass Merck-CEO Stefan Oschmann die Prognose leicht erhöht: Für 2016 erwartet er jetzt ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda als wesentliche Steuerungsgröße) von 4,25 Mrd. bis 4,4 Mrd. Euro und damit etwa 100 Mill. Euro mehr als bisher. Auch der Umsatz wird nach seiner Erwartung etwas stärker wachsen als bisher angenommen: auf etwa 15 Mrd. nach bisher taxierten 14,9 Mrd. Euro. Organisch werde Merck moderat zulegen. Bisher war von leichtem Wachstum die Rede. Dem dürften weiter negative Währungseffekte von 3 % bis 5 % gegenüberstehen. Fruchtbarkeit zahlt sich ausDas Rechenwerk des Dax-Konzerns wird geprägt von dem Milliardenzukauf in den USA. Akquisitionsbedingt schoss der Umsatz im zweiten Quartal um 18,2 % auf 3,8 Mrd. Euro hoch, und das bereinigte Ebitda kletterte um 28,8 % auf 1,16 Mrd. Euro. Damit legte die Marge von 27,9 auf 30,4 % zu.Die Sparte Life Science, also Laborausrüstung, wuchs in den drei Monaten im Umsatz um 80 % auf 1,43 Mrd. Euro. Organisch macht der Zuwachs 8,1 % aus. Das Ebitda vor Sondereinflüssen wurde auf 417 Mill. Euro mehr als verdoppelt. Die Ebitda-Marge vor Sondereinflüssen kletterte von 25,9 auf 29,1 %.Healthcare, also Pharma als größte der drei Merck-Säulen, gab um 2,7 % auf 1,8 Mrd. Euro nach, wobei Währungen mit – 9 % ins Kontor schlugen und organisch ein Plus von 7,4 % gemeldet wird. Zudem wirkte sich die Rückgabe der Rechte an dem Mittel Kuvan an Biomarin Pharma aus. Mit dem Fruchtbarkeitsmedikament Gonal-f legte Merck im Umsatz um 23,1 % zu, vor allem in Nordamerika. Hier profitierte Merck von einer “vorteilhaften Wettbewerbssituation”. Rebif (Behandlung schubförmiger multipler Sklerose) und das Krebsmedikament Erbitux blieben mit 441 Mill. bzw. 232 Mill. Euro nahezu konstant.Die kleinste Sparte Performance Materials, also Flüssigkristalle und Pigmente, ist mit einer bereinigten Ebitda-Marge von 44,1 % nach wie vor die mit Abstand profitabelste. Sie gab im Quartal im Umsatz um 4,7 % nach, was Merck vor allem mit Lagerabbau von Kunden aus der Displayindustrie begründet. Es wurden mit 621 Mill. Euro 3,5 % weniger als in der Vergleichszeit erlöst.Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg trotz höherer Sondereinflüsse im Zuge von Sigma-Aldrich um 9,8 % auf 550 Mill. Euro. Netto wurden mit 312 Mill. Euro allerdings 9,1 % weniger verdient als vor Jahresfrist. Hier schlägt sich laut Kuhnert ein deutlich niedrigeres Finanzergebnis nieder, das vor allem auf das langfristige aktienbasierte Vergütungsprogramm zurückgeht, dessen Wert aufgrund der positiven Entwicklung der Aktie zunahm.