Merck setzt zum Endspurt an

Währungseffekte bremsen - Umsatz und Ergebnis am unteren Ende des Prognosekorridors erwartet

Merck setzt zum Endspurt an

swa Frankfurt – Der Pharma- und Chemiekonzern Merck drückt auf die Tube. Nachdem das dritte Quartal von Vorlaufkosten für Produkteinführungen und negativen Wechselkurseffekten belastet war, rechnet das Unternehmen auch im Rest des Jahres mit deutlichem Gegenwind von der Währungsseite. Das Management geht deshalb davon aus, in der Jahresprognose für Umsatz und Ergebnis nur das untere Ende des Korridors zu erreichen. Negative Währungseffekte werden den Umsatz 2017 um 1 bis 2 % drücken, erklärt Finanzvorstand Marcus Kuhnert.Merck-CEO Stefan Oschmann spricht von einem herausfordernden dritten Quartal aus dem der Konzern nun “voller Dynamik in den Schlussspurt” gehe. Mit den Fortschritten im Produktnachschub im Pharmageschäft erhöhen sich die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung. Merck rechnet 2017 mit Kosten, die 150 bis 200 Mill. Euro über dem Vorjahreswert liegen, will aber am unteren Ende dieses Intervalls landen.Während Merck im ersten Halbjahr noch Rückenwind von der Währungsentwicklung spürte, hat sich das Blatt nun gewendet, wobei nicht nur die Aufwertung des Euro gegen den Dollar belastet, sondern auch gegen Schwellenländerwährungen. Das organische Wachstum von 4,2 % im dritten Quartal wurde somit von negativen Wechselkurseffekten weitgehend egalisiert, so dass die Umsatzerlöse im Konzern bei 3,73 Mrd. Euro stagnierten. Alle Regionen haben zum organischen Wachstum beigetragen, unterstreicht Oschmann.Im Ergebnis machen sich nicht nur Währungseffekte bemerkbar, sondern auch deutlich höhere Forschungskosten, so dass das operative Ergebnis (Ebitda) vor Sondereinflüssen um gut 8 % auf 1,08 Mrd. Euro rückläufig war. In den unbereinigten Ergebniszahlen schlägt sich eine Wertaufholung auf den immateriellen Vermögenswert für Cladribin nach Zulassung des Medikaments nieder sowie der Gewinn von 321 Mill. Euro aus der Veräußerung des Biosimilars-Geschäfts an Fresenius.Aufgefächert nach Segmenten zeigt sich ein gemischtes Bild. Das stärkste organische Wachstum gelang der Pharmasparte Healthcare mit 5,8 %. Dazu trugen Medikamente gegen Diabetes und Schilddrüsenerkrankungen bei, aber auch ein zweistelliges Plus im Geschäft mit frei verkäuflichen Gesundheitsprodukten. Für das rezeptfreie Sortiment ist Merck derzeit auf Käufersuche. Oschmann hebt hervor, dass man sich mit Pfizer, die ebenfalls strategische Optionen für das Consumer-Healthcare-Segment prüft, bei der Trennung nicht in die Quere komme, weil die Geschäfte sehr unterschiedlich seien und damit auch die Bieterkreise. Merck sei eher im “Premiumsegment” unterwegs. Marktanteil schmilztIm hochmargigen Flüssigkristallsegment leidet Merck wie angekündigt unter dem Abschmelzen ihres Marktanteils bei reifen Produkten. Die anderen Bereiche der Sparte Performance Materials seien zwar stark gewachsen, konnten den Rückgang aber nicht wettmachen, so dass die Division im Quartal Umsatzeinbußen von organisch 1,5 % zeigte, das adjustierte Ebitda schrumpfte um fast 12 %. Das Life-Science-Geschäft kam organisch um 4,8 % voran und erhöhte somit die Dynamik. Da sich der Produktmix aufgrund schwächeren Wachstums bei großen globalen Kunden verschlechterte, trat das Ergebnis aber auf der Stelle.