Merck steht fest zum Pharmageschäft

Familiengesellschafter bekräftigen zum Jubiläum ihre Treue zum Unternehmen und zur Arzneimittelsparte

Merck steht fest zum Pharmageschäft

Ein Ausstieg aus dem Darmstädter Pharma- und Chemieunternehmen Merck ist für die Familiengesellschafter auch 350 Jahre nach der Firmengründung kein Thema. Anlässlich einer Feier in Darmstadt, auf der auch Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Gast war, wurde das Engagement bekräftigt. swa Darmstadt – Die Familiengesellschafter von Merck haben anlässlich eines Festakts zum 350-jährigen Bestehen ihre Position als Mehrheitseigner bekräftigt. Die Familie steht fest zu dem Unternehmen, Merck ist nicht zu verkaufen, unterstrich Frank Stangenberg-Haverkamp, der zur elften Generation gehört. Der Vorsitzende des Familienrats hob im Pressegespräch hervor, dass der bis 2030 laufende Familienvertrag um weitere zehn Jahre verlängert werden soll, “um klar zu demonstrieren, dass die Familie hinter dem Unternehmen steht”. Stangenberg-Haverkamp und Johannes Baillou, der Vorsitzende des Gesellschafterrats, sehen den Anteil von derzeit 70,3 % aber nicht in Stein gemeißelt. Wenn sich “die absolute Gelegenheit” ergeben sollte, wäre die Familie bereit, mit ihrer Beteiligung weiter herunterzugehen, sagte Frank Stangenberg-Haverkamp. So eine Gelegenheit habe man noch nicht gefunden und man suche auch nicht aktiv danach. “Aber man soll nie nie sagen”, ergänzte der Gesellschafter. Keine PlayboysAuch am Pharmageschäft will die Familie festhalten, obwohl in dem Segment in der Vergangenheit viele Rückschläge zu verschmerzen waren. “Pharma ist eine unserer drei Säulen und wir stehen absolut dazu”, betonte Stangenberg-Haverkamp. Selbst wenn die Krebsimmuntherapie Avelumab nicht der erhoffte Kassenschlager werde, habe Merck noch “genügend andere hochinteressante Produkte in der Pipeline”. Merck sei und bleibe ein Konzern mit verschiedenen Unternehmensbereichen.Innerhalb des Gesellschafterkreises gebe es nach wie vor Einvernehmen, dass kein Familienmitglied an irgendeiner Stelle in der Firma arbeitet, erklärt Baillou. Es gebe eine große Anhänglichkeit der mehr als 200 Familienmitglieder am Unternehmen, allerdings könne sich auch kein Gesellschafter auszahlen lassen. Stangenberg-Haverkamp unterstrich, dass alle Familienmitglieder in normalen Berufen arbeiten, “den Playboy im Ferrari werden Sie hier nicht finden”. Konzernchef Stefan Oschmann hob in seiner Rede auf der Jubiläumsfeier die technologischen Herausforderungen der Zukunft hervor. Gesellschaft und Industrie stünden an einem entscheidenden Punkt. Einige der Technologien hätten eine ganz neue Qualität und brächten grundlegende ethische Fragen mit sich. Deshalb müsse man sich immer wieder der großen Verantwortung bewusst sein, die ihre Anwendung mit sich bringe. Für Merck stehe fest, dass sich Technologie “immer am Leitbild des freien Individuums mit einer unveräußerlichen Würde” orientieren müsse. Das Unternehmen habe das nötige Rüstzeug, um auch in Zeiten des epochalen Wandels weiterzukommen. Die Geschichte habe gezeigt: “Wissenschaftliche Neugier, gepaart mit verantwortungsvollem Unternehmertum, das ist eine unglaublich mächtige Kombination.”An dem zentralen Festakt in einem Kuppelzelt nahmen 900 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft teil. Bundeskanzlerin Merkel bescheinigte der Familie Merck, mit “Wissen, Willen und Können” offenbar reich gesegnet zu sein, um ein Unternehmen so lange am Leben zu halten. Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier würdigte die funktionierende Sozialpartnerschaft im Unternehmen, wo es 1971 den letzten Streik gegeben habe. Umrahmt wurde die Veranstaltung von der Philharmonie Merck. Das Orchester spielte ein von seinem Dirigenten Ben Palmer eigens für den Anlass komponiertes Werk.