DAS CFO-INTERVIEW

Merck strebt höheres Rating an - Nettoverschuldung sinkt

Der Finanzchef des Pharma- und Chemiekonzerns setzt auf konservative Anlagepolitik

Merck strebt höheres Rating an - Nettoverschuldung sinkt

swa Frankfurt – Das Familienunternehmen Merck will trotz Niedrigzinsphase beim Schuldenabbau keine Pause einlegen. Die 2012 und 2013 fällig werdenen Anleihen wird der Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern zurückzahlen, sagte Finanzchef Matthias Zachert, der seit Mitte 2011 der Geschäftsleitung angehört. Die mit Übernahme des Labordienstleisters Millipore auf über 5 Mrd. Euro aufgetürmte Verschuldung war Ende des zweiten Quartals 2012 wieder auf unter 3 Mrd. Euro abgetragen worden. Auf diesem Wege soll es weitergehen: “Merck ist in einer Entschuldungsphase”, unterstreicht Zachert im Interview der Börsen-Zeitung. Ziel dieser Anstrengungen ist ein höheres Rating. Der Konzern strebt nach der Herabstufung im Zusammenhang mit dem Millipore-Erwerb wieder ein A-Rating an – derzeit ist der Konzern bei “BBB +” bzw. “Baa 2” eingestuft – seit einigen Monaten wieder jeweils mit positivem Ausblick. “Merck ist ein Unternehmen, das immer ein starkes Investment-Grade-Rating haben sollte”, meint Zachert. In den Finanzierungskosten würde eine Hochstufung derzeit indes wenig bringen: “Wir sprechen heutzutage über ein paar Basispunkte.” Es gehe um die strukturelle Stärkung des Konzerns. Dabei werde am Finanzprofil gearbeitet, genau so wie am Geschäftsprofil. Mit Millipore sei das Unternehmen diversifizierter und habe ein deutlich stärkeres “Business-Profil”. Im Zusammenhang damit sieht der CFO auch die eingeleitete Restrukturierung.In der Anlagepolitik verfolgt Merck eine konservative Politik: “Die Rendite steht eindeutig an zweiter Stelle”, unterstreicht Zachert. Es gehe vor allem darum, das Risiko maximal zu diversifizieren – bei einer noch akzeptablen Rendite. Merck habe nach wie vor eine hohe Liquiditätsposition, an dieser Tradition hat sich nichts geändert. Derzeit verfüge der Konzern über freie Mittel von über 1 Mrd. Euro. Zachert hält aber für ein Unternehmen in der Größe von Merck eine freie Liquidität von 1 bis 2 Mrd Euro für ausreichend, “um sich auf alle Imponderabilien einzustellen”. Die Lage in Südeuropa, wo Merck in Griechenland vom Zwangsumtausch von Forderungen in Staatsanleihen betroffen war, hält Zachert nach wir vor für kritisch. Die Situation habe sich in den vergangenen Monaten aber nicht weiter verschärft. Einige Länder hätten das Thema inzwischen sogar etwas deutlicher als Problemfeld erkannt. So habe zum Beispiel die spanische Regierung Maßnahmen ergriffen, um die Verbindlichkeiten gegenüber der pharmazeutischen Industrie abzubauen, erklärt der Manager. Es werde dort gewährleistet, dass nicht nur Banken mit Liquidität versorgt werden, sondern auch Krankenhäuser ihre Verbindlichkeiten reduzieren könnten.—– Interview Seite 11