Metro spannt Investoren auf die Folter
Von Walther Becker, FrankfurtDie Aussage, die Spaltungspläne der Metro seien bei Investoren durchgefallen, wie sich am Aktienkurs zeigte, will Vorstandschef Olaf Koch nicht stehen lassen. Nach dem “heißen Sommer” in Düsseldorf mit den Vorbereitungen für die Aufteilung der Gruppe verkneift er sich aber auch am Tag nach der Präsentation der neuen Struktur (vgl. BZ vom 7. September) detaillierte Aussagen zur künftigen Kapitalausstattung der beiden Gesellschaften. Die nur scheibchenweise veröffentlichten Informationen zu den Plänen sorgen bei Investoren für Verdruss. Beraten wird Metro von J.P. Morgan und Rothschild als Investmentbanken sowie Bain für die Strategie.Ende März hatte Koch nach dem Verkauf von Kaufhof 2015 an Hudsons’s Bay aus Kanada den Spin-off des Lebensmittelhandels verkündet und sich diese Woche am Montag und Dienstag etwas mehr in die Karten schauen lassen – doch stärker wolle er den Schleier nicht lüften, sagt Koch mit Blick auf mögliche Haftungsfragen. Für Dezember – vor dem Kapitalmarkttag auf Basis des Abschlusses 2015/16 (per Ende September) – ist die “finale Entscheidungsfindung” angesetzt. Beschließen sollen die Aktionäre die Spaltung auf der Hauptversammlung, Mitte 2017 wird der Abschluss erwartet. Noch tappen Investoren im Dunklen. Koch rechnet aber mit zwei künftigen MDax-Emittenten.Vorgesehen ist ein unter dem Arbeitstitel Food Co operierendes Unternehmen, das Cash & Carry und Lebensmittel umfasst, und eine CE Co, die in erster Linie auf der Unterhaltungselektronik von Media-Saturn basiert und abgesehen von Pensionsverbindlichkeiten nahezu schuldenfrei ausgestattet sein soll. Die Ankeraktionäre, also die Familien Haniel (24,99 %), Schmidt-Ruthenbeck (15,77 %) und Beisheim (9,1 %), stünden hinter den Plänen. Und Erich Kellerhals, der Minderheitsgesellschafter von Media Saturn? Der “spielt in der Transaktion keine Rolle”, sagte Koch am Mittwoch im Nachklapp zur Präsentation seiner Pläne in Frankfurt. Mit ihm habe man Streitpunkte bis zum Bundesgerichtshof geklärt. “Konglomerat heißt Komplexität, die Aufmerksamkeit konsumiert, zumal es keine erheblichen Synergien gibt”, begründet Koch die Pläne. Schielen auf MultiplesAngeblicher “Kundenmehrwert” hält für das Schielen auf Bewertungsmultiples her: Künftig werde Metro nicht mehr in der Vergleichsgruppe mit Wal-Mart, Carrefour oder Tesco genannt, sondern im Elektronikhandel mit Dixons Retail in Großbritannien, Darty in Frankreich oder der amerikanischen Bestbuy verglichen, sagt Koch. Im Großhandel gehe es um Booker Group in England, Eurocash in Polen oder Jetro und Sisco in Amerika. Die Peergroup der fokussierten Anbieter kommt auf ein Vielfaches von Unternehmenswert zu operativem Ergebnis (Ebitda) in zweistelliger Höhe, während Metro als Gemischtwarenladen bei knapp 6 veranschlagt wird. Diese Lücke will Koch möglichst schließen. Amazon, die sämtlichen Handelskonzernen einheizt, nennt Koch nicht – schließlich sei der US-Multi weit mehr als ein Retailer. Metro, die im Onlinegeschäft mit Unterhaltungselektronik – dank des Basiseffektes – seit zwei Jahren um mehr als 30 % p. a. wachse, könne mit “human touch” punkten: Service, Beratung und Hilfe, die ein reiner Onlinehändler nicht biete. Und 44 % der eigenen Kunden bestellten mobil oder am PC und holten die Ware dann in einer Filiale ab. ——–Die Metro-Aufspaltung nimmt zwar Gestalt an, doch CEO Olaf Koch geizt mit Details.——-