Software

Microsoft enttäuscht mit Ausblick

Ein verhaltener Ausblick auf das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 setzt Microsoft unter Druck. Zuletzt schwächte sich auch das Wachstum in der Cloud ab. Zudem sorgten IT-Probleme am Mittwoch für negative Schlagzeilen.

Microsoft enttäuscht mit Ausblick

Microsoft spürt Gegenwind: Viele Unternehmen würden sich bei Investitionen stärker zurückhalten, sagte CEO Satya Nadella bei der Vorlage der Zahlen für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2023, das am 31 Dezember 2022 endete. Seien die Ausgaben während der Corona-Pandemie noch gestiegen, werde nun versucht, diese zu optimieren.

Das Ende der Freigiebigkeit merkt Microsoft in den Zahlen. Der Umsatz wuchs im zweiten Quartal nur noch um 2 % auf 52,7 Mrd. Dollar. Das war das schwächste Plus seit sechs Jahren. Auf Basis konstanter Wechselkurse weist Microsoft ein Wachstum von 7% aus.

Die Aufwendungen für das in der vergangenen Woche verkündete Sparprogramm, bei dem 10000 Stellen gestrichen werden, schlagen laut CFO Amy Hood mit 1,2 Mrd. Dollar auf das operative Ergebnis durch, das im Vergleich zur Vorjahresperiode um 8 % (bereinigt 3 %) auf 20,4 (bereinigt 21,6) Mrd. Dollar schrumpft. Allein für Abfindungen veranschlagt Microsoft 800 Mill. Dollar. Der Nettogewinn sank im zweiten Quartal deutlich um 12% auf 16,4 Mrd. Dollar.

Auch beim großen Hoffnungsträger, dem Geschäft in der Cloud, flaute die Dynamik gegen Ende des zweiten Quartals ab. Insgesamt setzte Microsoft im zweiten Quartal in der Cloud noch 27,1 Mrd. Dollar um, das Wachstum von 22 % lag über den Erwartungen. Die Bruttomarge stieg im Vorjahresvergleich um zwei Prozentpunkte auf 72 % und lag damit auch über der des Gesamtkonzerns von 67 %.

Cloud verliert an Dynamik

Der Geschäftsbereich „Intelligent Cloud“, zu dem die Plattform Azure gehört, wuchs im zweiten Quartal um 18 % auf einen Umsatz von 21,5 Mrd. Dollar. Die Plattform Azure legte sogar um 31 % zu. Über den Azure OpenAI Service macht Microsoft ihren Kunden auch Anwendungen von OpenAI zugänglich, die den Textgenerator ChatGPT sowie den Bildgenerator Dall-E entwickelt haben. Seit Mitte Januar ist der Azure Open AI Service breit verfügbar und wird Microsoft zufolge bereits von mehr als 200 Kunden genutzt. Microsoft hat erst vor wenigen Tagen erneut in OpenAI investiert und ist nun auch exklusiver Cloud-Anbieter von OpenAI.

Allerdings habe das Wachstum von Azure insbesondere im Dezember nachgelassen, teilte Microsoft weiter mit. Auf Basis konstanter Wechselkurse sank die Wachstumsdynamik von 38 % auf Werte um 35 %. Für das dritte Quartal rechnet Microsoft auf Basis konstanter Wechselkurse mit einem weiteren Rückgang um 4 bis 5 Prozentpunkte.

Insgesamt ist der Ausblick auf das dritte Quartal durchwachsen: Im Bereich „Intelligent Cloud“ rechnet Microsoft mit einem Umsatz von etwa 21,7 Mrd. bis 22 Mrd. Dollar (Q2: 21,5 Mrd. Dollar). Der Geschäftsbereich „Productivity and Business Processes“, zu dem beispielsweise die Office- und Dynamics-Anwendungen gehören, steuerte im zurückliegenden Quartal einen Umsatz von 17 Mrd. Dollar bei, ein Wachstum von 7 %. Für das dritte Quartal rechnet Microsoft auch in diesem Segment mit einer eher konstanten Entwicklung und einem Umsatz von 16,9 Mrd. bis 17,2 Mrd. Dollar.

Absatzschwäche bei PCs

Deutlich rückläufig war im zweiten Quartal das Geschäft im Bereich „More Personal Computing“, zu dem unter anderem der Gaming-Bereich mit der Spielekonsole Xbox sowie das Geschäft mit Windows-Lizenzen auf PCs oder Laptops zählen. Das Segment schrumpfte um 19 % auf 14,2 Mrd. Dollar, im Bereich mit vorinstallierten Windows-Lizenzen („Windows OEM“) betrug der Rückgang sogar 39 %.

Microsoft macht dafür unter anderem Schwierigkeiten bei der Einführung neuer Produkte verantwortlich. Für das dritte Quartal rechnet Microsoft mit weiteren Rückgängen in dem Segment und veranschlagt für „More Personal Computing“ nur noch Umsätze von 11,9 Mrd. bis 12,3 Mrd. Dollar.

Jefferies-Analyst Brent Thill schrieb am Mittwoch, die Ergebnisse der Cloud-Plattform Azure seien besser ausgefallen als befürchtet, die Aussagen für das dritte Geschäftsquartal deuteten jedoch auf ein schwächeres Wachstum hin. Auch Goldman-Sachs-Analyst Kash Rangan betonte das stark gelaufene Cloud-Geschäft. Ansonsten seien Umsatz und Gewinn in etwa im Rahmen seiner Erwartungen ausgefallen. Insgesamt sei der Software-Konzern gut positioniert, um weitere Aufträge zu gewinnen und die Kundenbasis zu stärken, selbst in einem Umfeld gebremsten Wachstums, lautet seine Einschätzung.

Microsoft-CEO Satya Nadella hatte kürzlich betont, der Konzern wolle trotz des jüngsten Sparprogramms in strategischen Schlüsselbereichen wie Anwendungen mit künstlicher Intelligenz weiterhin Personal einstellen. Es gelte jedoch, die Kostenstrukturen mit den Umsätzen und der Kundennachfrage in Einklang zu bringen.

Massive technische Störungen

Nur wenige Stunden nach der Bekanntgabe der aktuellen Microsoft-Geschäftszahlen waren am Mittwochvormittag einige der wichtigsten Anwendungen des Softwarekonzerns von massiven Störungen betroffen. Microsoft teilte via Twitter mit, dass vermutlich eine Netzwerkkonfiguration der Grund für die Ausfälle sei, die weltweit verbreitete Anwendungen wie das E-Mail-Programm Oultook oder den Kommunikationsdienst Teams betrafen. Die Konfigurationen hätten die Verbindung zum Cloud-Dienst Azure beeinträchtigt.

Am späten Mittwochvormittag europäischer Zeit teilte Microsoft mit, man habe die Änderungen rückgängig gemacht. Weltweit hatten bis dahin bereits Tausende Anwender von technischen Schwierigkeiten berichtet. So kam es häufig zu Problemen beim Abruf von E-Mails via Outlook oder bei Videokonferenzen über Teams. Microsoft Teams wird weltweit von etwa 280 Millionen Nutzern verwendet, zumeist im beruflichen Kontext.

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