Milliardenübernahme

Microsoft kämpft um Activision-Deal

Microsoft-Vize Brad Smith will Bedenken der Wettbewerbshüter gegen den Blockbuster-Deal rund um „Call of Duty“ ausräumen. In Brüssel zieht er eine rote Linie – und bringt Zugeständnisse an Konkurrenten mit.

Microsoft kämpft um Activision-Deal

rec Brüssel

Microsoft versucht Europas Wettbewerbshüter gnädig zu stimmen, um grünes Licht für den größten Zukauf der Unternehmensgeschichte zu bekommen. Der US-Softwarekonzern gibt Kunden seiner Konkurrenten Nintendo und Nvidia Zugang zu Videospielklassikern, um den Spieleentwickler Activision Blizzard übernehmen zu dürfen. Das geht aus Vereinbarungen hervor, die nicht zufällig just an jenem Tag bekannt wurden, an dem der Vizechef von Microsoft, Brad Smith, zum Rapport in Brüssel erschien.

Für 69 Mrd. Dollar will Microsoft Activision kaufen. Gelingt der Deal, würden Rechte für einige der erfolgreichsten Videospiele aller Zeiten an Microsoft übergehen, darunter die Action-Serie „Call of Duty“ und die Puzzle-App „Candy Crush“. Der Deal steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung von Behörden in der EU, Großbritannien und den USA. In Amerika laufen bereits Klagen.

Die EU-Kommission hat Microsoft ihre Bedenken kundgetan. Bei einer Anhörung in Brüssel schloss Microsoft-Vize Smith aus, sich mit einer Teilübernahme von Activision zufriedenzugeben und auf die Rechte an einzelnen Blockbustern zu verzichten. „Es ist weder machbar noch realistisch zu glauben, dass ein Spiel oder ein Teil dieses Unternehmens herausgeschnitten und vom Rest getrennt werden kann“, beharrte Smith laut der Nachrichtenagentur Bloomberg im Anschluss an die Gespräche mit der EU-Kommission.

Der Deal würde die Übernahme des Karrierenetzwerks Linkedin durch Microsoft für rund 26 Mrd. Dollar in den Schatten stellen. Das lässt erahnen, welch hohe Umsätze sich der zuletzt schwächelnde Konzern vom Erwerb von Activision verspricht. Microsoft hat Anleger mit einem schwachen Ausblick enttäuscht. Im Zuge eines Sparprogramms streicht der US-Konzern Tausende Stellen.

Zunächst muss Microsoft die Behörden überzeugen. Argwöhnisch ist nicht nur die EU-Kommission, sondern auch die britische Wettbewerbsbehörde CMA. In den kommenden Tagen wird eine vergleichbare Anhörung in London erwartet. Microsoft-Vize Smith erhofft sich von den Gesprächen Signalwirkung für parallel laufende Verhandlungen mit der amerikanischen Aufsicht: „Wenn wir diese Probleme in Brüssel angehen können, wenn wir die Dinge in London klären können, bin ich optimistisch, dass wir auch in Washington vorankommen“, sagte Smith im Interview mit Bloomberg.

Die Vereinbarungen mit zwei direkten Konkurrenten sind dabei ein wichtiger Schritt. So sind Videospielklassiker aus dem Hause Activision künftig für mehr als 25 Millionen Nutzer der Streamingplattform Nvidia Geforce Now verfügbar. Kunden des japanischen Anbieters Nintendo können „Call of Duty“ auf der Switch-Konsole spielen. Die Verträge sind auf jeweils zehn Jahre angelegt. Smith zufolge profitieren insgesamt etwa 150 Millionen Kunden.

Diese Übereinkünfte sind als klares Zugeständnis an die Wettbewerbshüter zu werten. Das lässt sich unschwer dem Wortlaut der Übereinkunft mit Nintendo entnehmen: „Wir sind bestrebt, anderen Spieleplattformen langfristig einen gleichberechtigten Zugang zu Call of Duty zu ermöglichen, um mehr Spielern eine größere Auswahl zu bieten und den Wettbewerb auf dem Spielemarkt zu stärken.“ Die Wettbewerbshüter der EU-Kommission haben eine Entscheidung bis zum 11. April in Aussicht gestellt.

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