Microsoft wird zentraler Partner für deutsche Autoindustrie

Volkswagen vertieft Partnerschaft und stellt sich auf softwaredominierte Zukunft ein - Auch Daimler und BMW setzen auf Redmond

Microsoft wird zentraler Partner für deutsche Autoindustrie

Von Sebastian Schmid, Berlin “Wir bauen Plattformen, auf denen unsere Partner ihre Plattformen bauen können. Wir wollen keine abhängigen Kunden”, versichert Microsoft-CEO Satya Nadella am Mittwoch bei einem Termin mit Volkswagen-CEO Herbert Diess in Berlin. Der Chef des weltgrößten Software-Konzerns ist dieser Tage der zentrale Ansprechpartner der deutschen Autoindustrie. Zwei Tage zuvor hatte er sich in Barcelona mit Daimler-CEO Dieter Zetsche getroffen – der Stuttgarter Autokonzern ist ebenso ein Partner wie BMW, wo Diess vor dem Wechsel nach Wolfsburg Entwicklungschef war.Die Autoindustrie bringt Microsoft also viel Vertrauen entgegen. Nadella betont daher auch, dass man sich als Wegbereiter in die digitale Zukunft sieht und sich nicht als Wettbewerber positionieren wird. Gegenüber Google, die mit Android Auto eine Lösung aus einer Hand deutlich näher kommt, damit aber auch die Kundenerfahrung bei den Partnern kontrolliert, setzt sich Microsoft damit klar ab.Volkswagen ist sich der Bedeutung der Digitalisierung für die Autoindustrie bewusst, wie Diess verdeutlicht. In Zukunft werde der Kontakt eines Kunden zum Auto immer mehr von der Software bestimmt. Die Frage, “können wir so gut in Software wie in Hardware sein”, stehe im Raum. Bis dahin sei der Weg in jedem Fall noch weit. Von der fünfstelligen Anzahl an Ingenieuren, die VW beschäftige, sei nur ein Bruchteil in der Softwareentwicklung. “Bei jüngeren Wettbewerbern arbeitet etwa die Hälfte dort.”Man müsse lernen, dass Software ein Produkt sei, an dem konstant weitergearbeitet werde. Bislang sei oft Fahrzeugsoftware entwickelt, ins Fahrzeug installiert und dann nie wieder angefasst worden, es sei denn etwas Gravierendes habe dies nötig gemacht. Das sei künftig keine Option mehr. Wegen der langen Produktnutzungszeit müsse VW künftig bereit sein, “Software über zehn Jahre und länger zu unterstützen.” So häufige Updates wie auf dem Smartphone sollten die Kunden allerdings nicht erwarten. Anders als bei den Mobiltelefonen könne man es sich als Autohersteller nicht erlauben, es “erst beim dritten Update hinzubekommen”, so Diess. Nadella pflichtete ihm bei und sprach von einer steilen Lernkurve auch für seine Branche. In der realen Welt angewandte Software müsse sehr viel robuster sein als früher. Die Herausforderungen, vor denen die Automobilindustrie stehe, seien immens, ist Nadella überzeugt. Der Wandel in der Mobilitätswelt sei vielleicht der größte Umbruch, den er in seinem Leben erleben durfte, so der Microsoft-Chef. “Autos werden zu Computern auf Rädern.”Wie in den Computern ohne Räder sieht sich Microsoft in dieser Welt offenbar als den Anbieter des Betriebssystems bzw. von dessen grundlegender Architektur. Allerdings nicht nur im Automobilsektor. In fünf bis zehn Jahren werde man zwischen der virtuellen Software-Branche auf der einen und den realen Branchen wie der Autoindustrie und dem Einzelhandel auf der anderen Seite wahrscheinlich gar nicht mehr in dieser Form unterscheiden. “Dann wird alles digitalisiert sein.” Möglichst viel davon mit Microsoft als Rückgrat besagter Digitalisierung.