Mietendeckel trifft Grand City kaum
Steigende Mieten haben dem Wohnimmobilienkonzern Grand City Properties im ersten Halbjahr weiter Auftrieb gegeben. Das Unternehmen baute das operative Ergebnis im Vergleich zur Vorjahreszeit um 7 % aus. Den geplanten Mietendeckel in Berlin sieht das Management relativ gelassen. hek Frankfurt – Der Immobilienkonzern Grand City Properties hat im ersten Halbjahr weiter von steigenden Mieten profitiert. Aus um 4 % auf 278 Mill. Euro gestiegenen Miet- und Betriebseinnahmen erwirtschaftete das Unternehmen ein operatives Ergebnis (Funds from Operations) von 106 Mill. Euro, 7 % mehr als im Vorjahreszeitraum. Das geht aus dem Zwischenbericht hervor, der am Montag vorgelegt wurde. CEO Christian Windfuhr sprach von einem weiteren erfolgreichen Quartal. Zur Halbzeit des Geschäftsjahres sei man zuversichtlich, die Ziele für das Gesamtjahr zu erreichen.Der geplante Mietendeckel in Berlin bereitet Grand City laut Windfuhr keine großen Probleme, da nur 13 % der Mieteinnahmen betroffen seien. Sollten die Mieten in der Hauptstadt tatsächlich für fünf Jahre eingefroren werden, könne man entgangene Einnahmen mit Einsparungen etwa bei Reparaturen und Instandhaltungen auffangen. “Wir wissen nicht, wie es in Berlin weitergeht”, sagte der Manager im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Windfuhr zeigte sich zuversichtlich, dass über das Moratorium “noch einmal nachgedacht wird”. Denn der Deckel sei kontraproduktiv, da es schwieriger werde, den Bau neuer Wohnungen anzuschieben. Das Grundproblem, der Wohnungsmangel in Berlin, werde so nicht gelöst.Windfuhr plädierte dafür, dass sich Politik und die Großen der Branche zusammensetzen, um Lösungen zu erarbeiten. In diesem Rahmen signalisierte er Bereitschaft, in den Wohnungsneubau einzusteigen. Auf den eigenen Grundstücken könnten nach seinen Schätzungen rund 3 000 Wohnungen entstehen. Anders als Konkurrenten wie Deutsche Wohnen und Vonovia betreibt Grand City bisher keinen Neubau. Die geplante Verschärfung der Mietpreisbremse treffe das Unternehmen weniger als andere, da die Mieten von Grand City meist signifikant unter dem Mietspiegel lägen. Nun werde es “ein, zwei Jahre länger dauern, bis wir unsere Mieten an das Marktniveau herangeführt haben”, sagte Windfuhr.Nach starken Zuwächsen in früheren Jahren seien nun “an allen Ecken und Enden” geringfügige Verbesserungen erreicht worden, sagte Windfuhr und verwies auf den Anstieg der bereinigten Ebitda-Marge, die Gewinne aus Immobilienverkäufen und längere Kreditlaufzeiten. Das vergleichbare Mietwachstum wird mit 3,8 % angegeben. Davon entfallen 3,5 Prozentpunkte auf Mietanhebungen und 0,3 Punkte auf Leerstandsabbau. Im Schnitt müssen Mieter nun 6,25 Euro je Quadratmeter berappen gegenüber 5,80 Euro vor einem Jahr. Der durchschnittliche Buchwert der Immobilien liegt aktuell bei 1 359 Euro je Quadratmeter.Unter dem Strich steht ein Gewinnrückgang im Halbjahr um 8 % auf knapp 250 Mill. Euro. Denn das Immobilienportfolio wurde diesmal mit 211 Mill. Euro nicht so stark aufgewertet wie in der Vorjahreszeit (250 Mill. Euro). Für das laufende Jahr peilt das Management unverändert zwischen 211 Mill. und 213 (i.V. 198) Mill. Euro Funds from Operations an. Analysten zeigten sich weitgehend zufrieden. Die Resultate lägen alles in allem nahe an seinen Schätzungen, kommentiere Georg Kanders vom Bankhaus Lampe. Die Privatbank Berenberg stufte den flächenbereinigten Mietanstieg und die Finanzkennzahlen als solide ein. Positiv stimme auch die Verlängerung der durchschnittlichen Laufzeiten der Kredite.Grand City besitzt 81 000 Wohnungen im Wert von 7,6 Mrd. Euro, die überwiegend in diversen nordrhein-westfälischen Städten, Berlin, Dresden/Leipzig/Halle, im Großraum Frankfurt/Mannheim und Hamburg/Bremen liegen. Zudem ist das Unternehmen in London tätig – auf die britische Metropole entfallen 11 % des Portfolios. Die Obergrenze für London liege bei 15 % und für das Ausland insgesamt bei 25 %, sagte Windfuhr. Das liquide Vermögen betrage 769 Mill. Euro, so dass reichlich Feuerkraft vorhanden sei, um attraktive Akquisitionsgelegenheiten wahrzunehmen. Im ersten Halbjahr wurden für 300 Mill. Euro Wohnungen erworben, unter anderem in London, und für 187 Mill. Euro Einheiten zu 7 % über dem Buchwert veräußert. Zum Verkauf stehen noch Objekte im Wert von 208 Mill. Euro.