Milliardenaufträge für Digitalisierung des Heeres

Rheinmetall geht in Stellung für "Foxtrott" - Deutsch-holländische Kooperation erhöht Auftragspotenzial

Milliardenaufträge für Digitalisierung des Heeres

cru Frankfurt – Die Armeen Deutschlands und der Niederlande bereiten sich gemeinsam auf das Gefechtsfeld des digitalisierten Krieges vor. Im Ausgabenprogramm der Bundeswehr ist die seit langem anstehende Modernisierung der Kommunikationsinfrastruktur des Heeres ohnehin schon der dickste Brocken. Für Rheinmetall ergibt sich aus der Kooperation der beiden Nachbarländer nun ein um mehrere Milliarden Euro höheres Auftragspotenzial als bislang bekannt, wie Konzernkreise berichten.Die Bundeswehr hat sich im Juni für die “Digitalisierung landbasierter Operationen” (D-LBO) mit dem niederländischen Militär zusammen getan. Im Nachbarland wird das Projekt unter dem Titel “Foxtrott” vorangetrieben. Für die Anbieter aus der Industrie läuft das milliardenschwere kombinierte Vorhaben neuerdings unter dem Namen “Tactical Edge Network” (TEN). Allein Deutschland stellt dafür bis 2030 rund 12 Mrd. Euro zur Verfügung. Bis zu diesem Zeitpunkt sollen beide Heere digital interoperabel agieren. Deutsche und niederländische Rüstungseinkäufer teilen sich inzwischen beim Beschaffungsamt der Bundeswehr in Koblenz ein gemeinsames Projektbüro, das als Ansprechpartner der Rüstungsindustrie dient. Joint Venture mit RohdeRheinmetall bündelt für das militärische Digitalisierungsprojekt die Kräfte mit dem Münchener Elektronikspezialisten Rohde & Schwarz. Das Joint Venture, mit dem die beiden Unternehmen antreten, um den Bedarf für integrierte Kommunikationssysteme zu bedienen, heißt RRS-Mitcos und hat seinen Sitz in Berlin. Rohde & Schwarz würde das Kommunikationssystem für TEN entwickeln und Rheinmetall wäre für die Fahrzeugintegration zuständig, wenn die beiden Konzerne den Zuschlag erhalten sollten.Der Bund plant, im Jahr 2023 mit der Neuausrüstung der Fahrzeuge zu beginnen. Vorher muss aber noch das System entwickelt werden. Auch die Aufträge sind noch nicht vergeben, was bald geschehen müsste, um den Zeitplan einzuhalten. “Wir rechnen mit einem Herbst der Entscheidungen im Verteidigungsministerium”, sagt ein Konzerninsider.Generalleutnant Frank Leidenberger spricht im “Infobrief Heer” bereits von einem “Internet of military things”. Das Investitionsvolumen liegt laut Rheinmetall bei “mehreren Milliarden Euro”. Allein für neue Kommunikationsinfrastruktur des Heeres gibt die Bundeswehr nach Einschätzung des Bankhauses Lampe rund 5 Mrd. Euro aus.Die “RRS-Mitcos Rheinmetall – Rohde & Schwarz – Military IT and Communications Solutions GmbH” hat im November 2018 in Berlin ihre Tätigkeit aufgenommen, nachdem die kartellrechtlichen Überprüfungen abgeschlossen wurden und der Eintrag ins Handelsregister erfolgt ist.Rheinmetall hält die Mehrheit von 74,9 % am Gemeinschaftsunternehmen, ein Anteil von 25,1 % liegt bei Rohde & Schwarz. Die Geschäftsführung besteht aus Sprecher Peter Obermark, Sonderbeauftragter des Rheinmetall-Vorstands, und dem Software-Berater Udo Stoll.Namhafte industrielle Partner und Auftragnehmer wie Thales und Airbus könnten laut Analysten in das Projekt einbezogen werden und sollen “unter Wahrung nationaler Vertrauenswürdigkeit” das beste Angebot machen. Die Bundeswehr will ihre Funksysteme erneuern, unter anderem in Tausenden Bundeswehr-Fahrzeugen. Es geht um das künftige digitale Gefechtsführungssystem der Landstreitkräfte – um drahtlose Kommunikation sowie Netzwerk- und Cybersicherheit. Börsenwert verdoppeltDer Kurs der Rheinmetall-Aktie zog am Freitag um 1,2 % auf 107,90 Euro an, liegt damit aber noch unter dem im April 2018 erreichten Rekordhoch von 118 Euro. Die Marktkapitalisierung des Konzerns hat sich aber auch so binnen drei Jahren verdoppelt auf 4,7 Mrd. Euro.