Mit Comparex hoch hinaus

Von Walther Becker, Frankfurt Börsen-Zeitung, 13.10.2018 Comparex, 1986 als Gemeinschaftsunternehmen von BASF und Siemens zum Verkauf von Hitachi- und Fujitsu-Großrechnern gegründet, läuft in einen neuen Hafen ein. Die Schweizer Software One, an...

Mit Comparex hoch hinaus

Von Walther Becker, FrankfurtComparex, 1986 als Gemeinschaftsunternehmen von BASF und Siemens zum Verkauf von Hitachi- und Fujitsu-Großrechnern gegründet, läuft in einen neuen Hafen ein. Die Schweizer Software One, an der US-Finanzinvestor KKR seit 2015 ein Viertel der Anteile hält, übernimmt den IT-Dienstleister aus Leipzig komplett. Verkäufer ist die österreichische Raiffeisen Informatik, die 2009 die damals börsennotierte PC-Ware akquiriert hatte. Als erste Verkaufsabsichten mit der Investmentbank Jeffries vor drei Jahren durchsickerten, wurde eine Bewertung von 350 Mill. Euro genannt. Jetzt wird das Preisetikett nicht offengelegt.Mit dem Microsoft-Reseller Comparex verliert eines der zehn größten IT-Systemhäuser in Deutschland seine Unabhängigkeit. Der privat gehaltene Erwerber Software One nennt sich “globaler Marktführer im Bereich Software- und Cloud-Portfolio-Management” und will mit Comparex nichts weniger als “einen weltweit führenden Anbieter für globale Software-Plattformlösungen und -Services” schaffen. Damit arbeiten künftig immerhin 5 500 Experten als “softwareoptimierte, cloudgeführte Belegschaft” unter dem eidgenössischen Dach. Mit ihrem Investor KKR habe Software One “viel Zeit auf die Suche nach dem richtigen Partner verwendet”, sagt deren Aufsichtsratschef Daniel von Stockar.Es entsteht ein IT-Dienstleister mit Schwerpunkt auf Verwaltung und Optimierung von Software, der mit Niederlassungen in 88 Ländern aktiv ist. Die bislang in Leipzig sitzende Comparex hat 2 450 Beschäftigte, Software One aus Stanz rund 3 000. Comparex setzte zuletzt 2,5 Mrd. Euro um, Angaben zum Ergebnis werden nicht gemacht. Der Schwerpunkt liege auf Software Asset Management, Lizenzmanagement und E-Procurement. Das Volumen an Software-Einkäufen, die die erweiterte Schweizer Gruppe für ihre Kunden verwaltet, wird auf über 10 Mrd. Euro beziffert. In der Branche sind etwa die börsennotierten Wettbewerber Bechtle, Computacenter oder Cancom tätig.Die Gründer von Software One bleiben Mehrheitsaktionäre des zusammengeführten Unternehmens, sagt von Stockar. Die Firma wurde von ihm, dem im Juni gestorbenen Schweizer Patrick Winter, dem Medienunternehmer Beat Curti und René Gilli 1985 gegründet.Bei Comparex war Siemens schon zwei Jahre nach dem Start von Bord gegangen, BASF, damals noch eine große Nummer bei Magnetbändern, übernahm später 100 %, gab nach Umsatzeinbrüchen 1995 dann 40 % der Comparex-Anteile an Persetel aus Südafrika und ging 1999 ganz heraus. Der Trend ging, wie von IBM demonstriert, weg von den Uniprozessor-Mainframes, Systeme mit einer Reihe kleinerer Prozessoren wurden weitaus kostengünstiger. Drei Jahre darauf gab es ein Management-Buy-out mit der später insolventen TDMI. Mitte 2007 ging Comparex an die seit dem Jahr 2000 in Frankfurt börsennotierte PC-Ware. Schon 2008 beteiligte sich Raiffeisen Informatik an PC-Ware und kam später nach dem Squeeze-out auf 100 %. Seit drei Jahren wurde dann nach einer neuen Lösung gesucht – und jetzt in der Schweiz gefunden.—– Von Siemens mit BASF gegründet, geht Comparex nach Auf und Ab in Schweizer Hände. —–