Mit Traton sagt der Eisbrecher am IPO-Markt ab

Volkswagen nennt das Marktumfeld als Grund - Ebbe an Börsenneulingen in Frankfurt - Was macht Conti?

Mit Traton sagt der Eisbrecher am IPO-Markt ab

Von Walther Becker, FrankfurtDa hat Wolfsburg den deutschen IPO-Markt auf dem falschen Fuß erwischt: Überraschend schiebt Volkswagen den avisierten Börsengang der Lkw- und Bustochter Traton auf die lange Bank. Mit einem Volumen von 5 Mrd. bis 6 Mrd. Euro bei einer Bewertung um 30 Mrd. galt die Transaktion als Eisbrecher für das IPO-Jahr in Frankfurt. Doch auch mit einem hochkarätigen Bankenkonsortium – Citi, Deutsche Bank, Goldman Sachs und J.P. Morgan sind mandatiert – kann es schiefgehen.”Wenn Traton schon nicht fliegt, warum soll dann Conti kommen?”, fragt ein Marktteilnehmer mit Blick auf den ins Auge gefassten Börsengang der Antriebssparte des Reifen- und Zuliefererkonzerns Continental. Auf jeden Fall dürfte der Preisdruck für dieses jetzt unter Vitesco firmierende, aus alter und neuer Technologie gemischte Geschäft steigen. Ansonsten sieht es an größeren Börsengängen für dieses Jahr mau aus.”Wir bedauern wegen des aktuell schwachen Marktumfeldes von einem Börsengang der Traton SE Abstand nehmen zu müssen”, lässt sich VW-Finanzchef Frank Witter zitieren. Es ist der gleiche CFO, der sich noch am Dienstag für die Transaktion aussprach. Dem Deal nahestehende Personen rätseln über die Gründe. Schließlich ziehen die Märkte nach dem schwachen und volatilen Schlussquartal 2018 wieder an. “Vielleicht stecken irgendwelche Machtspiele in dem hoch politischen Konzern hinter der Absage”, vermutet ein anderer Beobachter. Als Verlierer wird insbesondere Vorstandschef Herbert Diess genannt, der mit dem IPO einen energischen Schritt zur Veränderung im Konzern hätte gehen können. Allerdings ist unklar, welche Themen Investoren bewegen, die VW zu der Absage führen ließen. Dabei hat eine Vielzahl von ihnen geradezu gedrängt, möglichst rasch Nägel mit Köpfen zu machen. “Die Botschaft des Finanzmarktes ist klar: Nicht nur, dass die Investoren den Börsengang deutlich befürworten, die überwiegende Mehrheit ist auch der Meinung, dass er eher früher als später stattfinden sollte”, hieß es von der Investmentbank Evercore nach einer Marktstudie.”Der Vorstand strebt unverändert einen Börsengang bei einem besseren Marktumfeld an”, heißt es nur. Die Strategie, die Truck-Tochter mit ihren Marken MAN, Scania und den brasilianischen VW-Nutzfahrzeugen zu einem weltweiten Champion der Branche zu machen, bleibe das gemeinsame Ziel von Volkswagen und Traton, sagt Witter. Die VW-Vorzugsaktie gab gestern kurz nach, notierte zum Xetra-Schluss aber im Plus. Im Sommer hatte die chinesische Geely die Börsenrückkehr von Volvo Cars abgesagt. Zuletzt ging aus der Branche Aston Martin an die Börse, die Aktie verlor seit dem IPO 40 %.Zwar ist das Lkw-Geschäft zyklisch, wie Investoren wissen, doch aus VW-Sicht sei es positiver, jetzt noch den Schub vom Markt mitzunehmen. Länger mit der Abspaltung am Kapitalmarkt zu warten, könne mit schwächerer Konjunktur eine niedrigere Bewertung bedeuten. Traton steigerte 2018 den Umsatz um 6 % auf 25,9 Mrd. Euro, das bereinigte operative Ergebnis kletterte um 13 % auf 1,7 Mrd. Euro. Witter wurde am Dienstag mit den Worten zitiert: “Es ist kein Geheimnis, dass der gesamte Vorstand der Meinung ist, dass der Börsengang von Traton eine sehr gute Idee ist; die Teams sind schon seit langem am Ball.” Ihr erster Versuch war ein Fehlpass.