M&A

Mobilfunkanbieter ringen um die magische Zahl 3

Mit den milliardenschweren Zusammenschlüssen von Vodafone und Hutchison in Großbritannien und Orange und Másmóvil in Spanien unternimmt die Branche einen neuen Anlauf, die Zahl der Anbieter in einem Land auf drei zu reduzieren. Dabei locken hohe Synergien, aber es bremst der Widerstand der Behörden.

Mobilfunkanbieter ringen um die magische Zahl 3

Die magische Zahl 3

Telekombranche ringt in Europa um Konsolidierung – Zwei Mega-Fusionen im Mobilfunk warten auf grünes Licht

hei Frankfurt

In einem seit Monaten eher tristen M&A-Klima sorgt in jüngster Zeit die europäische Telekombranche für Lichtblicke. Im Gegensatz zur Start-up-Szene, wo der Dealflow stark zurückgegangen ist, tun sich die Beteiligten nicht in erster Linie schwer, sich auf gemeinsame Bewertungsvorstellungen zu einigen. Aber die angestrebte Konsolidierung im Mobilfunk stößt auf anhaltend starken Widerstand der Kartellbehörden, insbesondere wenn es um eine Verringerung der Netzbetreiber in einem Land von bisher vier auf drei geht. So hängen derzeit zwei Megafusionen im Mobilfunk in der Warteschleife: in Spanien der bereits vor einem Jahr verkündete Zusammenschluss von Orange und Másmóvil, bei dem ein Branchenschwergewicht im Wert von rund 18 Mrd. Euro entstehen soll, sowie in Großbritannien der vor kurzem vereinbarte Merger von Vodafone UK und Hutchison 3UK. Auch hier geht es um 15 Mrd. Pfund, also gut 17 Mrd. Euro.

Lange Transaktionsunsicherheit

Für die Analysten von Scope ist das ein Grund zur Beruhigung. Sie verweisen in ihrem aktuellen Research darauf, dass die behördlichen Widerstände das Risiko schuldenfinanzierter M&A-Transaktionen in der Branche eindämmen. Die Anteilseigner der Telekomunternehmen sind darüber indes nur begrenzt erleichtert. Denn die monate- oder oft jahrelange Transaktionsunsicherheit, die die langen behördlichen Prüfungen mit sich bringen, lastet auf dem Kurs und mindern oft den Deal-Wert.

Vodafone hofft auf Synergien von jährlich mehr als 700 Mill. Pfund bis fünf Jahre nach Closing. Bisher ist nicht klar, wie lange die britischen Wettbewerbsbehörden den Deal prüfen werden. Allerdings sind diese in der Vergangenheit bei großen Übernahmen eher durch eine restriktive Haltung aufgefallen, vor allem im Telekom- und Technologiebereich. Scope hält es daher für zweifelhaft, dass die Competition and Markets Authority schneller und großzügiger prüft als die EU.

Die hat just für Orange und Másmóvil eine vertiefte Prüfung in der Phase 2 verkündet, die sich offiziell bis 4. September erstrecken würde. Allerdings lehrt die Erfahrung, dass zähe Verhandlungen über mögliche Auflagen, die grünes Licht ermöglichen, sich weit länger hinziehen können. Eine Folge ist, dass es in vielen europäischen Ländern noch immer vier oder sogar mehr Mobilfunknetzbetreiber gibt. Der Durchschnitt liegt Scope zufolge bei etwa 3,6. Orange und Másmóvil haben einen Abschluss der Transaktion Ende 2023 geplant.

Newcomer am Start

Überall dort, wo eine Reduzierung, der Anbieterzahl von vier auf drei gelungen ist, unter anderem in Deutschland, Portugal und Belgien, gab es umfangreiche Auflagen, die vor allem hierzulande die Grundlagen für den Markteintritt eines vierten Netzbetreibers schufen. 1&1 ersteigerte eine 5G-Mobilfunklizenz und will nun ein eigenes Netz aufbauen. Dasselbe passierte in Portugal und Belgien, wo ebenfalls zwei 5G-Netz-Newcomer unterwegs sind.

Im zähen Ringen um eine Reduzierung der Mobilfunknetzbetreiber in einem Land von vier auf drei gilt die Milliardenfusion in Spanien als neuer Testfall, vor allem was die konkreten Auflagen angeht. Daraus dürfte die Branche ableiten, ob sich der Kraftakt weiterer großer Zusammenschlüsse lohnt. Insbesondere bei Vodafone, die sich im Umbau befindet und derzeit ihr Portfolio gründlich überprüft, wird der Ausgang sicher genau beobachtet.

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