Modekonzern Tom Tailor hängt weiter in der Luft

Großaktionär Fosun zögert mit Beitrag zur Kapitalstärkung - Kaum Resonanz auf Übernahmeofferte

Modekonzern Tom Tailor hängt weiter in der Luft

Von Carsten Steevens, HamburgAm 6. Juni um 24 Uhr endet die erste Annahmefrist für das im Zusammenhang mit der Kapitalerhöhung im Februar angekündigte freiwillige Übernahmeangebot an alle Tom-Tailor-Aktionäre durch Fosun. Ob der mit 35,35 % an dem finanziell angeschlagenen Modekonzern beteiligte chinesische Ankeraktionär dann in Hamburg für Planungssicherheit sorgen wird, ist unklar. Auch nach einer von Tom Tailor am Dienstagabend verbreiteten Ankündigung hängt der Konzern weiterhin in der Luft.Laut der Mitteilung wird der erst seit zwei Jahren amtierende Aufsichtsratschef Thomas Tochtermann mit der gerichtlichen Bestellung eines neuen Aufsichtsratsmitglieds, spätestens aber zum 25. Juni sein Mandat niederlegen. Fosun strebe “in der derzeitigen Sondersituation der Gesellschaft eine stärkere Repräsentanz im Aufsichtsrat” an. Vorstandschef Heiko Schäfer erklärte, er bedauere den Rücktritt von Tochtermann – einem früheren McKinsey-Berater – und danke ihm für “die vertrauensvolle Zusammenarbeit und kompetente Begleitung”. Für Tochtermann soll Aufsichtsratsmitglied Junyang (Jenny) Shao an die Spitze rücken. Als neues Mitglied ist Fosun-Fashion-CFO Michael Chou vorgesehen (vgl. BZ vom 29. Mai).Offen ist hingegen weiterhin ein Finanzierungsbeitrag des seit 2014 engagierten chinesischen Großaktionärs zur Verbesserung des wirtschaftlichen Eigenkapitals von Tom Tailor. Gespräche zwischen Konsortialbanken des Modeunternehmens und Fosun, die sich zunehmend schwieriger gestalteten, wie die Hamburger vor gut zwei Wochen durchblicken ließen (vgl. BZ vom 15. Mai), blieben bislang ergebnislos.Das Tagesgeschäft der Kernmarke Tom Tailor sieht der an der Börse mit 97 Mill. Euro bewertete Konzern, dessen Aktie 2010 zu einem Preis von 13 Euro in den Handel kam, durch die Planungsunsicherheit zwar nicht gravierend beeinträchtigt, wie veröffentlichte vorläufige Zahlen für das Jahr 2018 und das erste Quartal zeigen. Die sich hinziehenden Verhandlungen verzögern aber die Vorlage des endgültigen Jahresabschlusses 2018 sowie finaler Zahlen für die ersten drei Monate 2019 durch den Konzern, dessen Eigenkapital durch die schwache Entwicklung der 2012 übernommenen Best-Ager-Marke Bonita, eine vollständige Abschreibung des Bonita-Markenwerts über 184,5 Mill. Euro sowie weitere Wertminderungen von Vermögenswerten des Geschäftsbereichs Bonita zum Jahresende 2018 belastet wurde. Offen ist zudem die Zustimmung der acht Konsortialbanken, die eine Anpassung von Finanzkennzahlen (Financial Covenants) unter dem Konsortialvertrag billigen sollen, zu dem im März verkündeten Verkauf der Problemtochter, die auf Mode für Frauen ab 50 spezialisiert ist, an die niederländische Victory & Dreams International.Das Fosun-Übernahmeangebot an die Aktionäre von 2,31 Euro je Aktie hält das Tom-Tailor-Management für zu niedrig. Anklang hat es bislang kaum gefunden. Einer Fosun-Mitteilung von Montag zufolge wurden rund 0,115 % des Aktienkapitals angedient. Der Großaktionär, der zur Finanzierung der Übernahme von der Commerzbank eine Kreditfazilität von bis zu 78 Mill. Euro erhält, verfolgt allerdings nicht das Ziel, mehr als 50 % der Tom-Tailor-Aktien und -Stimmrechte zu halten. Eine Mindestannahmeschwelle für das Angebot besteht nicht.